ATP: Rublev, FAA, Shapovalov - Unbeständigkeit hat viele Namen
Der Wankelmut von Spielern wie Andrey Rublev, Felix Auger-Aliassime oder Denis Shapovalov gibt Rätsel auf. Spielerisch haben sie es drauf, ganz vorne mitzuspielen. Aber woran hapert es am Ende?
von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet:
16.08.2023, 14:40 Uhr
Konstanz ist nicht nur eine schöne Stadt am Bodensee, sondern auch eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Sportler braucht, um im Konzert der Großen lautstark aufgeigen zu können. Im Tennissport kommt der Leistungsstäbilität eine ganz besondere Rolle zu, denn für einen Turniersieg muss man im Extremfall bis zu sechs Topleistungen pro Woche abrufen können - etwaige Qualifikationsrunden noch nicht mitgerechnet - und das Woche für Woche.
Der Großteil der Top-100-Spieler können mit gleichmäßigen Performances über die komplette Tennis-Saison aufwarten, je nach Leistungsniveau ergibt sich dann eine fast schon logisch erscheinende Weltranglisten-Position. Carlos Alcaraz, Novak Djokovic oder auch Casper Ruud oder Daniil Medvedev befinden sich auf absoluter Top-Ebene, Aber auch Spieler wie etwa der Spanier Roberto Carballes Baena bringen kontinuierlich ihre Leistungen - halt eben nur ein paar Stufen weiter unten im Ranking.
Vielmehr zu Denken geben einem da die Leistungen der eingangs erwähnten Spieler: Der Kanadier Denis Shapovalov ist die Wundertüte der ATP-Tour schlechthin. Obwohl der in Tel Aviv geborene Weltranglisten-22. in der Vergangenheit bereits unglaublich starke Partien gegen Spieler à la Rafael Nadal oder Stefanos Tsitsipas (gegen den er ein positives Head-to-head hat) gezeigt hat, steht erst ein Turniererfolg 2019 in Stockholm auf seiner Haben-Seite.
Wirklich richtiger mentaler Ansatz?
Der Moskauer Andrey Rublev hat seinerseits zwar 14 Turniersiege am Konto, dennoch hat man beim Russen immer das Gefühl, dass da noch mehr gehen könnte - ganz besonders angesichts seiner kraftvollen Grundschläge und dem gesamtkörperlichen Rundum-Wohlfühlpaket. In der diesjährigen Saison stehen Turniersiege in Monte Carlo (sein erster Masters-1000-Titel überhaupt) und Bastad eher unerklärlichen Auftaktpleiten in Toronto und Cincinnati gegenüber. Besonders der 3:16 Stunden dauernde K(r)ampf gegen den Finnen Emil Ruusuvuori im US-Bundesstaat Ohio bescherte den Fans unzählige graue Haare.
Und mit 23 Jahren hat auch Felix Auger-Aliassime ein Alter erreicht, in dem er seine sieben Auftaktpleiten in der Spielzeit 2023 nicht mehr unter der Kategorie "jugendlicher Leichtsinn" ablegen kann.
Klar, hineinschauen kann man in keinen Spieler, aber wenn man dem spielerischen Können der drei Genannten Gewahr wird, liegt die Vermutung nahe, dass die meiste Aufholarbeit im ersten Stock zu bewerkstelligen sein dürfte. Psychologen und Therapeuten für den mentalen Bereich sind heutzutage im Spitzensport unerlässlich. So Rublev, Shapovalov und Auger-Aliassime welche im Betreuerstab mit dabei haben, sei die Frage erlaubt, ob in dieser Kategorie ein Wechsel nicht Vorteile brächte. Oft reicht schon ein Blick aus einer neuen Perspektive, um psychische Blokaden aus dem Weg zu räumen. Allerdings gilt auch hier wie immer: Alles leichter gesagt, als getan.