ATP Finals in Deutschland? Man wird ja wohl noch träumen dürfen!
Schon bald werden die ATP Finals aus Turin in eine andere Stadt weiterziehen. Der Gedanke, dass dieser Ort in Deutschland sein könnte, ist erbaulich. Aber leider komplett unrealistisch.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
15.11.2024, 08:23 Uhr
Für ein paar Minuten wollen wir uns mal einer Illusion hingeben. Und die sieht so aus: Die ATP denkt für eine Minute mal nicht nur an den Reibach und vergibt die ATP Finals nach den schönen Jahren in Turin nun weder nach Mailand oder Saudi-Arabien. Sondern in ein Land, das eine gewachsene Tennistradition, hervorragende Infrastruktur und auch einen Spitzenspieler hat, der die Massen in die Halle bringt. Mit Blick auf die Teilnehmer, die gerade um die letzte große Einzel-Krone im Männertennis 2024 wettstreiten, kämen da in Frage: die USA mit Taylor Fritz, die Australier mit Alex de Minaur, die Spanier mit Carlos Alcaraz. Russland dagegen, mit Daniil Medvedev und Andrey Rublev gleich zwei Mal vertreten: politisch schwierig. Und bei aller Liebe zu Casper Ruud und Norwegen: Da aus sich noch etwas entwickeln.
Ach, ja: Deutschland mit Alexander Zverev wäre da auch noch eine Option. Und ganz nüchtern betrachtet die allerbeste. Denn in Spanien hat sich ja die ITF mit der wenig geliebten Davis-Cup-Finalrunde eingenistet. Nach Australien kommen die Spieler eh noch früh genug. Und klar: der Madison Square Garden in New York City hat historisch betrachtet sicherlich mit vollem Recht einen Platz in den Tennisherzen. Aber es gab ja auch zwei Finals-Events, die vom Matratzenkönig in Houston ausgerichtet wurden (weil wir gerade vom Reibach sprachen).
Eigentlich käme nur Berlin in Frage
Wo aber, um diese Utopie ein wenig weiter zu spinnen, würden die acht Jahresbesten in Deutschland einen würdigen Rahmen für die letzte große Sause der Saison finden? In München steht seit kurzem eine neue Halle, die allerdings bei näherer Betrachtung zu klein ist. Die Frankfurter Festhalle wäre ein grandioses Revival der großen Tage von Boris Becker und Michael Stich. Quasi der MSG im Herzen Europas. Aber eigentlich könnte so ein Event, das ja auch etwas Weltmännisches ausstrahlen soll (und dies, bei aller Liebe zu Turin, eben hier im Vergleich zum Vorgänger London nicht tut), nur in Berlin angesiedelt sein.
Die dortige Arena hat beim Laver Cup ihre Tennistauglichkeit bewiesen, auch für Trainingsplätze könnten ausreichend Kapazitäten geschaffen werden. Was fehlt, sind wohl nur um die 30 Millionen Euro jährlich, um ein ernsthafter Kandidat zu sein. Und die liegen weder in Berlin noch in einer anderen deutschen Stadt einfach so auf der Straße. Achon gar nicht von der öffentlichen Hand, wie das wohl beim Kandidaten Mailand der Fall ist. Und auch nicht über einen Staatsfonds wie in Saudi-Arabien. Womit sich das kurze Gedankenspiel auch schon wieder erledigt hat. Zumal auch nirgendwo eine Weltausstellung ansteht wie im Jahr 2000 in Hannover.