Der erstaunliche Herr Schwartzman
Still und heimlich tastet sich Diego Schwartzman an die Top 20 der ATP-Weltrangliste heran. In Tokio steht der Argentinier schon im Halbfinale.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
06.10.2017, 07:46 Uhr
In der Vorschau auf das Davis-Cup-Finale 2016 drehten sich die Diskussionen vor allem um das zu erwartende Spitzenspiel zwischen den Grand-Slam-Champions Marin Cilic und Juan Martin del Potro. Die Rollen der Nebendarsteller waren eher auf kroatischer Seite ein Thema, schließlich verzichtete Zeljko Krajan auf Borna Coric, der sich in der zweiten Jahreshälfte eigentlich für das große Endspiel in Zagreb körperlich in Schwung gebracht hatte.
Die Argentinier? Gut, "DelPo" war mit zwei Punkten eingeplant - und dann musste ein Wunder her (das in Form des Sieges von Federico Delbonis gegen Ivo Karlovic tatsächlich auch eintrat). Der Name Diego Schwartzman spielte in den Überlegungen der Südamerikaner keine Rolle. Knapp zwölf Monate später allerdings wird der 25-Jährige Del Potro in der Jahreswertung 2017 voraussichtlich überholen, das Halbfinale in Tokio macht es möglich.
Ob dieser Quantensprung überhaupt wahrgenommen wird, sei dahingestellt. Schon bei den US Open hatte Schwartzman mehrere Ausrufezeichen gesetzt, war erst im Viertelfinale gegen Pablo Carreno Busta ausgeschieden - nachdem er davor Marin Cilic besiegt hatte. Thema Nummer eins aus argentinischer Sicht war aber naturgemäß der Einzug von Del Potro ins Halbfinale, nach spektakulären Siegen gegen Dominic Thiem und Roger Federer.
Abgestiegen
Mit dem Österreicher hat Schwartzman sich in Tokio im Doppel versucht, immerhin eine Runde gewonnen. In der Einzel-Konkurrenz, wo der nur 1,70 Meter große Mann aus Buenos Aires als Nummer acht ins Rennen gegangen war, musste am Freitag Steve Johnson die Segel streichen. 6:0, 7:5 das Ergebnis für Schwartzman, ein solider Sieg gegen einen Spieler, der nach dem Verlust seines Vaters im Frühjahr nicht wieder zurück in die Spur gefunden hat.
Nun geht es entweder gegen David Goffin oder Richard Gasquet. Der Belgier ist mit dem Sieg in Shenzhen im Rücken nach Tokio gekommen, Gasquet tastet sich wieder an die Form vergangener Tage heran. Beide Spieler haben in diesem Jahr noch großes vor, Goffin mit größerer Sicherheit als der Franzose: Es steht schon wieder ein Davis-Cup-Finale an, David Goffin ist dafür gesetzt, Richard Gasquet muss auf die Einberufung von Yannick Noah hoffen.
Diego Schwartzman hat diese im Übrigen ereilt für die Play-Offs - mit einem unglücklichen Ende für die Argentinier und ganz besonders Schwartzman. Der verlor das letztlich entscheidende Einzel gegen Mikhail Kukushkin, für die Champions von 2016 geht es im kommenden Jahr um den Wiederaufstieg in die Weltgruppe.
Hier das Einzel-Tableau von Tokio