13 Dinge, die man als Tennisspieler 2020 nicht mehr tun sollte
Die Vorfreude ist groß, auch wenn noch nicht ganz klar ist, wer denn nun wann wirklich wieder auf den Tennisplatz darf. Zur Vorbereitung hat der Tennis-Insider Marco Kühn aber schon mal dir wichtigsten Tipps parat.
von Marco Kühn
zuletzt bearbeitet:
19.04.2020, 09:07 Uhr
Ärgerst du dich auch immer über die wiederkehrenden Fehler, die man einfach nicht abstellen kann?
Dies müssen nicht immer die technischen Fehler bei der Vor- oder Rückhand sein. Es können auch Gewohnheiten sein, die einem schon vor dem Beginn eines Matches den berühmten Pudding in den Arm zaubern.
Sobald die schlägerfreie Zeit vorbei ist willst du schnell dein bestes Tennis spielen. Lass uns deswegen in diesem Artikel 13 Dinge durchsprechen, die du als Tennisspieler vermeiden solltest. Wir sprechen nicht nur über lustige Verhaltensweisen sondern über Bereiche, die du schnell für dich umsetzen kannst.
1) Gegner stalken
Quervergleiche, Recherche der letzten Ergebnisse und andere Interpretationen in Zahlen bringen dich nicht weiter. Tennis ist ein Sport, der nicht selten über die Tagesform entschieden wird. Dazu hat der Spielstil sehr viel mit dem Ergebnis zu tun. Das sture Vergleichen von Ergebnissen bringt dich also nur zu einem Ziel: Verwirrung.
Du kannst dir einige Informationen zu deinem nächsten Gegner einholen. Halte dich aber mit einer tiefgründigen Analyse deiner erhaltenen Infos zurück.
2) Schnell schnell spielen
Wenn du deine starke Vorhand aus dem Halbfeld im Match konstant in Punkte verwandeln willst, dann brauchst du zunächst Sicherheit. Diese Sicherheit gewinnst du, wenn du nicht von Beginn an zu schnell spielst. Ja klar, es macht unglaublich viel Spaß die schnelle Vorhand des Gegners mit einer noch schnelleren Peitsche zu beantworten.
Bedenke aber, dass das schnelle Spiel mit erhöhtem Risiko verbunden ist. Ein Dominic Thiem kann direkt vom ersten Punkt weg die Rückhand-Longline feuern, als hätte er die letzten drei Stunden nur Rückhand gespielt. Dominic darf aber nicht dein Maßstab sein.
Als Hobbyspieler mit großen Zielen solltest du zunächst einen kleinen Umweg nehmen. Spiele erst sicher und halbhoch über das Netz. Gewinne Vertrauen in deine spielerischen Stärken und setze diese dann im Match ein.
3) Den Platzwart zur Verantwortung ziehen
"Der Ball verspringt immer ..." oder auch: "Viel zu langsam der Court ...". Du wirst die zahlreichen Ausreden für die eigene schwache Leistung kennen. Gib nicht immer dem armen Platzwart die Schuld für einen leichten Fehler. Damit gibst du nämlich die Verwantwortung für deine Ergebnisse ab.
Überlege stattdessen, wie du dich auf den schwierig zu bespielenden Platz bestmöglich einstellen kannst. Versuche dir Bereiche auf dem Platz zu merken, die besonders anfällig für das Verspringen der Bälle sind.
Du agierst so wesentlich cleverer und nimmst die volle Verantwortung für deine Leistung auf dich. Das bringt dich immer weiter.
4) Mit dem Gegner diskutieren
Ein Gegner, der dich ständig in Diskussionen verwickeln will, hat nur ein Ziel: Deine Nerven zum flattern bringen. Er will, dass du dich ablenkst und im besten falle auch noch aufregst. Mit dieser mentalen Strategie bringt er dich aus deinem eigentlich konstanten Schlagrhythmus.
Halte deine Reaktionen auf die Diskussionsversuche deiner Gegner gering. Nicke mit dem Kopf oder reagiere mit einem Grinsen. Behalte dabei deine Emotionen im Auge und schau, dass du niemals zu sehr emotional auf deinen Gegner und seine Verhaltensweisen reagierst.
5) Über den Mondballspieler aufregen
Die größe Stärke des Mondballspielers ist dein Frust. Jeder Gegner, der dich ausschließlich hoch auf deiner Rückhand anspielt, will dich zunächst in den Wahnsinn treiben. Wenn er dich dann dort hat, dann spielt er auch noch einen Stopp.
Durchschaue diese Psychologie und tappe nicht in die ausgelegten Fallen des Mondballspielers. Spiele nicht zu hohes Tempo. Nimm längere Ballwechsel an und spiele mehr Winkel. Es ist für den Mondballspieler komplizierter aus dem Lauf heraus hohe und lange Bälle kurz vor die Grundlinie zu spielen.
6) Den Gegner auf ein Podest stellen
Dein Kontrahent macht im Einspielen keinen Fehler und spielt auch noch einen extremen Spin mit der Vorhand. Was läuft in deinem Kopf ab, wenn du dich zum ersten Return im Match stellst?
Du denkst, dass du es mit dem zukünftigen Champion von Roland Garros aufnehmen musst. In den meisten Fällen ist dies aber, du wirst es dir denken können, nicht der Fall. Die Qualität eines Spielers zeigt sich, wie er die Schläge aus dem Laufen heraus meistert. Das reine Zuspielen, wie beispielsweise im Einspielen, ist hingegen kein Gradmesser für die Qualität eines Spielers.
7) Schnell den Kopf in den Sandplatz stecken
Zwei leichtfertig verschlagene Returns im ersten Aufschlagspiel können im schlimmsten Fall deine emotionale Grundlage für den Rest des Matches bilden.
Das ist keine gute Grundlage für ein umkämpftes Match mit allen Ups und Downs, oder? Darin besteht allerdings die Dynamik eines jeden Matches. Du benötigst eine hohe Frustrationstoleranz, um konstant deine Leistungen verbessern zu können.
Dazu gehört, dass du die schwachen Phasen eines Matches ebenso verstehen und annehmen kannst wie die Phasen, in denen deine Vorhand wie am Strich gezogen ins Eck des Gegners flattert. Wer zu schnell den Lopf in den Sand steckt blockiert sich selbst und sein Potential.
Tipp: Analysiere nach einem leichten Fehler sofort, was du beim nächsten Schlag in ähnlicher Position besser machen kannst. Du gewinnst im Kopf direkt ein Erfolgserlebnis.
8) Sich selbst schlechter reden, als man ist
Auf der einen Seite sind wir alle Experten darin den Gegner stark zu reden. Auf der anderen Seite sind unsere Gedanken im Match uns selbst gegenüber viel zu negativ. Wir sind unfair uns selbst gegenüber und erwarten Spielzüge, die nicht immer zu spielen sind. Hinzu kommt, dass selbst gut herausgepsielte Punkte sofort mit einem "Ach, es geht ja doch ..." abgehakt werden.
Kurzum: Wir können es uns im Match nie recht machen.
Im Training haben wir einen Trainer, der uns nach drei Fehlern motiviert. Im Match müssen wir uns selbst ein Coach sein. Wir müssen uns selbst aufbauen, motivieren und anfeuern. Dies ist die wesentlich gesündere Variante der Gedanken.
Tipp: Hake leichte Fehler schneller ab, indem du dich sofort wieder anfeuerst: "Komm, auch Rafa macht mal Fehler. Die nächste Vorhand kommt wieder!" oder: "Da war zu viel Rückenlage dabei. Beim nächsten Schlag wieder mehr mit dem Gewicht nach vorn gehen. Auf geht`s!".
9) Chaos in der Tennistasche
Stell dir vor du sitzt bei 3:6 und 4:5 aus deiner Sicht auf der Bank. Deine Kondition läuft bereits im Standby-Modus. Du weißt genau, dass du für diesen Fall eine Banane eingepackt hast.
Aufgrund des Chaos in deiner Tasche findest du diese Banane erst nach 70 Sekunden. Du bist während dieser 70 Sekunden schon wieder von dir selbst genervt. In den letzten 20 Sekunden schlingst du diese Banane noch irgendwie in dich hinein. Dann stellst du dich kauend zum Return.
Wie wirst du mit einer solchen Vorbereitung während des Seitenwechsels die ersten Punkte im Aufschlagspiel spielen? Eben ...
Packe deine Tasche bewusst und zumindest mit ein wenig System. Solltest du ein hoffnungsloser Chaot sein, dann lege deine wichtigsten Utensilien direkt auf das Chaos in deiner Tasche.
10) Training und Turnier miteinander vergleichen
"Mensch, ey ... Vorgestern kam die Rückhand im Training doch noch wie ein Strich. Was ist denn hier los?".
Im Training hattest du den Kopf aber auch nicht voll mit Zweifeln. Im Training hattest du keinen Leistungsdruck. Im Training war es dir noch relativ egal, wie das Trainingsspielchen ausgeht.
Deine Leistungen aus dem Training und dem Turnierspiel miteinander zu vergleichen ist unfair dir selbst gegenüber. Diese Denkstruktur spült dich nur noch tiefer in den Sog aus Nervosität, Angst und dem berühmten Zitterarm.
Ein starker Turnierspieler vergleicht seine Leistungen aus den Turnierspielen miteinander. Das ist ein großer Unterschied.
11) Von Punkt zu Punkt hetzen
Lass dir doch endlich mal mehr Zeit. Du musst weder von Punkt zu Punkt, noch vom ersten zum zweiten Aufschlag hetzen. Es gibt Spieler, die holen nach einem verschlagenen ersten Aufshclag nicht mal Luft, bevor sie den zweiten Aufschlag beginnen.
Diese Hetzerei bringt allerdings ausschließlich Nachteile mit sich. Dabei kannst du durch simple Methoden schnell mehr Ruhe in deine Abläufe zwischen den Punkten bringen. Tippe den Ball fünfmal mit deinem Schläger auf und atme dabei tief durch.
Tipp: Bei Hektik kann das bewusste Durchatmen schnell mehr Ruhe in deine Gedanken bringen. Dies ist zu Beginn ungewohnt, kann aber schnell zu einer sehr gesunden Gewohnheit für dich werden.
12) Immer durch die Mitte servieren
Dein Gegner gewöhnt sich schneller an deinen schnell durch die Mitte gespielten Aufschlag als an einen Slice-Aufschlag - mal mittig, mal nach außen.
Das Schema des "erster Aufschlag hart, zweiter Aufschlag langsam" macht deine Aufschlagspiele zu einer Zeitung, die dein Gegner bereits gestern gelesen hat.
Es passiert nichts neues oder außergewöhnliches.
Du hast aber viele Variationen in deinem Repertoire - nutze sie. Serviere beim ersten Aufschlag mal mit Slice auf den Körper des Gegners. Wenn du den Kick gut spielen kannst, dann spiele diese Variante auch mal beim "Ersten". Dein Aufschlag sollte für deinen Gegner kaum zu erahnen sein. Dies beschäftigt deinen Gegner und kann deine Aufschlagspiele entscheidend erfolgreicher gestalten.
13) Rutschen statt laufen
Jeder Spieler rutscht gern auf der roten Asche. In bestimmten Situationen ist das Rutschen sogar taktisch klug. Es ist aber nicht klug zu fast jedem Ball zu rutschen.
Deine Beinarbeit leidet auf Dauer. Du verlernst das Gefühl für das Timing deiner Schläge und stehst dann zu oft nicht richtig zum Ball. Wir wollen gar nicht weiter ausmalen was passiert, wenn du dann nach der Sommersaison in die Halle wechselst und dort nicht mehr rutschen kannst.
Lauf die Bälle auf der roten Asche lieber aus. Ausnahmen könnten ein guter Stopp deines Gegners oder ein Defensivschlag sein. Deine Beinarbeit und dein Timing werden es dir vor allem auf Dauer danken.
Viel Erfolg auf der roten Asche!