Margaret Court boykottiert den Happy Slam
Stammgast Margaret Court wird diesmal auf der Ehrentribüne der Australian Open fehlen. Der einstige Tennisstar boykottiert den Happy Slam, weil ihr die Kritik von Martina Navratilova & Co. zu persönlich wurde.
von Ulrike Weinrich
zuletzt bearbeitet:
08.01.2018, 21:21 Uhr
Die 75-Jährige aus Perth sagte der australischen Tageszeitung Herald Sun, dass sie während des zweiwöchigen Turniers in ihrem Ferienhaus sein und "Krabben fischen" werde. Court hatte im vergangenen Jahr mit einigen homophoben Äußerungen für Empörung gesorgt. Der Tennissport sei "voll von Lesben", meinte die 24-malige Grand-Slam-Siegerin damals in einer christlichen Radiosendung und fügte an: "Wir sind hier, um ihnen zu helfen. Wir sind nicht gegen diese Leute." Transgender-Kinder bezeichnete Court als "Werk des Teufels".
Die ehemalige US-Open-Siegerin Samantha Stosur hatte ihre australische Landsfrau daraufhin harsch kritisiert. "Was Margaret da sagt, ist wirklich verrücktes Zeug. Und die ganze Tennis-Familie hier hat dieselbe Meinung wie ich", erklärte Stosur. Doppelspezialistin Casey Dellacqua, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt und mit ihrer Partnerin zwei Kinder hat, fühlte sich von den Court-Kommentaren "verletzt". "Jeder kann sein Meinung haben, aber meine Familie hat so etwas nicht verdient", klagte die Australierin Dellacqua am Rande der French Open 2017.
Navratilova will Umbenennung der Court-Arena
Mehrere Profis der WTA- und ATP-Tour hatten sich dafür ausgesprochen, beim Happy Slam die nach der Ikone benannte Margaret-Court-Arena zu boykottieren. "Wenn sie das machen, ist das doch kleinlich. Und es zeigt auch, was sie in ihrem Herzen tragen", meinte Court jetzt und blieb auf Konfrontationskurs: "Es wäre kindisch - aber es tangiert mich nicht, was sie letztlich machen." Martina Navratilova, eine bekennende Lesbe, hatte mit Nachdruck gefordert, den Namen des nach Court benannten zweitgrößten Platzes im Melbourne Park in Evonne Goolagong Arena zu ändern.
Die Diskussion war entfacht worden, als Court zu Beginn des vergangenen Jahres die Fluglinie Qantas harsch kritisierte. Der Grund: Der Geschäftsführer der Airline, Alan Joyce, hatte sich öffentlich für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Australien stark gemacht. "Ich glaube an die Ehe als Vereinigung zwischen Mann und Frau, wie in der Bibel festgeschrieben", hatte Court in einem Brief an Joyce geschrieben. Sie, die früher den Spitznamen "The Arm" trug, ist bereits seit Jahren als christliche Laienpredigerin in Down Under unterwegs - und für ihre konservative Haltung bekannt.
Auch Murray übt Kritik an Court
Auch Andy Murray hatte klar Stellung gegen Court bezogen: "Ich kann nicht verstehen, warum jemand damit Probleme hat, wenn sich zwei Menschen lieben und heiraten. Egal, ob es zwei Männer, zwei Frauen oder Mann und Frau sind", betonte der zweimalige Wimbledon-Champion, der in Melbourne wegen einer Hüftverletzung fehlt. Der australische Tennis-Verband hatte sich ebenso wie der Betreiber der Anlage am Yarra River von den Court-Aussagen distanziert.