ATP Masters Madrid: War das die volle „Joao-Fonseca-Erfahrung“?
Erster Auftritt von Joao Fonseca gestern in Madrid 2025. Die große Ekstase blieb aus - was auch an einem sehr langen Tennistag gelegen haben könnte.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
24.04.2025, 23:52 Uhr

Von Jens Huiber aus Madrid
Ja, am Donnerstag waren auch Fußballtrikots aus anderen Ländern als Brasilien in der Caja Magica zugegen. Erstaunlich wenige aus dem Veranstalterland, was noch nicht damit zusammenhängen konnte, dass Carlos Alcaraz nicht mehr im Tableau des ATP-Masters-1000-Turniers in Madrid vertreten ist. Das war ja erst um die Mittagszeit herum bekannt geworden.
Nein, die Argentinier (Gendern hier nicht vonnöten - es waren ausschließlich männliche Fans) hatten ebenfalls ein paar Dressen mitgebracht, diese vor allem beim Match von Tomas Martin Etcheverry gegen Hamad Medjedovic zu Markte getragen. Erfolgreich übrigens. Und Etcherverry bedankte sich für die Unterstützung mit einer ganzen Menge Autogramme und Selfies.
Aber das Kanariengelb der Selecao ist unschlagbar. Und wenn Joao Fonseca, dem die Aufmerksamkeit der brasilianischen Fans natürlich in erster Linie galt, erst im vierten Match im Stadion Manolo Santana angesetzt ist, dann begibt sich die Fangemeinde eben zunächst einmal auf die Tribünen des Court 7, wo Beatriz Haddad Maia erfolgreich zum Sieg gegen Bernarda Pera akklamiert wurde. Um mit den Worten von Otto Waalkes zu sprechen: „Nicht ganz fair, nicht ganz fein.“ Aber die Schiedsrichterin ließ Vorteil gelten …
Fonseca darf im Manolo Santana ran
Joao Fonseca indes durfte also im größten Stadion ran. Das ist insofern beachtenswert, als dass der Teenager bei diesem Turnier ja (noch) gar nicht gesetzt ist (zugegeben: die Männer in der Setzliste hatten am Donnerstag noch frei). Und Elmer Möller jetzt auch nicht gerade ein Gegner mit großem Namen ist. Aber Fonseca bringt offenbar so viel mit (unter anderem: Fans aus dem Heimatland), dass die Turnierveranstalter schon jetzt auf ihn setzen.
Zuletzt gab es für Joao Fonseca mehrere Heimspiele in Miami, das Aus kam in der dritten Runde gegen Alex de Minaur. In einer Atmosphäre, die jedem Davis-Cup-Länderkampf gut zu Gesicht gestanden hätte. Danach hat sich Fonseca eine Auszeit genommen. Obwohl in Monte-Carlo, München oder Barcelona sicherlich großes Interesse an einem Start von ihm bestanden hätte.
Egal. Im Fürstentum wird Fonseca im Laufe seiner Karriere noch öfter antreten. Und dann wird sich zeigen, wer für die darauffolgende 500er-Woche das bessere Angebot macht.
Alsdann: Kurz nach 18 Uhr durfte Fonseca dann auf den Manolo Santana, davor hatte sich Iga Swiatek gegen Alexandra Eala erneut ziemlich angestellt. Ganz neu ist die Caja Magica nicht für Joao Fonseca: Im vergangenen Jahr konnte er in Runde eins Alex Michelsen besiegen, verlor danach aber glatt gegen Cameron Norrie.
Das Publikum ist ermattet
Der Stadionsprecher gab beim Einmarsch alles, die Stimmung war danach aber eher so semi. Fonseca schloss modisch einwandfrei an seine Markenkollegin Swiatek an: gelbes Kapperl, gelbe Schuhe, dazwischen eine gführige Schwarz-Weiß-Kombination. Das erste Break kam früh zum 2:1, das nach sieben Stunden Live-Tennis ermattete Publikum verfiel nicht in Ekstase. Anerkennendes Raunen, wenn die Vorhand von Fonseca ab und zu einschlug. Das Fachpublikum konnte sich eher an der flachen Rückhand erfreuen, mit der Fonseca scheinbar mühelos auch die Richtung wechseln kann. Aber das Fachpublikum ist bekannt klatschfaul.
Aber für die volle „Joao-Fonseca-Erfahrung“ war Elmer Möller dann doch ein noch zu schwacher Gegner (wiewohl der Däne auch ein paar Leckerlis im Schlagarm hat). Am Samstag wartet Tommy Paul. Da sind die Gewichte dann anders verteilt.
Hier das Einzel-Tableau in Madrid