Claudia Kohde-Kilsch in der "Regenpause": Insolvenz, Verluste und großes Tennis
Claudia Kohde-Kilsch war einst die Nummer vier der Welt, nun hat sie ihre Autobiografie "Regenpause" vorgelegt. Schonungslos ehrlich schreibt sie darin über ihre Insolvenz, ihren Ausflug in die Politik und das oft schwierige Verhältnis zu Steffi Graf.
von SID
zuletzt bearbeitet:
17.12.2024, 17:21 Uhr
Ende 2011 war Claudia Kohde-Kilsch buchstäblich am Ende: "Wenn ich mal Einladungen zu Veranstaltungen bekam, schob ich eine Krankheit vor, denn ich hätte die Anfahrt nicht bezahlen können." Mehr als zwei Millionen Dollar Preisgeld hat die heute 61-Jährige in ihren 15 Jahren als Tennisprofi verdient, doch ihr Stiefvater Jürgen Kilsch habe "zu den Menschen gehört, die einfach nicht mit Geld umgehen können".
Offen, ehrlich und schonungslos lässt Claudia Kohde-Kilsch in ihrer Autobiografie "Regenpause" ihr Leben und ihre Karriere Revue passieren. Mit Jürgen Kilsch, der ihr Vermögen weitgehend durchbrachte, landete sie 1999 vor Gericht, der Prozess endete erst mit Kilschs plötzlichem Tod 2004.
Zu dem Zeitpunkt war sie bereits vier Jahre mit dem mittlerweile verstorbenen Schlagersänger Chris Bennett verheiratet, dem Vater ihres Sohnes Fynn. Die Ehe scheiterte, er ließ sie mit einem Berg an Schulden sitzen. "Die Mahnungen und Vollstreckungsbescheide in meinem Briefkasten häuften sich", schreibt sie. Sonntags sei sie immer froh gewesen, "weil das der einzige Tag in der Woche ist, an dem die Post nicht zustellt".
Länger in den Top Ten als Tyson Boxweltmeister
2011 habe sie einen Antrag auf Regelinsolvenz gestellt und danach ihr "komplettes finanzielles Leben von vorn begonnen". In jener Zeit habe sie auch ihren Lebensgefährten Sven Kielmann kennengelernt, der "so sehr um mich gekämpft hat", der "seitdem wie ein Fels in der Brandung hinter mir steht". Mit Kielmann und Vierbeiner Filou ("Mein Seelenhund") lebt Claudia Kohde-Kilsch heute in ihrer saarländischen Heimat.
Früher war sie Weltbürgerin. "Im Einzel bin ich länger in den Top Ten gewesen als Mike Tyson Weltmeister im Boxen war", schreibt sie in ihrem Buch. "CKK" war vor allem eine der weltbesten Doppelspielerinnen, an der Seite der Tschechin Helena Sukova gewann sie unter anderem Wimbledon und die US Open und stand jeweils dreimal bei den Australian Open und den French Open im Finale. Viel familiärer sei es damals auf der Tour zugegangen: "Es gab einige Spielerinnen, mit denen ich gut befreundet war."
Schwieriges Verhältnis mit Steffi Graf
Steffi Graf gehörte wohl nicht dazu, obwohl Claudia Kohde-Kilsch bis heute voller Anerkennung und Respekt von der einstigen Weggefährtin spricht: "Wir haben uns immer gut verstanden. Dass das bei unseren Vätern nicht so war, muss man auseinanderhalten." Zusammen mit Steffi Graf gewann Kohde-Kilsch 1987 den damaligen Federation Cup gegen die USA und Olympia-Bronze 1988 in Seoul: "Steffi Graf ist eine der besten Sportlerinnen, die Deutschland und die Welt je gesehen haben."
2012 begann Claudia Kohde-Kilsch einen Abstecher in die Politik. Im Mai wurde sie von Oskar Lafontaine und der Landtagsfraktion der Linken als Pressesprecherin berufen und saß von 2014 bis 2019 für die Linken im Stadtrat von Saarbrücken. 2019 schloss sie sich der SPD an, aus der sie 2024 nach internen Ränkespielen austrat. Sie habe "nicht den Ehrgeiz, andere brutal und ohne Rücksicht auf Verluste wegzukicken. Das bin ich nicht, und das kann ich nicht."
Am Ende ihrer Erinnerungen bedankt sich Claudia Kohde-Kilsch bei Familie, Freunden und Wegbegleitern. Auch bei Jürgen Kilsch: "Verzeihen ist die schwerste Liebe, das möchte ich Dir in den Himmel schicken. Ruhe in Frieden."