ATP-Tour: Der rot-weiß-rote Status Quo ist eher mau

Das Abschneiden beim ATP-Challenger-Turnier in Bad Waltersdorf mag nur eine Momentaufnahme  gewesen sein. Aber die Weltrangliste lügt nicht.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 21.09.2024, 11:27 Uhr

Lukas Neumayer konnte den Schwung aus dem Davis Cup nicht mitnehmen
© GEPA Images
Lukas Neumayer konnte den Schwung aus dem Davis Cup nicht mitnehmen

Mit Ferndiagnosen sollte man sich immer zurückhalten. Und für jedes einzelne Ergebnis gibt es sicherlich eine individuelle Erklärung. Aber der Blick auf das Tableau des ATP-Challenger-Turniers in Bad Waltersdorf trügt ja ebenso wenig wie jener auf die Weltrangliste. In der Oststeiermark standen sechs Österreicher im 32er-Raster, unter den letzten acht war dann kein einziger zu finden. Jurij Rodionov, vor wenigen Tagen in Cassis noch im Endspiel eines Challengers  an Richard Gasquet gescheitert, fehlte in Bad Waltersdorf ebenso wie der verletzte Sebastian Ofner (der aber höchstwahrscheinlich ohnehin nicht angetreten wäre).

Sonst aber war die gesamte rot-weiß-rote Elite vertreten. Und noch unter dem Eindruck des Davis-Cup-Erfolgs gegen die Türkei vom vergangenen Wochenende ist das Abschneiden aus heimischer Sicht: nicht gut.

Kopp überrascht gegen Kopriva

Wofür es sicherlich gute Gründe gibt: Dennis Novak ist nach einer Verletzung ja gerade erst wieder zurück auf die Tour gekommen, hatte mit Jaume Munar einen in der aktuellen Situation übermächtigen Gegner im Achtelfinale. Dasselbe lässt sich ein wenig auch für Lukas Neumayer konstatieren - gegen Routinier Albert Ramos-Vinolas war die Gegenwehr allerdings schon erstaunlich gering.

Joel Schwärzler würde, bei aller Rücksicht auf seine Jugend und ohne nun große Vergleiche mit in etwa Gleichaltrigen (Joao Fonseca, Jakub Mensik) im Tenniszirkus ziehen zu wollen, schön bald mal wieder ein Erfolgserlebnis brauchen. Sandro Kopp hatte dieses gegen Vit Kopriva, verlor in Runde zwei allerdings gegen Thiago Montero ebenso wie Filip Misolic gegen Laslo Djere. Der Brasilianer und der Serbe sind etablierte Spieler auf der ATP-Tour - aber Monteiro ist auch direkt vom Davis Cup auf Hartplatz in der Halle gekommen. Und Djere sucht schon länger nach seiner Form.

Ofner wird unter den Top 100 bleiben

In der ATP-Weltrangliste sieht es dementsprechend mau aus: Sebastian Ofner wird das Jahr 2024 trotz Verletzungsauszeit wohl knapp unter den Top 100 beenden. Jurij Rodionov folgt aktuell auf Platz 169,  vor Jahresfrist hatte der Linkshänder gerade erstmals einen zweistelligen Tabellenplatz erreicht. Filip Misolic liegt im Live-Ranking auf Position 237, Lukas Neumayer 32 Plätze dahinter. Sandro Kopp schließlich ist schon 24 Jahre alt - und liegt in den ATP-Charts auf Platz 334.

Was übrigens nur noch einmal unterstreicht, wie verwöhnt die österreichischen Tennisfans durch die Karriere von Dominic Thiem waren und sind. Thiem selbst hält sogar noch Platz 241, wird aber nur noch in der Wiener Stadthalle aufschlagen und dort seine Laufbahn beenden.

Probleme bei Dominic Stricker

Der Blick über die Grenzen mag ein wenig trösten: Auch in Deutschland gibt es nicht viele junge Kandidaten, die den Anspruch erheben können, potenziell in die Top 50 vorzustoßen. Justin Engel vielleicht, wiewohl der erst 16 Jahre alt ist. Von den Dimensionen eines Alexander Zverev wollen wir einmal gar nicht anfangen.

Und aus der Schweiz dringt die Kunde, dass der sehr stark veranlagte Dominic Stricker nach seiner Verletzungsauszeit große Probleme mit der Motivation hat. Stricker habe aufgrund des Drucks, der durch die zahlreichen Sponsorenverträge auf ihm lastet, aktuell den Spaß am Tennissport verloren. Und Leandro Riedi hat mit seinem Körper auch fast ebenso sehr zu kämpfen wie mit seinen Gegnern.

Keine guten Aussichten für die DACH-Region. 

von Jens Huiber

Samstag
21.09.2024, 11:26 Uhr
zuletzt bearbeitet: 21.09.2024, 11:27 Uhr