Dennis Novak vor Raonic-Kracher in Wimbledon: "Ich muss seinen Aufschlag entschärfen"
Dennis Novak steht am Freitagmittag vor der größten Herausforderung seiner bisherigen Profikarriere. Der Qualifikant, die Nummer 171 im Ranking, trifft im Match um den Sprung ins Achtelfinale von Wimbledon auf den ehemaligen Turnierfinalisten Milos Raonic aus Kanada (Nr. 13).
von Ulrike Weinrich
zuletzt bearbeitet:
06.07.2018, 09:00 Uhr
Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon
Sein Rendezvous mit der Tennis-Historie hatte Dennis Novak bereits am Tag vor dem großen Match. Auf dem "Practice Court Booking Report", wie der Trainingsplan bei "The Championships" etwas sperrig heißt, war der Überraschungsmann aus Wiener Neustadt am Donnerstagmittag von 13.00 bis 14.00 Uhr Ortszeit auf Court 13 im Aorangi Park mit keinem geringen als Nicolas Mahut eingetragen.
Dennis Novak möchte weiter an seinem Wimbledon-Märchen schreiben
Der 36-jährige Franzose genießt Heldenstatus im All England Lawn Tennis Club im Südwesten von London. 2010 war seine Partie gegen John Isner (USA) in die Tennis-Annalen eingegangen. Das Erstrundenspiel der beiden wurde erst im fünften Satz entschieden: Isner gewann ihn mit 70:68 - nach einer Spielzeit von insgesamt elf Stunden und fünf Minuten.
Das Duell zog sich über drei Tage. Dem Amerikaner gelang dabei die wohl nie mehr zu knackende Rekordmarke von 112 Assen, Mahut schaffte immerhin deren 103. Es war ein Match für die Ewigkeit. Das Foto, auf dem die blassen und für immer schicksalhaft verbundenen Protagonisten der Marathon-Einheit posierten, ging um die Welt.
Respekt vor dem Aufschlagriesen Raonic - aber keine Angst
Dennis Novak indes möchte erst einmal weiter an seinem ganz persönlichen Wimbledon-Märchen schreiben. Nach seinem ersten Sieg überhaupt gegen einen Top-20-Spieler - in der zweiten Runde gegen Lucas Pouille aus Frankreich (ATP-Nr. 19) - wartet nun in Milos Raonic der Weltranglisten-32. auf den Österreicher. Der 1,96-m-Hüne war schon einmal die Nummer drei der Welt, hatte aber in den vergangenen Jahren wiederholt großes Pech mit hartnäckigen Verletzungen (Handgelenk, Knie, Schulter, Adduktoren)
Respekt ja, Angst nein - so lautet die die Devise von Novak, der ansonsten meist bei Challenger- oder ITF-Turnieren spielt. Die Taktik gegen Raonic, einen der besten "Servierer" auf der Tour, ist ebenso klar wie einleuchtend: "Ich muss schauen, dass ich seinen Aufschlag entschärfen kann und von der Grundlinie aktiv bin. Ich muss ihn bewegen, das ist nicht ganz seine Stärke", meinte Novak, der nach seinem Erfolg über Tommy-Haas-Schützling Pouille über 100 WhatsApp-Nachrichten auf seinem Smartphone hatte.
Dennis Novak erhält Tipps von Kumpel Dominic Thiem: "Er glaubt an mich"
Doch der Niederösterreicher ist keiner, der abhebt. Tipps konnte ihm sein Kumpel Dominic Thiem geben, der allerdings seine beiden bisherigen Vergleiche mit Raonic verloren hat. Doch vor allen Dingen die mentale Seite ist für Novak beim Zusammenspiel mit dem "Dominator" wichtig.
"Er hat mir gesagt, wie gut ich spielen kann. Er glaubt wirklich an mich, und das gibt mir Sicherheit. Das fühlt sich gut an", sagte er über die Verbindung mit dem Weltranglistensiebten. Dessen Vater Wolfgang Thiem ist der langjährige Coach von Novak. Der 24-Jährige jedenfalls scheint bereit für ein weiteres Kapitel seiner Wimbledon-Erfolgsgeschichte.