Dominic Thiem verliert erstes Finale beim Heimturnier gegen David Goffin

Trotz 1:0-Satzführung musste sich Dominic Thiem beim bet-at-home Cup Kitzbühel im Finale David Goffin beugen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 02.08.2014, 15:15 Uhr

Von Manuel Wachta aus Kitzbühel

Als erster Österreicher seitJürgen Melzer2008 hatte er beim Jubiläumsevent des bet-at-home Cups Kitzbühel das Finale erreicht. Doch mit dem ersten rot-weiß-roten Triumph seitThomas Muster1993 ist es bei der 70. Ausgabe der ATP-World-Tour-250-Turniers nichts geworden: Dominic Thiem hat bei der Sandplatz-Heimveranstaltung in der Gamsstadt den Titel verpasst. Der auf fünf gesetzte Niederösterreicher (ATP 50) verlor im Endspiel am Samstagnachmittag gegen Wildcard-Mann David Goffin (ATP 78) trotz Satzführung nach 1:59 Stunden mit 6:4, 1:6, 3:6. Der Belgier ist damit der erste Sieger seines Landes in Tirol seitFilip Dewulf1997. Für ihn und Thiem war's die erste Finalteilnahme auf der ATP-Tour. Über den Premierensieg jubeln durfte am Ende also Goffin, der sich den Siegerscheck in Höhe von 77.315 Euro sowie 250 ATP-Punkte sicherte, mit denen er sich wieder unter die Top 50 der Welt schieben wird.

Für den 23-Jährigen war es - unglaublich, aber wahr - der 20. Sieg in Serie nach Challenger-Triumphen in Scheveningen (Niederlande), Posen (Polen) und Tampere (Finnland). Gar bloß zwei Sätze verlor er hierbei: in Kitzbühel im Halbfinale gegen QualifikantMaximo Gonzalez(ATP 104) aus Argentinien und im Finale gegen Thiem. Auch dieser vermochte ihn unter dem Strich nicht zu stoppen, konnte sich aber immerhin mit 40.720 Euro und 150 Punkten trösten. Es ist Thiems drittgrößter Preisgeld-Scheck nach jenem vom Achtelfinale beim ATP-Masters-1000-Event in Madrid (45.530 Euro) und jenem von der zweiten Runde bei den French Open in Paris (42.000 Euro). Im Ranking kann sich der Lichtenwörther als 44. oder 45. (bei einem Finaleinzug von Donald Young in Washington, D.C.) über ein neues Career High freuen.

Alles schien schon angerichtet

Am Freitag hatte Thiem zuvor ja mit Siegen über den zweitgereihten TitelverteidigerMarcel Granollers(ATP 28) aus Spanien sowie den argentinischen VorjahresfinalistenJuan Monaco(ATP 81) geglänzt. Dementsprechend groß war die Euphorie in Kitzbühel, rund 6300 Zuseher fanden sich laut Turnierdirektor Alexander Antonitsch auf dem Centre Court ein, um den rot-weiß-roten Youngster zum erhofften Erfolg zu peitschen. Zunächst mit Erfolg: Thiem startete gegen einen nervös wirkenden Goffin mit dem Break im ersten Game. Dieses in der weiteren Folge bis zum Schluss zu halten, wurde gegen seinen stärker werdenden Gegner eine richtige Schwerstarbeit. Thiem wehrte im zweiten Game einen Breakball ab, bei 3:2 zwei Breakbälle und drehte bei 4:3 ein 0/30, ehe er nach einem verspielten 15/40 bei 5:3 zu null ausservierte.

Das Stadion tobte, alles war angerichtet. Doch nur scheinbar, denn die Wende erfolgte gleich zu Beginn des zweiten Satzes. Thiem ließ bei 1:1 als Rückschläger ein 15/40 aus und musste im nächsten Spiel mit ein paar leichten Fehlern, die sich fortan allmählich häuften, das Break zum 1:3 hinnehmen. Trotz eines Spielballs setzte es schließlich gar das Doppelbreak zum 1:5, der zweite Durchgang war gelaufen. Goffin wurde noch stärker, sein aggressives, bevorzugt direkt von der Grundlinie ausgeführtes Spiel mit zudem viel Risiko beim Return machte sich bezahlt. Thiem gab satzübergreifend bis zum 0:40 im ersten Game des dritten Abschnitts zehn Punkte in Serie ab. Zwar rettete er sich noch auf 40:30, letztendlich kassierte er jedoch gleich das Break zum 0:1 und lief diesem frühen Rückstand darauf lange Zeit erfolglos hinterher.

Thiem: „Goffin hat Respekt verdient"

Obwohl die Kräfte offensichtlich stark geschwunden waren, ließ sich Thiem nicht gehen und kämpfte wacker bis zum bitteren Ende. Bei 0:2 vereitelte er noch eine Möglichkeit für Goffin aufs Doppelbreak, zog sich daran wieder hoch und bäumte sich nochmal auf. Eine vergebene Breakchance bei 2:3 blieb allerdings die einzige Ausbeute, Goffin verteilte keine Geschenke, die Thiem ein Comeback erlaubt hätten. Bei 3:5 war dann die Luft draußen, Thiem musste zu null erneut seinen Aufschlag abgeben und dem Kontrahenten zum Sieg gratulieren. Er verlor auch das dritte Duell der Saison mit Goffin nach dem 6:3, 1:6, 6:7 (1) im Qualifikationsfinale in Acapulco (Mexiko) im Februar, als Thiem ein 4:1 im dritten Satz verspielt hatte, und dem 4:6, 2:6 bei seinem ATP-Rasendebüt im Londoner Queen's Club (England) im Juni.

„Am Anfang war ich natürlich einfach nur enttäuscht", bekannte Thiem nach dem Match auf seineroffiziellen facebook-Fanseite. „Die Chance auf den ersten Titel war da. Aber ich habe sie nicht nützen können, weil David heute der bessere Spieler war. Ich habe gewusst, was ihn so gefährlich macht. Aber ich habe nur einen Satz lang so viel Druck ausüben können, dass er nicht zum Kontern kommt. Im zweiten Satz war dann ein kleiner Einbruch bei mir. Den hat er sofort ausgenützt. Dann im dritten Satz habe ich wieder besser gespielt, aber da war er dann nach dem frühen Break einfach zu gut, dass ich es noch einmal drehe", anerkannte Thiem, so wie gewohnt fair. „Er hat eine mega Leistung gebracht. Wie cool er geblieben ist, auch als ich dann wieder gut gespielt habe. Da hat er Respekt verdient."

„Ich darf nicht nur die Niederlage heute sehen"

Für Thiem geht es am Sonntagwie berichtetzum ATP-Masters-1000-Turnier in Toronto - auf einem anderen Kontinent (Nordamerika) und Belag (Hartplatz). „Am Montag spiele ich schon gegenGilles Simon. Das wird alles andere als leicht", weiß er. „Aber es ist gut, dass es gleich auf der Tour weitergeht. Dann grübelt man nicht zu lange über die Niederlage. Jetzt fühle ich mich aber schon viel besser als gleich nach dem Match. Natürlich bin ich vor allem leer, weil die ganze Spannung der Woche abgefallen ist. Und ich war wirklich seeeehr auf Spannung seit der ersten Runde", schrieb er. „Ich darf nicht nur die Niederlage heute sehen. Sondern ich muss die ganze Woche sehen. Und die war mega", meinte er stolz. „Ich habe in Hamburg und Gstaad so schlecht gespielt. Aber dann hat mich das Publikum hier so gepusht, dass ich doch noch irgendwo Kräfte gefunden habe im Körper."

„Ich bin wirklich extrem dankbar für diese Unterstützung", schloss Thiem ab. „Ich hoffe, ich kann das nächstes Jahr noch besser zurück zahlen als heuer. DANKE noch einmal! Bamos, Kitzbühel!" Während Thiem also gleich weiterspielt, wartet auf Goffin erst mal Entspannung nach den vielen Matches der letzten Zeit: „Danke an alle für die großartige Unterstützung", schrieb er auf seinen offiziellen facebook- und Twitter-Fanseiten. „Ein bisschen Urlaub jetzt. Ich brauche ein wenig Pause nach diesem unglaublichen Monat. Wir sehen uns in Winston-Salem."

Hier die Ergebnisse aus Kitzbühel:Einzel,Doppel,Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

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Samstag
02.08.2014, 15:15 Uhr