Carlos Ramos - Respektvolle Karriere im Schatten der Großen
Nach 32 Jahren beendete Carlos Ramos in Estoril seine Karriere als Profischiedsrichter. Weltweit bekannt wurde der Portugiese durch den Eklat um Serena Williams im Finale der US Open 2018.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
10.08.2024, 07:59 Uhr

Ein persönliches Jubiläum feierte Casper Ruud, als er in Estoril seine zehnte ATP-Trophäe gen Himmel recken durfte. Dennoch dürfte dieses Finale dem dritten Protagonisten des Endspiels auf dem Schiedsrichterstuhl noch wesentlich länger in Erinnerung bleiben.
Rückblick auf 32 Jahre im Dienst des Tennissports
Im Jahr 1991 schickte sich Carlos Ramos an, die Tenniswelt als aktiver Schiedsrichter zu bereisen. Eine oft undankbare Aufgabe, muss man doch nicht selten die Anfeindungen der Racket-Protagonisten oder des Publikums über sich ergehen lassen. Hochgearbeitet bis zum sogenannten Gold-Badge der ITF, legte der 52-jährige eine famose Karriere auf dem heißen Stuhl hin. Wovon viele Spieler träumen und was unter den momentan aktiven Spielern mit Rafael Nadal nur einem einzigen Spieler vorbehalten war, sollte ihm mit Einsätzen in den Einzel-Finals bei allen vier Grand Slam-Turnieren und den olympischen Spielen sogar der „Golden Career-Slam“ gelingen, was sonst nur noch seine weibliche Kollegin Alison Hughes aus Großbritannien bis dato erreicht hat.
Eklat um Serena Williams bei den US Open 2018
Normalerweise ist die Idealvorstellung einer gelungenen Spielleitung, dass sich der Zuschauer im Anschluss an das Match eigentlich gar nicht mehr an den Schiedsrichter erinnern kann. Ramos ging in seiner Karriere jedoch nie den bequemen Weg und machte sich auf der Tour schnell einen Namen, dass er bei Entscheidungen nicht davor zurückschreckte, auch die Großen des Tennissports bei Verfehlungen zu sanktionieren. Besonders augenscheinlich wurde dies bei einem Ereignis, auf dessen Tragweite er wohl gut und gerne hätte verzichten können. Im Einzelfinale der US Open 2018 bei den Damen belegte er Serena Williams aufgrund von Coaching und verbaler Kritik an der Schiedsrichterleistung mit insgesamt drei Verwarnungen, die nach Punkt- und Spielpenalty den Weg zur Niederlage gegen Naomi Osaka ebneten. Im Nachgang sollten sich diese Geschehnisse noch zu einer verbalen Debatte um Sexismus ausweiten.
Kreis schließt sich in Estoril
Einen geeigneteren Ort für den finalen Rückzug vom Schiedsrichterstuhl konnte es für den in Lissabon geborenen Ramos eigentlich nicht geben. Im Anschluss an das Finale von Estoril beim derzeit einzigen ATP-Turnier auf portugiesischem Boden, ca. 25 Kilometer westlich der Hauptstadt, wurde er für seine Verdienste vor der Trophäenübergabe an die Spieler geehrt. In aller Bescheidenheit verabschiedete sich Ramos mit emotionalen Worten vom Publikum: „Einen schöneren Abschied als Stuhlschiedsrichter hätte ich mir nicht erträumen können und bin so unglaublich dankbar. Aber jetzt übergebe ich an die Spieler, die das Finale gespielt haben und es als Einzige wirklich verdienen, hier auf dem Podest zu stehen.“