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Andrea Petkovic und Laura Siegemund: Der Weg zurück bleibt steinig

Andrea Petkovic und Laura Siegemund sind in der ersten Runde der US Open ausgeschieden. Für beide gestaltet sich der Weg zurück zu alter Stärke steinig.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 29.08.2018, 11:45 Uhr

Andrea Petkovic, US Open

Als Angelique Kerber vor sieben Jahren an sich und ihrem Tennisleben verzweifelte, war Andrea Petkovic hilfreich zur Stelle. Petkovic war damals Kerbers beste Freundin, sie war aber auch die Nummer 1, die erste aus der Mädelscombo, die in die Weltspitze aufgerückt war.

Petkovic holte die kriselnde Kielerin an die Offenbacher Tennisakademie, gemeinsam trainierten die Nationalspielerinnen dann einen ganzen Sommer lang, Kerber so hart wie nie zuvor. Mit einem kuriosen Ergebnis: Kerber, eben noch bereit, ihre Karriere aufzugeben, erreichte bei den US Open das Halbfinale - es war der Startschuss für einen jahrelangen Aufstieg bis hin zu Grand Slam-Erfolgen und dem einstmals utopisch anmutenden Sprung auf den Ranglisten-Gipfel. Und Petkovic: Sie rutschte in der Hackordnung langsam und schleichend bergab, sie kämpfte mit immer neuen Verletzungen, musste immer wieder Comeback-Anläufe nehmen.

Petkovic kämpfte in glühender Hitze - das Happy End blieb aus

Am Dienstag spielten Petkovic und Kerber hintereinander auf dem neuen Louis Armstrong-Court bei den US Open - für Kerber war es der erste und erfolgreiche Auftritt (7:6, 6:3 gegen Margarita Gasparyan) nach dem einmaligen Karriere-Höhepunkt in Wimbledon, dem Finalsieg gegen Serena Williams.

Für Petkovic war es dagegen der nächste bittere Rückschlag beim wahrscheinlich letzten größeren Rückkehr-Anlauf zu altem Glanz. Gegen die Weltranglisten-Zehnte Jelena Ostapenko kämpfte Petkovic mit höchster Intensität in glühender Hitze, ein ums andere Mal holte sie aussichtslose Rückstände in der Open-Air-Sauna von Flushing Meadow auf, nur um am Ende doch als frustrierte 4:6, 6:4, 5:7-Verliererin vom Spielfeld zu marschieren.

"Petko" merkt, "dass die Schritte nach vorne kommen"

Er war fast ein wenig symptomatisch, dieser bitter frühe Schlusspunkt der US Open-Kampagne, symptomatisch für den schweren, steinigen Weg, den Petkovic geht. "Ich gebe aber nicht auf. Ich merke, dass ich Schritte nach vorne mache", sagte Petkovic hinterher. Im Sommer, immerhin, hatte sie mehrere Rivalinnen von Rang schlagen können, auch die letztjährige US Open-Siegerin Sloane Stephens. Gegenwärtig steht sie auf Platz 89 der Weltrangliste, irgendwie im Niemandsland.

Petkovic war, wie gesagt, einmal die deutsche Nummer eins. Auch die Wortführerin im nationalen Frauentennis und so etwas wie der verlängerte Arm der damaligen Fed Cup-Chefin Barbara Rittner. So weit hatte es Laura Siegemund nicht gebracht, als ihre Karriere einen jähen Rückschlag erhielt - aber im Mai 2017 war die drahtige Schwäbin gefühlt die Nummer 1 des deutschen Frauentennis, sie war gerade stolze Siegerin des Porsche Grand Prix in Stuttgart geworden, während Kerber tief in der Krise steckte.

Bei Siegemund fehlt noch "die Selbstverständlichkeit" im Spiel

Siegemund galt sogar als eine der Topfavoritinnen für die French Open seinerzeit, doch dann kam der verhängnisvolle Moment von Nürnberg, der Kreuzbandriss, der den späten Aufschwung der Metzingerin brutal stoppte. "Es war, als ob du von Wolke sieben in die Hölle geschleudert wirst", sagte Siegemund einmal.

15 Monate später hat sie immer noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen, sie erlebt ähnlich wie Petkovic, wie schwer es ist, wieder den Anschluss an die Besten und Allerbesten zu finden. "Ich fühle mich wieder topfit", sagt Siegemund, "aber oft fehlt das Gefühl, was man wie in bestimmten Momenten machen muss. Es fehlt die Selbstverständlichkeit im Spiel."

Petkovic: "Ich habe zwei Jahre nur rumgedaddelt"

Siegemund startet derzeit bei bestimmten Turnieren mit einem geschützten Ranglisten-Platz, eigentlich käme sie als Nummer 148 der Charts nicht in ein Hauptfeld wie bei den US Open. Das Nahziel für Siegemund nun: Ein Platz unter den Top 100, der auch in der nächsten Saison die Teilnahme an den Majors ermöglichen würde - und damit auch ein finanzielles Grundgerüst zur Deckung der laufenden Unkosten. "Ich muss viel Geduld haben, aber Geduld zählt nicht unbedingt zu meinen Stärken", sagt Siegemund.

Petkovic hat wie Siegemund nicht die Hoffnung verloren, dass es noch einmal weit nach vorne geht. "Ich habe zwei Jahre nur rumgedaddelt, keine klare Linie gehabt. Aber jetzt bin ich wieder gierig, topmotiviert", sagt die Darmstädterin, "ich habe den Glauben an mich zurückgefunden. Die Fragezeichen und Zweifel sind weg." Aber der große, durchschlagende Erfolg ist auch noch nicht da. Auch nicht bei Siegemund, die sagt: "Ich rege mich oft tierisch auf, dass es nicht richtig vorwärts geht. Aber dann sage ich mir auch: Du bist schon ganz schön weit gekommen. Es ist noch ganz viel möglich, viele gute Jahre."

von Jörg Allmeroth

Mittwoch
29.08.2018, 11:45 Uhr