Wie aus Baby-Roger der „Maestro“ wurde
Roger Federer spricht über seinen ersten Kuss mit Ehefrau „Mirka“ und wie sie seinen Wandel vom Flegel zum Champion beeinflusste.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
21.06.2016, 11:19 Uhr

Hinter jedem großen Mann steht eine starke Frau. Ein Paradebeispiel für diese Lebensformel ist Roger Federer, der seine bessere Hälfte bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney kennenlernte –hier lest ihr wie der Liebesblitz damals bei Roger und Mirka einschlug. Der 17-fache Grand-Slam-Sieger war damals erst blutjunge 18, seine heutige Ehefrau Mirka bereits drei Jahre älter und viel reifer, wie Federer dem „Guardian“ erzählte. Als sich das frisch verliebte Paar erstmals küsste, wurde Mirka der Altersunterschied bewusst. Sie sagte „du bist so jung“. Darauf entgegnete ich, dass ich schon achtzehneinhalb sei. Die damals 21-Jährige konterte: „Okay, du bist noch ein Baby.“
„Was stimmt mit dem Typen nicht?“
Doch „Baby-Roger“ brauchte die Hilfe seiner Mirka an anderer Stelle viel dringender. Als sie das Jungtalent bei einem Klubmatch spielen sah, war sie entsetzt von Federers Benehmen. Der Heißsporn pfefferte seinen Schläger quer über den Platz und ließ sich gehen. „Großartiger Spieler, ganz toll“, sagte sie damals ironisch, „was stimmt mit dem Typen nicht?“ Miroslava „Mirka“ Vavrinec – zu der Zeit noch die große Schweizer Tennis-Nachwuchshoffnung – half Federer, sein Temperament zu zügeln und machte ihm vor, wie man diszipliniert trainiert. „Sie arbeitete fünf, sechs Stunden am Stück. Wenn ich ihr im Tenniscenter so zusah, dachte ich, das schaffe ich nie!“ Wenn Federer nicht schon wegen schlechten Benehmens vom Training ausgeschlossen wurde, habe er jeweils nach einer Stunde vor Langeweile mental abgeschaltet.
Zwei Jahre später wurde Mirka dann durch eine Fußverletzung zum frühen Karriereabbruch gezwungen. Spätestens seitdem ist sie Federers Fels in der Brandung – zunächst als Freundin, Organisatorin und Managerin, ab 2009 auch als Ehefrau und Mutter der vier Zwillingskinder Charlene Riva, Myla Rose (bald 7), Leo und Lenny (beide 2). Dabei hielt sich Mirka stets im Hintergrund, ihr letztes Interview stammt noch aus einem anderen Jahrzehnt. Für den „Maestro“ hat seine Frau jedoch einen riesigen Anteil an seinem Erfolg: „Als ich sie kennenlernte, hatte ich null Titel, heute 88. Das sagt alles.“ Mirka habe immer an ihn geglaubt, auch bevor er in Wimbledon 2003 seinen ersten Grand-Slam-Titel relativ spät gewann. Auch beim Thema Karriereende dürfte seine Frau ein entscheidendes Mitspracherecht haben. Wenn Mirka nicht mehr will oder seine Kinder keinen Spaß mehr am Weltenbummler-Leben hätten, „kann ich morgen aufhören, überhaupt kein Problem“, sagte Federer,als er wieder mal auf einen baldigen Rücktritt angesprochen wurde. Derzeit sieht es aber nicht danach aus. Sowohl Mirka als auch ihr unverändert tennisbegeisterter Ehemann haben noch Lust auf den Wanderzirkus und planen weit bis ins nächste Jahr.