Alexander Zverev und Co.: Schiedsrichter-Beschimpfungen auch ein Zeichen von großer Arroganz
Dass Tennisprofis die Schiedsrichter bei vermeintlichen Fehlentscheidungen angehen und heftig beleidigen, ist nicht nur falsch. Es ist auch ein Zeichen höchster Arroganz. Ein Kommentar.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
26.02.2022, 18:24 Uhr
![Alexander Zverev Alexander Zverev hat für Deutschland ausgeglichen](/fileadmin/_processed_/b/b/csm_atpcup-zverev-norrie_ff51482d94.jpg)
Man stelle sich nur mal folgende Szene vor: Alexander Zverev verschlägt einen einfachen Schmetterball, im Zweifel einen beim 5:5 im Tiebreak des entscheidenden Satzes.
In diesem Moment kraxelt der Schiedsrichter von seinem Stuhl und schreit Zverev an: "Wie kannst du den verschlagen! Wie dumm kann man sein!? Den hätte meine Oma verwandelt, wie kannst du den nicht machen, Mann!!! Bist du Tennisprofi oder was!? Tu endlich deinen Job, du verdammter Idiot!"
Darf ein Schiedsrichter keinen einzigen "unforced error" machen?
Jaja, okay, der Vergleich hinkt etwas, der Schiri erleidet durch den Fehler eines Spielers natürlich keinen Schaden. Aber eins bleibt gleich: Zverev hätte einen "unforced error" begangen, einen "Fehler ohne Not". Genau das tut ein Schiedsrichter bei einer Fehlentscheidung auch.
Tennisprofis produzieren Fehler ohne Not im Laufe eines Matches am laufenden Band, an schlechten Tagen viel zu viele. "War halt nicht mein Tag heute", hört man oft im Anschluss. Das sollte mal ein Schiri sagen... Nein, von ihm verlangen die Profis, dass er fehlerfrei agiert, teilweise über Stunden hinweg, tagtäglich. Wie arrogant kann man sein!
Kurz mal in die Lage des anderen versetzen, bitte...
Alexander Zverevs Aussetzer war in vielen Belangen völlig daneben. Die Geldstrafe ist bislang ein Witz. Vor allem aber fehlt mal wieder die menschliche Ebene, auch wenn Zverev (oder sein Management) kurz später einen Entschuldigungstext veröffentlicht hat. Natürlich sind Fehlentscheidungen bitter und ärgerlich. Beschimpfungen und Beleidigungen aber sind völlig fehl am Platz.
Wie gut, dass bei immer mehr Turnieren, auf immer mehr Plätzen, das Hawk-Eye für Klarheit sorgt. Und insbesondere Linienrichterinnen und Linienrichter aus der Schusslinie nimmt. Dennoch sollte eine gewisse Selbstdisziplin und gute Kinderstube auch unter Tennisprofis nicht zu viel verlangt sein.
Eine kurze Aufregung in der Hitze des Gefechts ist menschlich, ja. Aber: Der Fehler eines anderen ist genau das auch.