Als Musters Karriere am seidenen Faden hing

Vor einem Vierteljahrhundert erlitt Thomas Muster seinen so folgenschweren Unfall in Key Biscayne, kam aber doch zurück. Und wie!

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.04.2014, 18:16 Uhr

Es war nach dem Australian-Open-Halbfinal-Einzug im Jänner 1989 der bisherige Höhepunkt in seiner Karriere, als Thomas Muster beim großen ATP-Turnier von Key Biscayne im selben Jahr ins Endspiel gegen den Weltranglisten-Ersten Ivan Lendl vorgedrungen war. Nach einem 0:2-Satzrückstand hatte er Frankreichs Spitzenspieler und Tennis-Clown Yannick Noah noch mit 5:7, 3:6, 6:3, 6:3, 6:2 niedergerungen. Nur wenige Stunden darauf folgte aber der absolute Tiefpunkt, mit dem keiner rechnen hatte können. Ein betrunkener Autofahrer namens Norman Sobie fuhr den Steirer am 1. April 1989 nach seinem Halbfinal-Sieg auf offener Straße nieder. 25 Jahre ist der Unfall von Key Biscayne nun her, der Musters Laufbahn mit einem Schlag an einem seidenen Faden hängen ließ.

Statt der erhofften Revanche fürs verlorene Australian-Open-Halbfinale ging's für Österreichs Tennis-Helden auf schnellstem Weg ins Krankenhaus. Das Kreuz- und Seitenband im linken Knie waren völlig zerstört. Nach der Heimreise wurde er in Wien operiert. Viele hätten da die Flinte ins Korn geworfen und sofort einen Schlussstrich unter die Ambitionen als Profispieler gezogen. Doch nicht Muster. Ganz im Gegenteil: Wie ein Berserker fing der Leibnitzer damit an, unermüdlich für das Comeback zu arbeiten. Nur zwei Wochen nach dem Eingriff stand er bereits wieder zum Training auf dem Tennisplatz. Legendär sind die Aufnahmen von Muster auf einer Holzbank sitzend, mit dort abgestütztem, im Spaltgips befindlichem linken Bein und schon die ersten Bälle schlagend.

Der Rest ist Geschichte. Denn Musters Ehrgeiz und Überwindungskraft, sich selbst zu quälen, kannte keinerlei Grenzen, die Rückkehr in die Erfolgsspur war die Belohnung dafür. Noch im September kam er auf die Tour zurück. In Genf ging er zunächst bloß im Doppel an den Start und erreichte mit Wojtek Fibak auf Anhieb das Halbfinale. In der Woche darauf stürmte er in Barcelona mit einem Sieg über Henri Leconte ins Viertelfinale, wo er erst seinem Landsmann Horst Skoff unterlag. In Adelaide gelang ihm gleich zu Saisonbeginn 1990 der sechste ATP-Triumph, der erste in seiner zweiten Karriere. Noch 38 weitere sollten folgen, darunter der bis heute einzige eines Österreichers in der Einzelkonkurrenz eines Grand-Slam-Turniers, am 11. Juni 1995 bei den French Open in Paris. Der letzte Titel: 1997 ausgerechnet in Key Biscayne.

Muster schloss damit seinen Frieden mit dem Turnier im Süden Floridas. Der Unfall von Key Biscayne hat die steirische Kämpfernatur nicht stoppen können. Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, ob erst dieser Muster so stark gemacht hatte oder ob seine Karriere sonst noch viel erfolgreicher verlaufen wäre. Was meint ihr?Diskutiert mit - hier und auf derfacebook-Seite von tennisnet.com Österreich.

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Dienstag
01.04.2014, 18:16 Uhr