ATP-Boss Chris Kermode über Turnierplan: "Derzeit fast zu viel Angebot"
Die abgelaufene Saison auf der ATP-Tour war von Verletzungen von einer Vielzahl an Top-Spielern geprägt. Nachdem sich einige Insider kritisch über den Turnierkalender geäußert haben, spricht nun der Vorsitzende der Tour, Chris Kermode, über die Planungen des Weltverbands.
von Lukas Zahrer
zuletzt bearbeitet:
13.12.2017, 12:00 Uhr
"Ich denke, dass dieses Jahr eines der ungewöhnlichsten war, die wir je gesehen haben", sagte Kermode gegenüber Sky Sports Tennis. "Unsere Idee war, dass wir älteren Spielern die Möglichkeit geben, länger auf der Tour spielen zu können. Deshalb haben wir ein System eingeführt, das einige Ausnahmen für die Masters-Turniere beinhaltet."
Kermode spricht dabei die Regelung an, die es Spielern unter gewissen Kriterien erlaubt, das verpflichtende Antreten bei den Masters-1000-Events zu umgehen. Sollte ein Spieler entweder 600 Matches oder zwölf volle Jahre auf der ATP-Tour absolviert haben, oder etwa über 30 Jahre alt sein, ist er im Gegensatz zu allen anderen von einem Turnier "befreit". Sollte ein Spieler sogar alle drei Kriterien erfüllen, ist er überhaupt von allen Events der zweithöchsten Spielklasse freigestellt.
Kermode: Viele Spitzenspieler von Verletzungen geplagt
Doch Kermode erkennt auch im aktuellen System Vor- und Nachteile. "Die Frage ist, ob wir einen Roger mit seinen 36 Jahren mit seinem gut durchdachten Spielplan sehen wollen, oder ob wir es bevorzugen, wenn alle Spieler zu jeder Zeit vollen Einsatz zeigen und sich in Verletzungsgefahr bringen." Federer gewann in 2017 zwei Grand Slams, nahm sich aber während der gesamten Sandplatzsaison eine Auszeit.
Zudem kennt Kermode den Grund für die verstärkte Berichterstattung der Verletzungen auf der ATP-Tour: Es seien in dieser Saison einfach zu viele der absoluten Top-Spieler ausgefallen. Die gesamte Anzahl an Verletzungen ging laut Kermode nämlich entgegen Erwartungen um sechs Prozent zurück. "Unser medizinisches Team wird aber ein genaues Auge auf die Entwicklungen werfen", verspricht Kermode. Spieler aus den Top-10 wie Andy Murray, Stan Wawrinka oder Kei Nishikori mussten ihre Saison vorzeitig beenden.
Die Profis stellen die ATP mit ihren Forderungen nach einer kräfteschonenderen Tour vor eine schwierige Aufgabe. "Wenn Sie Spieler fragen würden, würden die meisten wohl die neuen Beläge als Hauptgrund für die Verletzungen angeben", erklärte Kermode. "Wenn du aber beginnst, die Beläge zu ändern, dann wirst du dafür kritisiert, dass sie zu homogen sind, und sich immer mehr in Sachen Geschwindigkeit annähern - das ist eine permanenter Balanceakt."
ATP-Tour in nächster Zeit wohl ohne neue Turniere
Angesprochen auf die Frage, ob die ATP trotz eines straffen Turnierkalenders gedenkt, weitere Events in den Kalender aufzunehmen, gibt sich Kermode skeptisch. "Wir haben einen sehr straffen und intensiven Kalender mit 62 Turnieren verstreut auf die ganze Welt. Die Wichtigkeit liegt für mich darin, den globalen Charakter zu erhalten, ohne zu sehr nach dem Geld zu schauen", sagte Kermode.
Und weiter: "Ich denke, dass Afrika für uns interessant sein könnte. Wir werden diese Dinge genau beobachten, denn wir haben derzeit fast zu viel an Angeboten."