Kerber-Coach Schüttler: "Für mich steht außer Frage, dass sie noch viel erreichen kann"
Rainer Schüttler tritt die Nachfolge von Wim Fissette als Trainer von Angelique Kerber an. Die Wahl ist vielleicht überraschend, aber es gibt einige Berührungspunkte zwischen der Wimbledonsiegerin und dem Ex-Profi.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
13.11.2018, 20:05 Uhr
Als Aljoscha Thron vor ein paar Wochen heiratete, waren auch zwei prominente Tennis-Gäste auf der großen Vermählungsparty. Natürlich Angelique Kerber, die Wimbledonsiegerin, die Thron als Manager betreut. Aber auch Rainer Schüttler (42), der frühere Top Ten-Spieler und Australian Open-Finalist, der mit seiner Frau Jovana aus der Schweiz in die hessische Heimat gekommen war.
Kerber und Schüttler sollen sich angeregt unterhalten haben an jenem Tag, die Kielerin hatte wohl zu diesem Zeitpunkt auch schon den Entschluss gefasst, sich von ihrem belgischen Übungsleiter Wim Fissette zu trennen, zu zerrüttet war das Verhältnis des Duos.
Kerber und Schüttler gleichen sich in vielerlei Hinsicht
Nun wurde am Dienstagabend ganz schnell offiziell, was in den letzten Tagen noch als Gerücht durch die Tennisszene gewabert war: Kerber und Schüttler, die beiden Hochzeitsgäste, bilden demnächst auch ein Paar. Der ehemalige Weltranglisten-Fünfte wird neuer Trainer der dreimaligen Grand Slam-Siegerin und zeitweiligen Nummer eins in der Frauentennis-Hierarchie, wie Manager Thron bestätigte.
Es ist eine sportliche Allianz zwischen zwei Akteuren, die in vielerlei Beziehung naheliegend ist: Kerber und Schüttler gleichen sich in ihrer unaufgeregten, zurückgenommenen, auch unprätentiösen Art, sie lassen im Zweifelsfall lieber Taten als Worte sprechen. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in dieser spannenden Phase ihrer Karriere. Für mich steht außer Frage, dass sie mit ihrem Talent noch viel erreichen kann", erklärte Schüttler in einer Pressemitteilung des Kerber-Managements nun.
Schüttler ist auch ein Freund von Kerber-Manager Thron
Das Beziehungsgeflecht zwischen den Beteiligten ist schon immer eng gewesen: Kerber-Manager Thron ging einst bei Schüttler-Manager Dirk Hordorff sozusagen in die Lehre, er arbeitete in jener Zeit auch gelegentlich für die damalige Hordorff-Klientin Kerber. Wer heute Throns Büro aufsucht, wird in der Bad Homburger Innenstadt fündig - in einem Wohn- und Geschäftshaus, in dem Hordorff und seine Familie residieren und auch ein Immobilienunternehmen betreiben.
Nächste Woche, bei einem Termin am Mittwoch in Köln, soll Schüttler dann gemeinsam mit Kerber die neue Allianz und seine Pläne für die Trainerarbeit erläutern. Schüttler hatte sich nach seiner aktiven Karriere keine lange Ruhezeit und Abwesenheit vom großen Tennis-Business gegönnt. Gemeinsam mit dem genialen Rumänen Ion Tiriac verwaltete er das Genfer ATP-Turnier, die Lizenz dafür stammte vom Düsseldorfer Rochusclub.
Schüttler: "Die Tour lässt einen einfach nicht los"
Doch Schüttler, inzwischen Vater eines zweijährigen Sohnes, zog es auch wieder unaufhaltsam hinaus in die weite Tenniswelt. "Die Tour lässt einen einfach nicht los", sagte Schüttler während der US Open, bei denen er, wie in den Monaten zuvor und danach, den Kanadier Vasek Pospisil trainierte. Zeitweise hatte Schüttler auch seinen späteren Schwager Tipsarevic gecoacht. Auf der WTA-Tour der Frauen sammelte er bisher allerdings noch keine Erfahrungen.
Kerber, die beim Saisonfinale der WTA in Singapur in der Vorrunde ausgeschieden war, grüßte ihre Internetgemeinde zuletzt mit Urlaubsfotos aus der Inselwelt der Malediven. Noch ein paar Tage länger wird die 30-jährige ihre Ferien genießen, bevor dann Anfang Dezember im polnischen Heimatort ihrer Großeltern, in Puszczykowo, das neue Kapitel mit Schüttler beginnt - er wird dann auch der erste Wegbegleiter sein, der selbst über die Erfahrung aus einer großen Tenniskarriere verfügt.
Australian Open 2019 als erste Bewährungsprobe
Die erste bedeutende Bewährungsprobe ist dann nicht weit entfernt - die Australian Open Mitte Januar. Dort, wo Kerber 2016 ihren ersten Grand Slam-Titel überhaupt gewann. Und wo Schüttler 2003 als einziger deutscher Herrenspieler nach Becker und Stich ein Grand Slam-Spiel erreichte, er verlor es damals gegen Andre Agassi.