ATP Cup: Denis Shapovalov prangert „komische Situation“ an

Vor dem Start des ATP Cups in Australien stimmt Denis Shapovalov in den Chor jener Spieler mit ein, die sich eine Vereinigung der neuen Veranstaltung mit dem Davis-Cup-Finale wünschen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 03.01.2020, 20:53 Uhr

Denis Shapovalov und Félix Auger-Aliassime vor wenigen Wochen in Madrid
© Getty Images
Denis Shapovalov und Félix Auger-Aliassime vor wenigen Wochen in Madrid

Der Werbeaufwand den die ATP und Tennis Australia für den ersten ATP Cup betrieben haben ist ebenso enorm wie jener, den die Kosmos Gruppe um Gerard Piqué vor dem ersten Davis-Cup-Final-Turnier in Madrid angestrengt hatten. Über einen Sieger in diesem Duell ließe sich trefflich streiten, geht man nach den teilnehmenden Spielern, dann sieht es nach einem Unentschieden mit leichten spielerischen Vorteilen für den ATP Cup aus.

Rafael Nadal und Novak Djokovic waren bzw. sind da wie dort am Start, Roger Federer weder noch. Am Davis-Cup-Finale hatte der Schweizer kein Interesse, sein Team hatte sich ohnehin nicht qualifiziert. Der ATP Cup wiederum kommt zu früh, darauf hatte Federer auch keine Lust. Die Teams von Dominic Thiem und Stefanos Tsitsipas konnten keinen Startplatz für Madrid ergattern, beide hätten dort wohl gespielt. Bleibt also lediglich Alexander Zverev, der schon Monate vor der Finalsause in der Caja Magical seinen Unwillen zur Teilnahme kundgetan hatte. Und stattdessen lieber mit Federer durch Südamerika gegondelt ist (was sich allerdings erst im Laufe des Jahres herauskristallisierte). Ach, ja: Daniil Medvedev hatte nach der anstrengenden Saison auch nicht mehr ausreichend Kraftreserven, um das russische Team nach voren zu bringen.

Shapovalov verliert in Madrid gegen Nadal

Denis Shapovalov hingegen kann ab Freitag den direkten Vergleich anstellen, die Kanadier spielen in einer Gruppe mit Deutschland und Australien, treffen zum Auftakt auf Griechenland. In Madrid war es bestens gelaufen für die Ahornblätter, auch und vor allem dank Routinier Vasek Pospisil, der dem aktuellen Team in Brisbane aber nicht angehört. Dafür hat Shapovalov einen nun wieder gesünderen Félix Auger-Aliassime an seiner Seite, der im Davis-Cup-Endspiel Roberto Bautista-Agut unterlag. Shapovalov selbst hatte sich gegen Rafael Nadal tapfer gewehrt, musste aber eine knappe Niederlage einstecken. Und ist dieser Tage leicht irritiert.

„Es wäre großartig, wenn wir nur ein Event hätten, das dann die Weltmeisterschaft ist“, erklärte der Linkshänder in Brisbane. „Wir haben vor einem Monat eine Weltmeisterschaft ausgetragen - und jetzt fühlt es sich so an, als spielten wir gleich die nächste. Es wäre toll, wenn sie sich organisieren, nur ein großes Event machen könnten, das dann einzigartig und speziell wäre.“

Probleme zwischen der ITF und der ATP

„Sie“ sind ganz konkret die ATP und die ITF - und es ist zu befürchten, dass der Wunsch von Denis Shapovalov nicht in Erfüllung geht. Zumal es in der Gemengelage ja noch eine dritte Partei gibt, in persona Roger Federer. Der wird den Teufel tun, seinen Laver-Cup-Termin nach den US Open aufzugeben. Die ITF könnte ihre Finalrunde zwar als Gegenveranstaltung aufbauen, das aber würde „Krieg mit Roger Federer“ bedeuten, wie Thiem-Manager Herwig Straka vor ein paar Tagen im Gespräch mit tennisnet ausgeführt hatte.

Straka hält den Termin des ATP Cups für perfekt, alle Spieler wären frisch und motiviert. Wobei es Novak Djokovic an Motivation beim Finale in Madrid wahrlich nicht gemangelt hatte. Aber auch der Serbe sieht die Zukunft in einem einzigen Turnier. „Ich war im Spielerrat Teil der Diskussionen, in verschiedenen Phasen während der letzten drei Jahre, wo es um die Entwicklung des Davis Cups und Änderungen am Davis Cup ging“, hatte Djokovic schon im November erklärt. „Und natürlich sind die ITF und die ATP zwei unterschiedliche Organisationen. Es ist also sehr kompliziert. Es ist nicht einfach, in unserem Sport etwas zu verändern. Aber, wenn man etwas Neues einführt, dann hat man zumindest den ersten Schritt getan.“ Wo das hinführen wird, kann aber auch Novak Djokovic nicht sagen.

von Jens Huiber

Donnerstag
02.01.2020, 17:33 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.01.2020, 20:53 Uhr