Aneke Rune: „Die Spieler müssen vor Doping auch geschützt werden“
In einem Interview im dänischen „Ekstra Bladet“ nahm Aneke Rune ausführlich Stellung zum Clostebol-Fall von Jannik Sinner und mahnte dabei auch Verfehlungen verschiedener Behörden und Institutionen an.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
28.02.2025, 21:03 Uhr

Weltweit sieht man Aneke Rune meist nur im Hintergrund, wenn ihr Sohn Holger auf der Tennis-Tour seiner Arbeit nachgeht. Dass die 55-jährige dennoch eine interessante Gesprächspartnerin mit einem klaren Blick auf die Tennis-Szene darstellt, demonstrierte sie im Interview in der dänischen Boulevard-Zeitung „Ekstra Bladet“.
Angesprochen auf den Fall Sinner zeigte sie sich geschockt, wie schnell die Übertragung des androgenen Steroids vonstatten gehen kann: „Wenn man ein wenig über Clostebol liest, erkennt man, wie leicht es auf andere Menschen übertragen werden kann, wenn es von Dritten eingenommen wurde. Denken Sie darüber nach, wie vielen Fans sie High-Fives geben, welche Oberflächen sie berühren, etc.“
Große Versäumnisse sieht Rune vor allem im Land Italien, das nicht rechtzeitig auf die zahlreichen positiven Fälle im Land reagiert habe: „Mittlerweile ist Clostebol in fast allen Ländern ein verschreibungspflichtiges Medikament und daher besteht nur ein geringes Übertragungsrisiko. Aber nicht in Italien. Dies sollte eine Konsequenz aus all den Fällen sein, die sie hatten, um ihre Athleten zu schützen.“
Bei Substanzen, die leicht von Dritten übertragen werden können, sieht sie Änderungsbedarf bei der Festlegung der unteren Grenzwerte: „Es ist wichtig, auf die unteren Grenzwerte bei leicht übertragbaren Stoffen zu achten, damit die Sportler am Ende nicht in eine völlige Isolation geraten. Sie können nicht den ganzen Tag isoliert von anderen Menschen sitzen und den ganzen Tag Bio-Bananen essen, aus Angst vor einem Test. Ich habe kürzlich von einem Sportler gelesen, bei dem Spuren von etwas gefunden wurden, die in starkem Alkohol vorkommen, isoliert aber leistungssteigernd sein können. Es gibt auch Steaks, bei denen die Kuh Steroide gefressen hat, die dann in Tests auftauchen.“
Bezüglich der Abwicklung des Falles Sinner kann Rune die Kritik an der oft unterschiedlichen Handhabung nachvollziehen: „So wie ich es lese, denke ich, dass die Kritik der Sportler vor allem darin besteht, dass es im Einzelfall so unterschiedliche Richtlinien gibt, wenn es sich um offensichtliche Unfälle und nicht um Doping handelt.“ Dabei fordert sie einen klaren Zeitplan: „Es darf z.B. nicht länger als maximal X Tage dauern, um zu bestätigen, ob eine Vergiftung vorliegt oder nicht, damit die Sportler ihre Karriere schnell wieder aufnehmen können und nicht ein Jahr aussetzen müssen, weil irgendwelche Büroangestellte mit irgendwelchen Analysen um minimalste Mengen herumspielen.“