Service: Der Weg zum perfekten Doppel - Teil 1, Die Aufstellung
Ein gutes Doppel lebt von seiner Harmonie. Ausweichende Blicke, kaum Handshakes, Vorwürfe bei Fehlern des anderen. Ein funktionierendes Doppel verhält sich auf dem Platz ganz anders. Hier der erste Teil unseres Service-Angebots.
von Marco Kühn
zuletzt bearbeitet:
28.06.2018, 08:05 Uhr
Diese Harmonie muss sich aber immer erst entwickeln. Bevor Abläufe nur noch mit kurzen Rufen oder Zeichen funktionieren, müssen sich beide Spieler kennenlernen. Damit ist nicht gemeint, dass man sich außerhalb des Platzes gut versteht und das Spiel des anderen gut kennt. Harmonie bedeutet nicht nur, dass man sich charakterlich gut versteht sondern auch, dass man spielerisch auf einen gemeinsamen Nenner kommt.
Egoismus torpediert jedes Doppel
Beim Doppel geht es tatsächlich um das Einfühlungsvermögen und das Verständnis für den Charakter und das Tennis des Partners. Egoismus ist der Tornado für jedes Doppel. Er wirbelt die Harmonie durcheinander. Viele Spieler agieren auch im Doppel so, als wären sie Einzelspieler. Im Doppel ist aber das Team der Spieler. Stärken und Schwächen sind nun in diesem Team auszumachen - und nicht mehr für sich allein.
Vorhand oder Rückhand?
Die grundlegende Frage, die jedes Doppel für sich beantworten muss, ist: Wer spielt auf der Vorhand und wer auf der Rückhand? Nicht selten wird hier der kurze Weg der Entscheidung eingeschlagen. Dieser kurze Weg führt zwar schnell zum Ziel, allerdings nicht immer zum richtigen. Der Spieler mit der besseren Vorhand spielt Vorhand, derjenige mit der besseren Rückhand geht auf die Rückhand-Seite. So weit, so unlogisch.
Warum ist diese Aufstellung unlogisch? Wenn wir mal einen typischen Ballwechsel in einem Doppel durchgehen, indem der Spieler an der Grundlinie nach dem Aufschlag oder dem Return nicht ans Netz vorrückt und tatsächlich länger an der Grundlinie bleibt, so hat er die Möglichkeit sich weiter nach außen zu positionieren.
Spielt ein Spieler auf der Rückhand-Seite, weil er ja eine bessere Rückhand spielt, so wird er allerdings vermutlich mehr Vor- als Rückhand spielen. Wenn Ihr Euch taktisch clever aufstellen möchtet, müsst Ihr also anders denken. Der kurze Weg genügt nicht. Ihr müsst noch ein paar Kurven, Dörfer und Berge mit einbauen.
Die Stärken richtig einsetzen
Wenn Spieler A als Rechtshänder eine gefährliche Vorhand spielt, insbesondere als Vorhand Inside-Out, dann solltet Ihr Spieler A auf die Rückhand setzen. Auf dieser Position kann Spieler A seine Stärke effizient in Euer Doppel einbringen. Seine peitschende Vorhand kann als Angriffsball gespielt werden oder um mehr durch die Mitte zu attackieren.
Auch der Spielstand spielt eine wichtige Rolle - dazu gleich mehr. Auf der Vorhand-Seite wäre diese Stärke nicht so effektiv und Ihr würdet Euch einer großen Stärke berauben. Ihr solltet Euch vor dem Doppel zusammensetzen und ehrlich miteinander sein. Wer kann welche Stärke in das Doppel einbringen? Welche Schwächen solltet Ihr berücksichtigen? Vergesst auch nicht, dass die Rückhand-Seite die Seite ist, auf der die entscheidenden Punkte gespielt werden:
40:30, 30:40, Vorteil!
Es empfiehlt sich also, dass Ihr Euch genau überlegt, wer auf der Rückhand-Seite spielen wird. In Eure Überlegungen könntet Ihr auch mit einbeziehen, wer der mental stärkere Spieler von Euch ist. Es gibt Spieler, die spielen die Big Points besser. Das oberste gebot ist deswegen immer Ehrlichkeit.
Unser Fazit:
Raus auf den Platz gehen und "einfach spielen", das wird nicht funktionieren. Es spielt keine große Rolle, ob Ihr schon oft miteinander Doppel gespielt habt oder nicht. Eine Besprechung direkt vor dem Doppel über das aktuelle Befinden ist wichtig. Ihr solltet Euch selbst gut einschätzen können und dies auch mit Eurem Partner ehrlich kommunizieren.
Tagesform und aktuelle allgemeine Form sollten nicht unterschätzt werden. Neben den Stärken sollten auch Eure Schwächen klar kommuniziert werden. Wer keinen guten Volley spielt, sollte in den Ballwechseln lieber an der Grundlinie bleiben und mit guten Grundschlägen den stärkeren Netzspieler in Szene setzen. Auch das Verhalten in den Ballwechseln gehört zur Aufstellung im Doppel.
Sitzt die Aufstellung, so wisst Ihr:
- Wer auf der Rückhand spielt...
- Wer auf der Vorhand spielt...
- Wer in den Ballwechseln mehr von der Grundlinie agiert...
- Wer am Netz in den Ballwechseln dazwischen geht...
Die Basis stimmt. Der Weg zum erfolgreichen Doppel ist geebnet.