Billie Jean King Cup: Schüttlers Team will in der Außenseiter-Rolle glänzen

Deutschland geht als aussichtsreicher Außenseiter in den Billie Jean King Cup in Prag. Teamchef Rainer Schüttler ist zuversichtlich. Los geht es heute um 17 Uhr.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 01.11.2021, 11:14 Uhr

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Bei Rainer Schüttler ist Fingerspitzengefühl gefragt
© Getty Images
Bei Rainer Schüttler ist Fingerspitzengefühl gefragt

18 Jahre sind schon vergangen, seit Rainer Schüttler nach der regulären Tennissaison noch einen späten Arbeitstermin hatte. Nach seiner besten Profi-Spielzeit trat der tüchtige Nordhesse 2003 bei der ATP-WM in Houston an, kam dort langsam, aber mächtig auf Touren, zog ins Halbfinale ein, scheiterte schließlich denkbar unglücklich in drei hartumkämpften Sätzen am großen Andre Agassi. „Allerletzte Kräfte“ habe er damals mobilisiert, es sei ein „Traumerlebnis“ gewesen, erinnert sich Schüttler, „ich war als Außenseiter dabei, habe aber immer an meine Chancen geglaubt.“

Als Teamchef der deutschen Frauenauswahl steht der inzwischen 45-jährige Schüttler in den kommenden Tagen vor einer ähnlichen Mission. Der ehemalige Top Ten-Spieler kann beim Billie Jean King Cup-Finale (ehemals Fed Cup) zwar mit Angelique Kerber und Andrea Petkovic noch einmal zwei Akteurinnen der goldenen deutschen Generation aufbieten, doch in der wohl stärksten Gruppe der Endrunde in Prag sind die DTB-Frauen allenfalls ambitionierte Gäste, die auf eine mittelschwere Überraschung schielen müssen. Sowohl gegen die heimischen Tschechinnen – Auftaktgegner am heutigen Montag ab 17 Uhr in der O2-Arena – wie auch gegen die Schweiz (Dienstag) geht Schüttlers Truppe als Underdog ins Rennen. 

Kerber verspürt keinen Druck

Schüttler ist die Rollenverteilung genauso wie seiner Vorturnerin Kerber indes keineswegs unangenehm, „Druck“ habe man keinen, der liege bei den gutbesetzten gegnerischen Teams. „Wir gehen mit viel Mut und Courage an die Aufgabe“, sagt Kerber (WTA 12). Lange war nicht sicher, ob die dreimalige Grand Slam-Gewinnerin wegen einer infektiösen Erkrankung beim Finalturnier des neu organisierten Wettbewerbs am Start sein würde, doch nun will die Kielerin noch ein letztes Mal in diesem Jahr konzentriert und entschlossen ans Hand-Werk gehen – am Ende einer persönlich wechselvollen Saison, in der sie sich zurück in der Weltklasse einpendelte. Kerbers ganzes Potenzial wird gebraucht, um gegen Tschechien eine Chance zu haben, muss im Spitzeneinzel schon ein Sieg der 33-jährigen gegen French Open-Königin Barbora Krejcikova (WTA 4) her. Obwohl bei den Gastgeberinnen mit Karolina Pliskova und Petra Kvitova zwei Leistungsträgerinnen der glorreichen Fed Cup-Jahre fehlen – Tschechien holte vier der letzten sechs Titel -, gilt die Auswahl dennoch als Favorit auch beim kompakten King Cup.

In vier Dreier-Gruppen werden im neuen Cup-Format die vier Halbfinalteilnehmer ermittelt, dummerweise erwischte Deutschland mit Tschechien und der Schweiz die unangenehmsten Vorrundenaufgaben. Die Schweiz wirkt mit Olympiasiegerin Belinda Bencic (WTA 9) und den Saisonaufsteigerinnen Jill Teichmann (WTA 39) und Viktoria Golubic (WTA 46) fast so ausgeglichen stark wie Tschechien, Deutschland brauchte auch im zweiten Gruppenmatch erhebliche Überraschungsmomente in jedem einzelnen Spiel, also in den beiden Einzeln und dem abschließenden Doppel. „Unsere Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und Talenten wie Jule Niemeier oder Nastasja Schunk ist gut. Wir gehen auch mit Selbstbewußtsein in das Turnier“, sagt Schüttler. 

Kritik von Feliciano Lopez

Auf breite Resonanz in der Öffentlichkeit kann der King Cup daheim in Deutschland nicht hoffen, bewegte Bilder gibt es nur beim Spartensender „Tennis Channel“. Zudem fehlen viele größere Namen des Frauentennis in Prag, mal wegen der komplizierten Corona-Lage – so wie die australische Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty. Oder auch wegen der Terminschwierigkeiten, die das unmittelbar nach dem King Cup stattfindende WTA Finale im mexikanischen Guadelajara hervorruft. Wegen der dicht gedrängten Wettbewerbe sagten zuletzt beide spanischen Topspielerinnen Garbine Muguruza und Paula Badosa für den King Cup ab. Auch die Weltranglisten-Zweite Aryana Sabalenka Belarus) spielt nicht in Prag, um Kräfte für das WTA-Finale zu sparen. Spaniens Altvorderer Feliciano Lopez, selbst Turnierchef in Madrid, nannte den Kalender der Spielerinnenvereinigung aufgebracht eine „Katastrophe“: „Du kannst nicht hintereinander diese beiden Finalturniere spielen. Das ist ein Riesenproblem.“

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