Sommer der großen Chancen?
Die kurzfristige Turnierplanung von Andy Murray, Roger Federer und Novak Djokovic ist unklar. Es gibt einige Spieler, die in ein mögliches Machtvakuum stoßen könnten.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
18.07.2017, 08:02 Uhr
Zuerst einmal eine gute Nachricht aus Australien: Nick Kyrgios hat sich nicht nur von seiner Hüftverletzung so weit erholt, dass ein Start in Washington im Bereich des Möglichen liegt, nein, der gute Mann hat auch Freude an einem neuen Automobil gefunden: Ein Dodge Challenger Hellcat, dem Vernehmen nach mehr als 700 Pferdestärken schwer, erweitert den Fuhrpark des Australiers, wie Kyrgios nicht ohne Stolz einem lokalen TV-Sender erzählt hat. Er werde selbstredend extrem vorsichtig fahren, auch wenn das Gefährt einige großartige Dinge vollbringen könne.
Es ist nicht davon auszugehen, dass diese Dinge die US-amerikanischen Straßen in diesem Sommer belasten werden, die von Nick Kyrgios geplante Route Washinton-Montreal-Cincinnati mit dem Endziel New York City lässt sich gemütlicher mit Sicherheit im Flugzeug bewältigen. Die Frage lautet: Wie viele Punkte werden Spieler wie Kyrgios, Dominic Thiem oder Alexander Zverev nach diesem Trip in ihrem Reisegepäck mitführen?
Extrem schnell
Die Aussichten auf reiche Ernte stehen jedenfalls so gut wie selten: Andy Murray und Novak Djokovic sind malade, mit einer baldigen Rückkehr zumindest des Serben ist nicht zu rechnen. Rafael Nadal führt zwar das "Race" an, ist indes auf den Hartplätzen der US-Tour anfälliger für aufschlagstarke Gegner als sonst. Und Roger Federer tritt die Reise nach Kanada womöglich gar nicht an. In Cincinnati, das sich, wie etwa Österreichs Tennis-Veteran Jürgen Melzer jüngst feststellte, immer extrem schnell spielt, ist mit dem "Maestro" natürlich wieder zu rechnen.
Aber davor? Da könnten neben den genannten Jungen auch die US-Amerikaner den Heimvorteil nutzen, allen voran Wimbledon-Halbfinalist Sam Querrey, der heuer schon in Acapulco brilliert hat. John Isner hat ein Faible für Washington, in Kanada könnte es schließlich auch mit dem ersten Masters-1000-Erfolg von Lokalmatador Milos Raonic klappen. Denn auch wenn die Großen Vier in der laufenden Kampagne ein wenig durchhängen, mit Verletzungen kämpfen, monatelang pausieren: Letztlich hat nur Alexander Zverev in Rom die Phalanx der arrivierten Spitzenkräfte durchbrochen.
Eindeutiger Focus
Dessen Entscheidung, bei seinem Heimturnier in Hamburg nicht zu spielen, ist sportlich absolut nachvollziehbar. Der Wechsel von Rasen zurück auf Asche, um dann eine Woche später in Washington auf Hartplatz aufzuschlagen, bärge zu viele Risiken für die deutsche Nummer eins. Dominic Thiem verzichtet ebenfalls auf das Turnier am Rothenbaum, obwohl er dort sicherlich mit den besten Chancen gestartet wäre. Die Konzentration der jungen Fachkräfte liegt in diesem Sommer eindeutig auf der Turnierserie, die mit den US Open abschließt. Dort hatte Alexander Zverev im Vorjahr gegen Daniel Evans verloren, Thiem musste im Achtelfinale gegen Juan Martin del Potro aufgeben.
Nick Kyrgios konnte 2016 im National Tennis Center ebenfalls nicht voll durchziehen, er gab gegen Ilya Marchenko auf. Für die nächste Ausgabe des letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres will der Australier besser vorbereitet sein. Auch das hat er dem lokalen TV-Sender verraten.