ATP: Der ÖTV findet klare Worte gegenüber Dominic-Thiem-Bashern

Die gehässigen bis übergriffigen Kommentare in den sozialen Netzwerken über Dominic Thiem veranlassten den Österreichischen Tennisverband (ÖTV) nun dazu, in einer Aussendung eine klare Position für den Ex-Weltranglisten-Dritten einzunehmen. Völlig zu recht, wie auch wir von tennisnet finden. Ein Kommentar dazu.

von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet: 17.01.2024, 19:59 Uhr

© Getty Images

Es gibt Tage, da bleibt auch ein hartgesottener tennisnet-Redakteur schweigend vor seinem (Doppel-)Monitor zurück. Besonders wenn der Dienst auch die Betreuung der Social-Media-Kanäle (allen voran facebook) beinhaltet. Was da teils an Kommentaren zu lesen ist, kann man - gelinde gesagt - oftmals gar nicht fassen und lässt einen wirklich an der Vernunftbegabung so mancher Mitmenschen zweifeln.

Vieles davon bekommen unsere Leser und Fans erst gar nicht zu Gesicht - zumindest wenn die Reaktionszeit schnell genug ist, beleidigende oder untergriffige Wortmeldungen in den dafür perfekt dienenden digitalen Mistkübel zu verschieben. Nur ist es mittlerweile eine wahre Sisyphusarbeit geworden fragwürdige Kommentare zu löschen. Ehrlich: Neben der Berichterstattung und anderen notwendigen redaktionellen Arbeiten ist eine Moderation von "Social Media" nicht mehr vollends zu bewerkstelligen. Und da geht es natürlich nicht nur uns so.

Es gibt bessere Wege zum Frustabbau

Hasspostings sind aber kein Kavaliersdelikt, auch wenn es sich für empathielose oder gedankenvergessene Menschen eventuell so anfühlen mag. Dass gerade Sportler viel zu oft in den Genuss solches Psychoterros kommen, wurde sowohl von uns als auch von anderen Medien oft genug thematisiert. Die teils unfassbaren Nachrichten, die nach der Fünfsatz-Niederlage von Dominic Thiem in der ersten Runde der Australian Open gegen Felix Auger-Aliassime zu lesen waren, haben nun auch den Österreichischen Tennisverband (ÖTV) dazu bewogen, ganz klare Worte gegenüber den Autoren jener Zeilen zu finden. In einer Aussendung wird versucht, die Perspektiven wieder ins richtige Licht zu rücken, grenzüberschreitende Kommentare gegenüber dem Ex-Weltranglisten-Dritten zu kritisieren und ganz allgemein zur Räson aufzurufen - am Ende des Tages ist Tennis einfach nur ein Sport. Wahrscheinlich der Allerbeste der Welt, aber trotzdem nur ein Sport.

Die ganze Sache betrifft natürlich nicht nur Dominic Thiem oder österreichische Tennisspieler oder überhaupt alle Sportler dieser Welt, sondern ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und Problem. Und um wieder mehr Niveau und Ordnung in das Social-Media-Chaos zu bringen, bedarf es der Aufmerksamkeit, Empathie und des Respekts aller Menschen, die diese Technologie tagtäglich nutzen. Es gibt tatsächlich weitaus bessere und effektivere Methoden seinen eigenen Frust zu bewältigen: Ein Besuch im Gym oder Box-Club, eine entspannende Massage im Wellnesshotel nebenan oder einfach in den eigenen Polster schreien. Hauptsache, es kommt kein anderer zu Schaden - weder körperlich noch psychisch.

Hier die komplette Social-Media-Aussendung des ÖTV zum Nachlesen:

Liebe Tennisfans! ???

Seit nunmehr zwei Jahren hat es sich eine laute, aber deutliche Minderheit offensichtlich zum Hobby gemacht, über Österreichs langjährigen, verdienten Weltklassespieler Dominic Thiem auf Social Media herzuziehen. Auf Niederlagen wird förmlich nur gewartet, um diese (in noch höflicheren Fällen) mit einem „eh klar“ zu quittieren, in den schlimmeren Fällen mit spöttischen, untergriffigen Kommentaren, die gestern etwa in dieser Äußerung gipfelten: „WIE LANGE WILLST DU ÖSTERREICH EIGENTLICH NOCH IN DEN DRECK ZIEHEN???????“

Wir als Österreichischer Tennisverband möchten an dieser Stelle ausdrücklich betonen: Wir sind sehr stolz auf Dominic Thiem, wie er sein Land nach außen präsentiert und auf seine Erfolge – und das sollte eigentlich auch jeder heimische Tennisfan sein. Wir möchten nochmal

- daran erinnern, wie oft uns allen Dominic in seiner Karriere schon enorme Freude bereitet hat

- bewusst machen, wie schwierig es in einer Weltsportart ist, die Nummer 3 der Welt zu werden

- und wie schwierig es ist, in einer solchen überhaupt unter die Top 100 zu kommen und sich dort weiterhin zu halten.

Einigen dürfte das leider nicht bewusst sein oder immer wieder in Vergessenheit geraten, bei aller verständlichen Enttäuschung über Niederlagen, die Dominic selbst am meisten schmerzen.

Der Österreichische Tennisverband erwartet sich auch bei Niederlagen einen respektvollen Umgang gegenüber einem ehemaligen Weltranglistendritten, der enorme Verdienste für das österreichische Tennis vorzuweisen hat, aber auch gegenüber allen anderen Sportlerinnen und Sportlern.

Dankeschön! ?

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von Stefan Bergmann

Mittwoch
17.01.2024, 15:40 Uhr
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