Apostolos Tsitsipas im Interview: "Mein Lebensziel ist es, meiner Familie zu helfen"

Apostolos Tsitsipas ist wie gewohnt mit einem Sohn im Tenniszirkus unterwegs. Diesmal allerdings nicht mit Stefanos, sondern mit Pavlos. tennisnet hat mit dem Trainervater gesprochen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 03.09.2024, 00:49 Uhr

Pavlos und Apostolos Tsitsipas in Madrid
© Florian Heer
Pavlos und Apostolos Tsitsipas in Madrid

Von Florian Heer aus Madrid

Tsitsipas gegen Nadal. So stand es auf dem Spielplan zum Turnierauftakt für Sonntag. Jedoch nicht bei einem Grand Slam Event, sondern in der ersten Runde der Qualifikation der Copa Alameda, dem traditionsreichsten Profitennisturnier in der Region Madrid. Auch waren nicht Stefanos und Rafael gemeint, sondern Pavlos Tsitsipas, mit 19 Jahren der jüngste der drei Brüder, und Joan Nadal Vives, der 20-jährige Sohn des berühmten Onkel Toni. 

Bei strahlendem Sonnenschein in der spanischen Hauptstadt und einem Kameraaufgebot, was in der Qualifikation bei einem ITF World Tennis Tour M15 Event seinesgleichen sucht, war alles angerichtet. Allerdings fehlte mit Nadal Vives einer der beiden Hauptprotagonisten. Die Nummer 1932 der Welt tauchte nicht im Club auf. 

Schnell konnte allerdings mit dem Spanier Luis Retuerta Ersatz gefunden werden. Tsitsipas, der unter den Top 300 der Juniorenweltrangliste geführt wurde, aber in dieser Saison auf dem Pro Circuit lediglich drei Matches erfolgreich beenden konnte, hatte nur anfänglich Probleme mit seinem neuen Kontrahenten und verließ mit einem 7-6, 6-4 als Sieger den Platz. 

Mit an Pavlos‘ Seite in Madrid ist in dieser Woche auch sein Vater Apostolos. Dieser war in den vergangenen Wochen häufig in den Tennisschlagzeilen als Stefanos Anfang August mitteilte, dass er die Zusammenarbeit mit ihm als Trainer auf unbestimmte Zeit aussetzen werde. 

Wir haben uns mit Apostolos Tsitsipas nach dem Match seines Sohnes Pavlos zum Interview verabredet.

Tennisnet: Wie bewerten Sie Pavlos' Leistung heute?

Apostolos Tsitsipas: Er hat eine Weile keine Matches gespielt. Wir haben in den letzten drei oder vier Wochen auf Sand trainiert, und das war sein erstes Match. Er hat nicht den Rhythmus gefunden, den er haben sollte, da er ursprünglich gegen einen anderen Spieler antreten sollte. Er hat aber in den wichtigsten Momenten die Fassung bewahrt und das Match gewonnen.

Wir haben uns auf ein Tsitsipas-gegen-Nadal-Duell gefreut. Wissen Sie, was passiert ist?

Ich weiß nicht, was passiert ist. Er hatte sich für das Turnier angemeldet, aber er ist anscheinend nicht im Club erschienen.

Wie bewerten Sie Pavlos' Spiel im Allgemeinen? Was sind seine Stärken und Schwächen?

Er ist offensichtlich sehr kraftvoll und hat einen starken Aufschlag. Er hat eine schöne Vorhand. Er versucht, sein Spiel um die Power, die er hat, aufzubauen. Er ist ein junger Spieler, der körperlich noch viel an sich arbeiten muss. Er entwickelt sich jetzt, und ich denke, dass er vielleicht in einem Jahr alle Dinge zusammenführen kann und in der Lage ist, so zu spielen, wie er es sollte.

Sie trainieren Ihre Söhne schon seit vielen Jahren. Ist es ein großer Unterschied für Sie, eines Ihrer Kinder bei einem Erstrundenmatch eines ITF World Tennis Tour Turniers oder bei einem Grand Slam zu betreuen?

Wenn es um Ihre Kinder geht, ist es dasselbe. Mein Lebensziel war und ist es, meiner Familie zu helfen, bis alle ihren eigenen Weg gefunden haben und sich in dem, was sie gewählt haben, zurechtfinden. Und dann liegt es an ihnen. Wenn sie mich dabeihaben wollen, ist das großartig. Wenn sie mich nur teilweise dabeihaben wollen, ist das auch großartig. Es ist eine Freude, sie zu sehen. Sie sind inzwischen erwachsen geworden und sind nette Menschen.

Wie sind Sie damit umgegangen, als Stefanos angekündigt hat, dass er einen neuen Trainer sucht?

Das ist nicht das erste Mal. Stefanos hat entschieden, dass er – für eine bestimmte Zeit – möchte, dass ich nur sein Vater bin, ihn berate und nicht viel an seinen Trainingseinheiten teilnehme. Es liegt an ihm zu entscheiden, wie er sich fühlt. Ich muss das respektieren. Er muss auch verstehen, was er will. Er hat seinen Raum. Vielleicht kommt er irgendwann wieder zu mir und sagt, dass er wieder mit mir trainieren möchte, weil ihm gefällt, wie ich ihn anleite. Man weiß es nie. Er ist mein Kind. Ich werde auf jeden Fall weiterhin sein Vater sein. (lächelt)

Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?

Wir sprechen jeden Tag.

Können Sie uns ein Update zu seiner Trainersituation geben?

Er arbeitet derzeit mit dem Davis-Cup-Trainer zusammen. Wir sind Partner im griechischen Nationalteam. In der Vergangenheit hatte er bereits auch andere Trainer. Ich weiß es nicht. Es liegt an ihm. Coaching ist etwas Persönliches. Die Prinzipien sind die gleichen, aber sein Spielstil ist anders, und so ist auch ihn zu trainieren. Es wird sicher einige Zeit dauern, bis ein anderer Trainer die richtigen Anpassungen vornimmt, um ihn anzuleiten.

Was sind Ihre Pläne? Werden Sie jetzt mit Pavlos reisen?

Wahrscheinlich, ja. Er hat unsere Interaktion vermisst. Wir werden sehen. Ich werde auch Geschäfte im Tennisbereich vorbereiten. Wenn ich irgendwo bei der Entwicklung von Spielern helfen kann, wäre das großartig. Das ist etwas, das ich liebe. Ich habe meine eigene Philosophie und glaube, dass ich bei der Entwicklung von Spielern helfen kann. Ich habe auch meinen eigenen Weg und meine eigene Art, die Dinge zu verstehen. Es könnte irgendwann interessant sein, dem Sport etwas zu geben, bevor ich meine Karriere beende.

Haben Sie schon konkrete Pläne?

Noch nicht, aber ich werde es dann wissen lassen.

Vielen Dank und viel Erfolg.

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Dienstag
03.09.2024, 17:50 Uhr
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