Kerber hat Melbourne-Schmerz verarbeitet: "Nach der Party war alles wieder gut"

Angelique Kerber hat die Enttäuschung über das so knapp verpasste Finale bei den Australian Open verarbeitet. Wie sie tennisnet erzählte, spielten dabei eine Überraschungs-Party und die vielen positiven Reaktionen auf ihre bisherigen Leistungen 2018 die Hauptrollen. In dieser Woche will "Angie" in Doha wieder angreifen.

von Ulrike Weinrich
zuletzt bearbeitet: 11.02.2018, 17:30 Uhr

Angie Kerber hat sich von den Australian Open gut erholt.

Von Ulrike Weinrich aus Doha

Die Frage aller Fragen musste kommen. Aber sie sorgte bei Kerber für ein entspanntes Lächeln. Die Kielerin saß im grell beleuchteten Medienzentrum des Khalifa International Tennis Complexes von Doha und berichtete komplett gefasst über die Zeit zwischen maßloser Enttäuschung und tiefster Zufriedenheit.

Über die emotionale Achterbahnfahrt nach dem so knapp verpassten Finale bei den Australian Open vor zweieinhalb Wochen gegen Simona Halep (3:6, 6:4, 7:9). "Ich bin nach Hause geflogen und habe die Schläger erst einmal in der Tasche gelassen. Ich musste körperlich und mental runterkommen, denn ich war gefühlsmäßig schon hin- und hergerissen", sagte Kerber am Sonntag im tennisnet-Interview.

Party als Überraschung: "Ich wusste vorher gar nicht, wer alles kommt"

Zwei, drei Tage zog sich diese Phase hin. Dann war eine besondere Party der Abschluss des Verarbeitungsprozesses. Die Familie hatte anlässlich ihres 30. Geburtstages, den Kerber am 18. Januar beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres verbrachte, eine Nachhol-Feier veranstaltet. "Das war wirklich eine Überraschung. Sie haben alle Freunde eingeladen, ich wusste vorher gar nicht, wer alles kommt", erzählte die zweimalige Major-Siegerin und meinte: "Und nach diesem Abend war wieder alles gut."

Will heißen: Nach diesem Abend hatten die vielen tollen Erinnerungen an den Australien-Swing mit dem Titelgewinn in Sydney, dem Halbfinal-Einzug in Melbourne und der Matchbilanz von 14:1 Siegen 2018 endgültig die negativen Gedanken über die verpassten Chancen (zwei Matchbälle) in der Vorschlussrunde der Australian Open überdeckt.

Match gegen Simona Halep: Viel Zuspruch nach Niederlage

"Angie" ist back. Das weiß keine so gut, wie sie selbst, die die Kraft der alten Fähigkeiten wieder in sich spürt. In neuem Gewand sozusagen - nach einer vergangenen Saison zum Vergessen. Auftrieb gab Kerber in den vergangenen Wochen auch das positive Echo auf ihren epischen Kampf gegen Halep über 2:20 Stunden in der Rod Laver Arena. "Ich habe die Reaktionen in Deutschland gesehen, wie alle mich unterstützt haben und wie meine Leistung aufgenommen wurden. Das ist die Bestätigung, die ich mir immer wünsche", betonte die Weltranglistenneunte.

Zumal ihr ungemein wichtig sei, "dass die Fans und die Leute Zuhause wieder das gesehen haben, was mich auszeichnet. Ich habe wieder mein Herz auf dem Platz gelassen, spiele wieder mein Tennis - und kämpfe. Das war der größte Fortschritt und das erste für den Saisonstart." Und deshalb war die Niederlage gegen Halep mit ein bisschen Abstand betrachtet anders einzuordnen: "Sie war nicht mehr so schmerzhaft."

In Doha aber hat längst die Zukunft begonnen. Seit Freitag ist Kerber vor Ort auf der palmengesäumten Anlage, nachdem sie in der vergangenen Woche im europäischen Winter wieder mit dem Schlagtraining begonnen hatte. In der Halle zwar, aber die Umstellung von Indoor auf Outdoor mit Sonne und Temperaturen von 25 Grad Celsius war noch nie ein Problem für sie. "Ich mag die Sonne, ich mag, wenn es warm ist. Ich bin bereit", sagte Kerber.

Angelique Kerber in Dubai gegen Stosur oder Begu

Mit dabei auf der Halbinsel am Persischen Golf ist neben Trainer Wim Fissette auch Rob Brandsma, mit dem Kerber einen Fitness-Block absolvieren will. Nach einem Freilos in der ersten Runde trifft die Linkshänderin am Mittwoch in ihrem Auftaktmatch entweder auf Samantha Stosur (Australien) oder Irina-Camelia Begu (Rumänien). Im Viertelfinale könnte es bei den mit 2,897 Millionen Dollar dotierten Qatar Total Open zum reizvollen Duell mit der dänischen Melbourne-Siegerin Caroline Wozniacki kommen. Kerber hatte 2014 schon einmal im Endspiel von Doha gestanden - und dort gegen Halep verloren.

Dass Kerber auch in Doha äußerst gefragt ist, zeigte sich am Medientag. Zwar fehlt sie in diesem Jahr auf dem offiziellen Turnierposter, doch drei Fernseh-Anstalten baten die Linkshänderin am Sonntag zu Interviews vor das Mikrofon. Und auch die freien Minuten sind in diesen Tagen verplant. "Ich habe den Sieg von Laura Dahlmeier bei den Olympischen Winterspielen im TV gesehen - und auch das Springen", berichtete Kerber, die als Kind selbst Ski gefahren ist.

Als "besonders" wertete sie zudem die Tatsache, dass erstmals seit über 20 Jahren wieder zwei deutsche Spielerinnen in den Top Ten stehen. Julia Görges (10.) und sie selbst. "Das ist für uns eine tolle Sache. Jetzt wollen wir natürlich versuchen, so lange wie möglich dort zu bleiben", kündigte Kerber an und lobte die Entwicklung: "Wir haben gute deutsche Spielerinnen in den Top 100 beziehungsweise Top 50. Ich denke, wir haben diesbezüglich einen guten Fortschritt gemacht."

von Ulrike Weinrich

Sonntag
11.02.2018, 17:30 Uhr