ATP Masters Shanghai: "Zu gut, zu stark, zu schnell" - Sinner verhindert Djokovics historischen Sieg

Novak Djokovic fehlte ein Sieg zum 100. Titel, doch die Verhältnisse auf der Tennistour haben sich verschoben. Jannik Sinner war "zu gut, zu stark, zu schnell" und triumphierte in Shanghai.

von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet: 13.10.2024, 14:33 Uhr

Jannik Sinner hat die engen Momente gegen Novak Djokovic für sich entschieden
© Getty Images

Der letzte Aufschlag flog mit 200 km/h an Novak Djokovic vorbei, und Jannik Sinner streckte triumphierend die Arme in die Höhe. Wer noch einen Beweis für die Wachablösung im Männertennis brauchte, bekam ihn im Mastersfinale von Shanghai serviert: Djokovic war gegen den Weltranglistenersten aus Italien nah dran und doch so weit weg vom Sieg und einer historischen Marke.

Sinner triumphierte nach nur 1:37 Stunden mit 7:6 (4), 6:3 und verhinderte damit vorerst den 100. Titel des Serben. Der gab später unumwunden zu: Sinner war "einfach zu gut, zu stark, zu schnell". So sehen mittlerweile die Kräfteverhältnisse auf der ATP-Tour aus.

Ehrengäste in der Loge

Der 23-Jährige aus Südtirol beeilte sich zwar, "die Legende" Djokovic zu würdigen, wirklich überrascht war er von seinem Erfolg aber nicht. Sinner weiß längst, wie er den Grand-Slam-Rekordchampion knacken kann. "Er hat keine Schwächen, man muss die kleinen Chancen nutzen, die er dir gibt, und das sind nicht viele", erklärte er und fügte hinzu: "Man muss immer an den Sieg glauben."

Die Ehrengäste hatten es sich bequem gemacht, Sinners Rivale Carlos Alcaraz und dessen Landsmann und Trainer Juan Carlos Ferrero rahmten Roger Federer ein. Die drei Grand-Slam-Champions sahen von ihren Polstersesseln zunächst ein ausgeglichenes Match, in dem sich beide Kontrahenten bei eigenem Aufschlag keine Blöße gaben.

Djokovic, der nach seinem Olympiasieg in Paris das Pensum dosiert und nur bei den US Open (Drittrunden-Aus) und im Davis Cup gespielt hatte, präsentierte sich spritzig und hochkonzentriert. "Es fühlt sich wie Schicksal an, hier um meinen 100. Titel zu kämpfen", hatte der viermalige Turniersieger vor dem Finale gesagt. Zumindest bis zum Tiebreak hielt der 37-Jährige sein Schicksal auch selbst in der Hand, doch dann zog Sinner das Tempo an.

Alle weiter nach Riad

Mit den Siegen bei den Australian und US Open, den Masters-Triumphen in Miami, Cincinnati und Shanghai sowie den Erfolgen in Rotterdam und Halle ist es für Sinner jetzt schon eine Saison wie aus dem Bilderbuch - wäre da nicht der Dopingschatten, der auf seinen Siegen liegt. Ein Prozess vor dem Sportgerichtshof CAS steht ihm bevor, die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA fordert eine Sperre.

Erstaunlich, wie fokussiert er trotz des Wirbels agiert. In Shanghai verlor Sinner im Turnierverlauf nur einen Satz, zum ersten Mal galt er als Favorit gegen Djokovic und glich in der Bilanz mit dem Serben aus (4:4). Vier der vergangenen fünf Duelle mit seinem Vorgänger an der Spitze der Tenniswelt hat Sinner nun gewonnen.

Weiter geht die Reise für die Rivalen gemeinsam, von Shanghai nach Riad. Mit dabei ist auch "Zuschauer" Alcaraz, in Saudi-Arabien trifft das Trio auf Rafael Nadal, der sich auf seiner Abschiedstour befindet, Daniil Medvedev und Holger Rune. Beim Showevent in der Wüste geht es nicht um Punkte, aber um das höchste Preisgeld in der Tennis-Geschichte: Der Sieger kassiert sechs Millionen Dollar.

Hier das Einzel-Tableau in Shanghai.

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von Stefan Bergmann

Sonntag
13.10.2024, 17:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 13.10.2024, 14:33 Uhr

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