„Break Point“: Von Beginn an zum Scheitern verurteilt
„Break Point“ bekommt bei Netflix also keine dritte Staffel. Das ist so richtig wie es konsequent ist.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
10.03.2024, 07:49 Uhr
Der Versuch war ehrenhaft. Der gewählte Ansatz aber im Grunde von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Denn der professionelle Tenniszirkus ist nicht die Formel 1. Bei letzterer treffen sich spätestens alle zwei Wochen immer dieselben Protagonisten, Geschichten und Personen können sich entwickeln. Beim Tennis finden die großen Klassentreffen nur bei den Grand-Slam-Turnieren und mit kleinen Abstrichen auch noch bei den kombinierten 1000ern statt. Aber dann stehen eben nicht nur 20 Piloten, sondern mehr als 200 Aufschläger und Returnspielerinnen im Fokus.
Der Anspruch (wer auch immer diesen formuliert hat), dem professionellen Tennis mit „Break Point“ bei Netflix einen ähnlichen Schub wie der Formel 1 durch „Drive to Survive“ zu verleihen, war also von Beginn an zu hoch. Gut möglich, dass der Hype um Max Verstappen und Co. auch nicht mehr so lange anhält, aber gerade in den USA herrscht aktuell noch großes Interesse an den Stories um die Im-Kreis-Fahrer.
Falsche Protagonisten und Storylines
Bei „Break Point“ haben dagegen viele Dinge nicht gestimmt. Aus verschiedenen Perspektiven: Wer sich beruflich mit dem Tennissport beschäftigt, hat exakt nichts Neues erfahren. Nada. Einigen Fans ist der Sport als solcher zu kurz gekommen, anderen hat die Auswahl der Protagonisten nicht gepasst. Dass dann auch noch ganz große Storylines einfach links liegen gelassen wurden - wie der Ausschluss von Novak Djokovic von den Australian Open - hat nicht geholfen.
Was hätte man anders machen können? Viele Reaktionen im Netz auf die Ankündigung, dass Netflix „Break Point“ nach der zweiten Staffel einstellt, waren nicht von großer Trauer geprägt. Aber auch Tennisliebhaber tun sich mit alternativen Ansätzen schwer: Hätte man sich auf ein, zwei Spieler während des gesamten Jahres konzentrieren sollen - und zwar wirklich? War die Vermischung zwischen ATP- und WTA-Tour zwingend notwendig? Wie kann man Spannung aufbauen, wenn die wichtigsten Turniere (bei den Männern) dann ja doch immer wieder von den gleichen Spielern gewonnen werden?
Vorbilder Rugby und Tour de France?
Vielleicht wäre der richtige Ansatz jener gewesen, den Netflix bei den sehenswerten Serien über die Tour de France oder die Six Nations im Rugby gewählt hat: die Konzentration auf ein singuläres Event mit all seinen Nebengeräuschen. Oder auf die gesamte Grand-Slam-Saison. Wie immer aber gilt: Im Nachhinein ist man immer schlauer.
Als stabil hat sich immerhin der "Break Point Curse" erwiesen. Dass nämlich SpielerInnen, die im Fokus der Serie standen, in den Monaten darauf nicht gerade vom Glück gesegnet waren. Frag nach beim großen und leider dauerverletzten Matteo Berrettini.