Kohlschreiber spielt mit "House Money"
Die Bilanz von Philipp Kohlschreiber gegen Rafael Nadal ist nicht gut. Dennoch geht die deutsche Nummer zwei nicht chancenlos in das Treffen mit dem 14-fachen Major-Sieger (viertes Match nach 17:00 Uhr MEZ, bei uns im Live-Ticker).
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
26.03.2017, 14:03 Uhr
Der Strohhalm, an den sich Philipp Kohlschreiber vor seinem Drittrunden-Match gegen Rafael Nadal klammern kann, ist tatsächlich aus Gras: Einmal erst hat die deutsche Nummer zwei gegen den Spanier in 14 Versuchen gewinnen können, 2012 in Halle/Westfalen hatte sich das zugetragen. Damals lediglich eine kleine Überraschung, Kohlschreiber zeigt sich gerade bei den deutschen Turnieren zumeist von seiner besten Seite.
Miami hat indes mit der familiären Atmosphäre in Halle nichts gemein, auch nicht in sportlicher Hinsicht. Der Wind beeinträchtigt die Flugbahn der Bälle nachhaltig, das Spieltempo ist nachhaltig geringer als auf Rasen, auch weil sich die Bälle mit Fortdauer der Matches immer weiter vergrößern, wie es Roger Federer nach seinem Sieg gegen Frances Tiafoe beschrieben hatte.
Großes Comeback gegen Fritz
Kohlschreiber geht mit "House Money" in das Match gegen Nadal, so würden es die US-Amerikaner wohl beschreiben: In seinem ersten Match war der gebürtige Augsburger schon so gut wie ausgeschieden, Gegner Taylor Fritz servierte zweimal auf den Sieg. Kohlschreiber zeigte sich mit dem Mut der Verzweiflung öfter am Netz, Fritz wusste damit nichts anzufangen, half mit ein paar Doppelfehlern mit.
Damit ist bei Rafael Nadal nicht zu rechnen. Der Spanier pflegt eine nicht ganz friktionsfreie Beziehung zum zweiten ATP-Masters-1000-Turnier des Jahres, obwohl er in Miami schon vier Mal im Endspiel gestanden ist. Und bei allen Gelegenheiten den Court als Verlierer verlassen hat. Zum Auftakt gegen Dudi Sela gewann der 14-fache Major-Champion dem Ergebnis nach souverän, der laufstarke Israeli hatte indes erstaunlich viel Zeit, seine Schläge vorzubereiten, so richtig viel Biss konnte Nadal seinen Bällen nicht mit auf den Weg geben.
Blaupause gegen Nadal
Philipp Kohlschreiber bekommt in Key Biscayne also die Möglichkeit, sich beim dritten Turnier in Folge mit einem der ganz Großen der Branche zu messen: In Dubai war er ganz nah dran an der Sensation gegen Andy Murray, auch gegen Stan Wawrinka in Indian Wells hat der 31-Jährige auf Augenhöhe gespielt. Kohlschreiber hat in den Tagen von Miami mit Roger Federer trainiert, der Schweizer hat mit seinen jüngsten Erfolgen gegen Nadal eine Blaupause für Spieler mit einer einhändigen Rückhand wie Kohlschreiber geschrieben.
Ob der Deutsche dieser folgen kann, hängt natürlich von der Tagesverfassung von Nadal ab - aber auch vom Selbstvertrauen, das Philipp Kohlschreiber mit auf den Platz nimmt. Wenn der Wahl-Kitzbüheler an sich glaubt, dann kann er mit den Besten der Zunft mitspielen.
Das ATP-Turnier in Miami im Überblick