"Jeder Trip ein neuer Beginn"
Angelique Kerber reiste mit einigen Zweifeln im Gepäck zum letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres nach New York. Die Titelverteidigerin setzt auf die Magie des "Big Apple".
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
24.08.2017, 12:21 Uhr
Angelique Kerber saß im Flieger und blickte verträumt aus dem Fenster auf die malerische Wolkendecke. Das Ziel: New York. Ein magischer Ort für die 29-Jährige. Im September 2016 sogar ein Ort des vollkommenen Glücks.
Im himmelblauen Kleid stemmte sie damals die US-Open-Trophäe in die Luft - und die Weltkugel aus Stahl im Hintergrund bot die perfekte Kulisse für das Fotoshooting der neuen Nummer eins im Corona Park von Flushing Meadows.
Zwölf Monate später ist die Gefühlslage eine komplett andere. Der Wunsch, aber vor allen Dingen die Ausgangslage ist klar, wenn Kerber mit Blick auf das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres ihr Motto ausgibt: "Jeder Trip ist ein neuer Beginn. Atme tief durch, lächle und starte wieder", twitterte.
Magischer Ort
Kerber weiß: "New York hat schon immer eine besondere Magie für mich." 2012 schaffte sie hier den Durchbruch, als sie als Nummer 92 der Welt sensationell ins Halbfinale einzog. Mittlerweile ist aus der einst schüchternen "Angie" eine reife, junge Frau geworden, die in den vergangenen fünf Jahren zur erfolgreichsten deutschen Tennisspielerin seit Steffi Graf wurde.
Doch das mit Rückschlägen gespickte erste Jahr nach der Traumsaison 2016 hat Spuren und Zweifel hinterlassen. Die wenigsten Experten haben die Titelverteidigerin diesmal auf der Liste.
Dabei hat Kerber auf Hartplätzen ihre bislang größten Erfolge gefeiert. Bei den vergangenen Vorbereitungsturnieren in Cincinnati und Toronto sprang für die Kielerin in drei Matches aber nur ein Sieg heraus. Dabei hatten viele gehofft, dass der Achtelfinal-Einzug in Wimbledon und das starke Match gegen die spätere Siegerin Garbine Muguruza (Spanien) die Wende zum Positiven darstellte.
Erschwerend kam zuletzt allerdings hinzu, dass Kerber an einer Ellbogenverletzung laborierte - alles physische und mentale Hürden, die den Glauben an eine Wiederholung ihres US-Open-Coups erschüttern. Der Fakt, dass die Linkshänderin am vergangenen Montag erstmals seit über anderthalb Jahren aus den Top 5 purzelte und beim letzten Major des Jahres nur an Position sechs gesetzt ist, tat ein Übriges.
Harte Arbeit
Dabei hat Kerber alles getan, um wieder in Form zu kommen, wohl wissend, dass die absolute körperliche Fitness die Grundlage für ihr kräftezehrendes Spiel ist. In ihrer vierwöchigen Turnierpause nach Wimbledon schuftete Kerber intensiv mit ihrem Coach Torben Beltz, unter anderem in der Akademie von Serena Williams' Trainer Patrick Mouratoglou in Nizza.
Dort arbeitet auch Kerbers Ex-Coach Benjamin Ebrahimzadeh. "Angie hat hart trainiert, sechs bis acht Stunden täglich. Ich glaube, sie ist im Aufwind. Ich habe ein gutes Gefühl", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner.
Kerber hat ihr Team inzwischen mit einem festen Hittingpartner, der Beltz bei den Einheiten entlastet, breiter aufgestellt. Medien- und Sponsoren-Termine fanden in dieser konzentrierten Übungsphase bewusst nicht statt.
Dass Kerber dennoch gefragt und allseits präsent ist, beweist die Tatsache, dass sie hinter Serena Williams (USA) die Nummer zwei in der Liste der bestverdienenden Sportlerinnen weltweit ist.
Globale Marke
Zwischen Juni 2016 und Juni 2017 nahm die Kielerin laut Forbes-Liste 10,68 Millionen Euro ein, 6,44 Millionen davon waren Preisgelder - die derzeit wegen Schwangerschaft pausierende Williams kam auf insgesamt fast 23 Millionen Euro.
Allein fünf hochdotierte Sponsorenverträge hat Kerber in den vergangenen zwölf Monaten unterschrieben. Sie ist inzwischen das globale Werbegesicht einiger Kampagnen. Doch wer die Fed-Cup-Spielerin kennt, der weiß, dass sie momentan nur eines will: Die Magie von New York spüren - und endlich ihre Form finden.