Billie Jean King: Gebt den Tennisprofis eine Rücken-Nummer!

Billie Jean King hat einen interessanten Vorschlag gemacht. Der aber einige Fragen offen lässt.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 27.09.2024, 17:21 Uhr

Billie Jean King hätte da mal eine Idee
© Getty Images
Billie Jean King hätte da mal eine Idee

Wenn Billie Jean King sich zu Veränderungen im Tennissport äußert, dann sollte man immer ganz genau hinhören. Denn niemand hat diesen Sport in den letzten Jahrzehnten mehr geprägt als die große Revolutionärin aus den USA. Die, so nebenbei, während ihrer aktiven Karriere ja auch zwölf Grand-Slam-Titel im Einzel und 16 im Doppel gewonnen hat. Dass sie nun auch noch die Congressional Gold Medal of Honor bekommt, unterstreicht noch einmal die Bedeutung der mittlerweile 80-Jährigen.

Vor ein paar Tagen nun hat „BJK“ nun beim Kurznachrichtendienst X drei Wünsche deponiert, die das Tennis verbessern sollte. Zum einen: die Zählweise. 15, 30, 40, Spiel - das könne man vor allem jungen Menschen nicht vermitteln. Dann: Frauen und Männer sollten immer dieselbe Anzahl an Sätzen spielen. Und im besten Fall im Best-of-Three-Format. Wie die Männer, die bei den Grand-Slam-Turnieren überwiegend schon gerne auf drei Gewinnsätze spielen, diesem Vorschlag gegenüberstehen, ist offen.

Ganz lustig aber Idee Nummer drei: Die Tennisprofis sollten ihren Namen und eine (Rücken-)Nummer tragen. Damit die Identifikation steige. Abgesehen davon, dass dies auch die Hersteller der Tenniskleidung vor neue Aufgaben stellen würde: spannend!

Federer würde wohl Nummer 8 wählen

Die Idee ist natürlich klar: Bestimmte Nummern werden bestimmten SpielerInnen zugeordnet. In der MotoGP bringt man Nummer 93 seit Jahren mit dem achtmaligen Weltmeister Marc Marquez in Verbindung, die beiden aufregendsten Baseballspieler unserer Zeit (Shohei Ohtani, 17, und Aaron Judge, 99) werden an ihren Nummern erkannt. Im Football war es Tom Brady mit Rückennummer 12, davor Brett Favre mit der 4. Und im Fußball hätte man nach dem Rücktritt von Diego Maradona die Nummer 10 gar nicht mehr vergeben dürfte.

Aber gehen wir doch einmal hinein in diese Materie. Und bleiben wir, der Einfachheit halber, bei den Männern. Da würde wohl jeder gerne die Nummer eins tragen. Aber das ist ja nicht im Sinne der Erfinderin. Denn die Idee ist ja, dass die Spieler auch hinsichtlich der Zahl auf ihrem Rücken einen hohen Wiedererkennungswert haben. Bei Roger Federer, das darf man annehmen, wäre die Wahl auf „8“ gefallen.  

Etwaige Präferenzen von Novak Djokovic, Alexander Zverev, Jannik Sinner oder Carlos Alcaraz sind nicht bekannt. Aber die würde man ja auch ohne Extra-Branding erkennen. Müsste dann aber Stefan Steinacher, der herrliche Stadionsprecher der Generali Open in Kitzbühel einen Teilnehmer wie folgt begrüßen: „Bitte einen herzlichen Willkommensapplaus für den Spieler mit der Nummer 86, Thiago Augustin Tirante!“ Vielleicht noch mit dem sachdienlichen Hinweis, dass das Trikot eben genannten Spielers im Shop auf dem Clubgelände käuflich zu erwerben ist?

Was passiert mit den Neuankömmlingen?

Noch zwei Aspekte, die die Idee von Billie Jean King spannend in der Ausführung werden ließen: Was tun, wenn ein Neuankömmling in die Top 100 stößt, alle Nummern aber schon vergeben sind? Sind auch dreistellige Trikotaufschriften denkbar („Mit der Nummer 255 - Euer Joao Fonseca!“).

Und: Gerade im US-amerikanischen Sport ist es üblich, bestimmte Nummer einfach nicht mehr zu vergeben. So findet man im Baseball keine Nummer 42 mehr, diese hat dereinst Jackie Robinson getragen, der erste afro-amerikanische Spieler in der Major League Baseball. Wäre nach dem Rücktritt von Novak Djokovic, dem wir einfach mal eine „7“ auf das Leibchen zuordnen, diese Nummer auf alle Zeiten für nachkommende Spieler tabu?

Ein guter Ansatz allemal. Aber einige Fragen sind noch offen.

von Jens Huiber

Samstag
28.09.2024, 07:58 Uhr
zuletzt bearbeitet: 27.09.2024, 17:21 Uhr