Andy Roddick über Federer-Trick: "Ich war der Idiot, der 12 Jahre brauchte, das rauszufinden"
Andy Roddick hätte wohl einige Wimbledon-Titel intus - wäre da nicht immer Roger Federer im Weg gestanden. Und der hatte offenbar jahrelang seinen Spaß mit dem Returnspiel des US-Amerikaners.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
05.05.2020, 11:02 Uhr
Andy Roddick und Roger Federer verband im Laufe ihrer Karriere eine Hassliebe. Viermal trafen die beiden in Wimbledon aufeinander, alle vier Duelle gewann der Schweizer. Roddicks brutalste Niederlage: 2009, als er einen völlig missglückten Rückhand-Volley entfernt war von einer 2:0-Satzführung und am Ende mit 14:16 im fünften Satz unterlag. Sein Leiden hatte er schon Jahre zuvor bei einer Siegerehrung erklärt: "Ich würde dich gerne hassen, aber du bist einfach zu nett", sagte er da.
Nett war offenbar das eine - schlau das andere. Denn Federer hatte offenbar eine Sache durchschaut: Wann Roddick beim Return die Rückhand umlaufen wollte, um die Vorhand reinzuzimmern. "Eine Zeitlang habe ich stets den falschen Zeitpunkt gewählt, einen zweiten Aufschlag zu umlaufen", so Roddick im Gespräch mit dem Tennis Channel. "Ich schätze, ich war immer eine Viertelsekunde zu früh dran - und Roger wusste das." Federer blicke, entgegen anderen Spielern, sehr lange zum Returnspieler, wenn er serviere - zum Leidwesen Roddicks.
Irgendwann aber habe ihm das jemand gesteckt. "Die letzten Male, als ich gegen ihn gespielt habe, habe ich die Returns reingekloppt! Zwischendurch mal drei oder vier am Stück. Da hat Roger zu mir rübergeschaut nach dem Motto: 'Oh, weißt du's endlich.' Ja, ich war echt der Idiot, der 12 Jahre gebraucht hat, um das herauszufinden."
Federer - einer der besten Aufschläger
Der Aufschlag von Federer sei ohnehin einer der besten. Zwar nicht der schnellste, aber Federer könne bei gleichem Ballwurf alle Punkte des T-Feldes treffen. Schrecke bei keinen Spielstand vor irgendeiner Art Aufschlag zurück, spiele auch mal einen langsamen Twist-Aufschlag als erstes Service. Und habe keine vorhersehbaren Gewohnheiten gehabt.
Auch als Returnspieler habe Federer einfach mit einer kleinen Bewegung unglaubliche viele Bälle zurückgebracht und den Ballwechsel auf "neutral" gesetzt. Und sei dann sowieso der Bessere gewesen. "Zu seiner Glanzzeit konnte er Serve-and-Volley spielen, starke Defensive, und hat hat extrem gut passiert - auch das wird oft übersehen", so Roddick, der mit einer 3:21-Bilanz gegen Federer seine Karriere beendete, aber immerhin das finale Spiel der beiden gewann. Unter anderem dank seiner Returns.