"Bathroom Breaks" von Tsitsipas: Alexander Zverev stützt Murray, Opelka und Thiem äußern Verständnis
Das Thema Stefanos Tsitsipas und seine ausgedehnten Päuschen außerhalb des Platzes bestimmten nach wie vor die Tennis-Schlagezeilen. Seine Kollegen sind indes uneins.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
02.09.2021, 08:08 Uhr

Den Tweet des vergangenen Tages setzte ausgerechnet der geplagte Andy Murray ab. "Fakt des Tages", schrieb er, "Stefanos Tsitsipas braucht zwei Mal so lange, eine Toilettenpause zu nehmen, wie Jeff Bezos benötigt, um ins All zu fliegen. Interessant."
Murray hatte bei seiner Fünfsatz-Niederlage gegen den Griechen schon auf dem Platz ausreichend gemosert und im Anschluss seine Sicht der Dinge erklärt. Man habe bereits im Vorfeld um die Thematik gewusst, so Murray, aber die körperliche Beeinträchtigung sei dennoch da. "Wenn du in solch einem Match sieben oder acht Minuten warten musst, kühlst du ab", so Murray, dem vor allem auch die Zeitpunkte zu denken gaben, die meist vor seinem Aufschlagspiel gelegen hätten. Er schätze Tsitsipas für sein Tennisspiel, aber "ich habe den Respekt vor ihm verloren", erklärte der Schotte.
Zverev über Tsitsipas: "Passiert auf Jugendturnieren, aber nicht, wenn du Top 3 der Welt bist"
Natürlich beherrschte das Thema auch die Pressekonferenzen der Kollegen. Speziell bei Alexander Zverev rannte Murray mit seiner Kritik offene Türen ein. Der Deutsche hatte in Cincinnati dasselbe Schauspiel erlebt, als Tsitsipas den Platz mit Tasche verlassen habe und erst nach zehn Minuten zurückgekehrt sei, "... und sein Papa textet am Handy". Tsitsipas sei danach mit komplett neuer Taktik auf den Platz marschiert. "Er ist entweder an einen magischen Ort gegangen oder es gab eine Kommunikation."
Zverev kritisierte den mangelnden Respekt, "so was passiert auf Jugendturnieren, bei Futures oder vielleicht Challengern, aber nicht, wenn du unter den Top 3 der Welt stehst." Es sei erlaubt, klar, "aber das ist ein ungeschriebenes Gesetz zwischen den Spielern." Er habe sich auch nicht immer korrekt verhalten, räumte Zverev ein, habe Schläger zerstört oder sei mal durchgedreht. Aber dass er trickse, könne man ihm nicht nachsagen, und darauf sei er stolz, "und das wird auch bis zum Ende meiner Karriere so bleiben: Ich gewinne oder verliere mit Tennis."
Tsitsipas hatte erklärt, er brauchte die Zeit nun mal, um sich umzuziehen - und zwei Mal innerhalb eines Fünfsatz-Matches sei dies ja erlaubt.
Dominic Thiem zu Tsitsipas: Umziehen ja, aber mit Zeitlimit
Verständnis äußerten Reilly Opelka und Dominic Thiem zu Tsitsipas' Verhalten. Er kenne die Bedingungen in New York, sagte Thiem im Gespräch mit dem Tennis Channel, "und da muss man mindestens zwei Mal in einem Fünfsatz-Match raus, um die Hosen zu wechseln. Da gibt es keinen Weg dran vorbei, speziell, wenn man viel schwitzt." Aber, so Thiem, es sollte ein Zeitlimit geben, denn länger als maximal fünf Minuten dauere es nicht, sich komplett umzuziehen. Murray habe recht: "Der eigene Körper kühlt runter, man wird steif, das ist nicht einfach."
Zverev hat neue Taktik parat
Ähnlich äußerte sich Reilly Opelka. Auch er müsse in diesen Bedingungen alles tauschen, "Socken, Schuhe, Einlegesohlen, Hose, Shirt, alles, das ganze Programm", so der US-Amerikaner. Das dauere fünf, sechs Minuten, und dazu der Weg vom und zurück auf den Platz... "Wenn Leute das nicht verstehen, haben sie noch nie einen Tag in ihrem Leben als professioneller Sportler verbracht." Er kenne Tsitsipas nicht, aber dass gecoacht würde, glaube er nicht. "Ich konnte heute nicht mal meine Tasche mitnehmen."
Alexander Zverev indes scheint eine Lösung für sein nächstes Tsitsipas-Match gefunden zu haben: "Das nächste Mal, wenn ich gegen ihn spiele und er auf die Toilette geht, gehe ich auch auf die Toilette und komme nach ihm zurück", kündigte er nach seinem Auftaktsieg in New York gegen Sam Querrey an.
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