"Ähnliche Typen, unterschiedliche Stärken"
Alexander Peya ist mit der Familie zum ATP-Turnier nach München gereist. Das Training an der Seite von Julian Knowle läuft entspannt, Peya kommt mit der Empfehlung eines Finales in Barcelona (mit Philipp Petzschner) zu den BMW Open.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
02.05.2017, 18:14 Uhr
Von Jens Huiber aus München
tennisnet: Herr Peya. Darf man zu einem Finale noch gratulieren - oder geht es für Sie nur noch darum, Turniere zu gewinnen?
Alexander Peya: Solche Gratulationen muss man immer annehmen. Es war eine gute Woche bei einem großen Turnier, das gut besetzt war. Aber natürlich ist man auch nach dem Finale enttäuscht, wenn man es nicht gewonnen hat. Da realisiert man erst ein paar Tage später, dass es ein gutes Turnier war.
tennisnet: Das Ergebnis war recht eindeutig, der Spielverlauf nicht.
Peya: Wir haben neun Breakbälle gehabt, bei 2:2, 3:3 und 4:4 im ersten Satz jeweils 15:40, aber es geht halt so schnell mit der No-Ad-Regel, die ein Match entscheidet. Und im Finale von Barcelona sind wirklich all diese Punkte nicht in unsere Richtung gelaufen. Und da sitzt man da mit einem 6:4 und 6:3 und hat nicht das Gefühl, dass man schlechter war. Zum richtigen Zeitpunkt ein Punkt, dann wäre es umgekehrt ausgegangen. Das ist aber auch müßig. Am Anfang der Woche haben wir nicht einmal gewusst, ob wir in das Turnier überhaupt hineinkommen.
tennisnet: Ihr Partner, Philipp Petzschner, hat sich auf nach Asien gemacht, Sie spielen hier mit Julian Knowle. Wie sieht die weitere Planung aus?
Peya: Philipp und ich werden in der Woche vor Paris zusammen spielen, wahrscheinlich in Genf, dann Paris und die ganze Rasensaison durch. Dann werden wir sehen, wie weit wir uns im Ranking nach vorne gespielt haben.
(Michael Kohlmann, deutscher Davis-Cup-Kapitän, kommt beim Interview vorbei. Peya und Kohlmann haben auf der ATP-Tour lange Jahre ein Doppel gebildet)
tennisnet: Warum spielt Michael Kohlmann eigentlich nicht mehr mit Ihnen? Sie sind ja fast im gleichen Alter...
Peya: Also, das ist eine Unverschämtheit mir gegenüber....
tennisnet: Zurück zu Peya/Petzschner.
Peya: Wir werden auf jeden Fall bis Wimbledon gemeinsam spielen, so weit reicht Philipps Protected Ranking noch. Ich verliere in den nächsten Wochen viele Punkte, habe Halbfinale Paris zu verteidigen, in Halle und Washingtion das Finale. Zumal ich im letzten Jahr nach den US Open kaum mehr gespielt habe.
tennisnet: Warum funktioniert es mit Philipp Petzschner so gut? Weil es menschlich passt? Spielerisch?
Peya: Beides. Ich glaube, wir sind zwei ähnliche Typen mit unterschiedlichen Stärken. Aber auch zwei relativ komplette Spieler, was wir für under Spiel auch brauchen, weil wir keine Kanonen-Aufschläger sind. Philipp war das früher, nach den vielen Schulterverletzungen jetzt nicht mehr in diesem Ausmaß.
tennisnet: Gibt es die denn überhaupt noch?
Peya: Da gibt es genug. Kontinen und Peers etwa, die kommen sehr über den Aufschlag.
tennisnet: Sie haben gerade mit Julian Knowle trainiert. Es hat gleichzeitig intensiv und dennoch lustvoll ausgesehen.
Peya: Wir trainieren immer ernsthaft. Julian und ich spielen in Wien auch oft miteinander, wir sind zwei Leute, die gerne trainieren. Wir versuchen, eine große Intensität auf den Platz zu bringen. Und wir genießen das, wenn wir einmal miteinander spielen.
tennisnet: In Minsk beim Davis Cup hätten Sie auch miteinander spielen sollen, Sie haben sich dann verletzt. Wie fällt das Fazit der Reise mit ein paar Wochen Abstand aus?
Peya: Von den Bedingungen her war es super, ein sehr gut organisierter Davis Cup. Vom Ergebnis her war es natürlich nicht zufriedenstellend. Die Weißrussen haben beide sehr gut gespielt, aber die Chancen waren dennoch da, das Match irgendwie zu gewinnen.
tennisnet: Im Davis Cup stehen große Veränderungen an. Wie sehen Sie dort den Status Quo und die Zukunft?
Peya: Wenn man sich das Finale vom letzten Jahr anschaut, ist das natürlich unglaublich großartig. Ansonsten aber, wenn man sich das Draw anschaut, wer von welcher Nation spielt, dann weiß man nie, gegen wen man dran kommt. Die Schweiz kann ein Horror-Los sein, oder es geht gegen Chiudinelli und Laaksonen, was für die Weltgruppe ein sehr gutes Los ist. Dementsprechend ist es halt verfälscht. Man hat in den letzten Jahren den Eindruck gehabt, dass derjenige aus den Top Four, der es gewinnen will, auch durchspielt und dann gewinnt. Die einzigen, die immer dabei sind, sind die Franzosen. Weil wenn bei denen drei Leute absagen, dann rücken die nächsten nach.
tennisnet: Das Fehlen der Topspieler entwertet den Wettbewerb.
Peya: Ich kann es gewissermaßen verstehen, weil es eine große Belastung ist. Die Davis-Cup-Wochen sind oft mehr als nur bescheiden terminiert. Man muss wahrscheinlich die Sätze herunterschrauben, weil es schwierig ist, nach einer Grand-Slam-Woche dann Davis Cup spielt. Es wird von einem Grand-Slam-Sieger verlangt, von Australien, wo er am Sonntagabend gegen die Besten der Welt noch gespielt hat, irgendwo hinzufliegen und am Freitag schon wieder Best-of-Five zu spielen.
tennisnet: Womöglich ohne Heimvorteil.
Peya: Ich bin kein Freund von neutralem Boden, auch nicht von einem Final Four. Wenn, dann geht das nur als Gesamtes - ähnlich den Weltmeisterschaften im Fußball. Das wäre jährlich aber nicht mit den Topstars durchführbar. Egal, welches Format man dann nimmt.
tennisnet: Wie sieht es mittelfristig mit Ihrer Davis-Cup-Zukunft aus? Werden Sie im September für Österreich wieder spielen?
Peya: Momentan ist bei mir gar nichts sicher. Ich mache mir natürlich meine Gedanken. Die Davis-Cup-Wochen sind für mich teuer, was die Familie betrifft. Dadurch, dass mein Ranking im Moment nicht so gut ist, muss ich auch ein paar kleinere Turniere einschieben. Das war vor ein paar Jahren anders, da war mein Spielplan nur auf die ganz großen Turniere beschränkt. So eine Woche wie Minsk schmerzt mich dann schon - noch dazu, wo ich mich da verletzt habe und gar nicht spielen konnte. Und dazu mein Kleiner am Freitag auch noch Geburtstag hatte...
tennisnet: Einmal noch zurück nach Barcelona. Wie hat da der innerösterreichische Austausch mit Dominic Thiem funktioniert?
Peya: Sehr, sehr gut. Wir waren einige Male miteinander essen, haben viele Runden Würfelpoker gespielt. Und Dominic war entspannt wie immer.
Die Ergebnisse aus München gibt es hier: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation
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