Das deutsche Motto: Unabhängiger von der Zverev-Abhängigkeit
Für Deutschland blieb beim Davis Cup-Finale in Malaga nur die Rolle des Zuschaurers. Bundestrainer Michael Kohlmann aber schaut zuversichtlich nach vorne.
von SID
zuletzt bearbeitet:
25.11.2024, 01:39 Uhr
Während Deutschlands Tennisstar Alexander Zverev beim Spikeball am Strand seinen wohlverdienten Aktiv-Urlaub auf den Malediven genoss, musste Michael Kohlmann im fernen Malaga den Frust bewältigen. "Natürlich" überwiege die Enttäuschung, sagte der Bundestrainer nach der Niederlage gegen die Niederlande im Davis-Cup-Halbfinale. Immerhin hatte seine Auswahl auch ohne Zverev die "große Chance", gegen einen Gegner auf Augenhöhe "etwas Außergewöhnliches zu erreichen", betonte der Teamchef.
Kohlmann: “Im Kreis der großen Mannschaften”
Und trotzdem wollte Kohlmann zum Jahresabschluss das Positive in den Fokus rücken: "Wir haben wieder gezeigt, dass wir im Kreis der großen Mannschaften mitspielen", sagte er.
Das deutsche Team mit der Nummer eins Jan-Lennard Struff und einem außergewöhnlich starken Doppel hinterließ in Malaga in der Tat einen ordentlichen Eindruck. Zur Wahrheit gehört aber auch: Was fehlte, um ganz oben anzugreifen und als klarer Mitfavorit aufzutreten, war die Präsenz eines Weltklassespielers im Einzel. Ein Spieler, über den die Tennisnation bekanntermaßen verfügt.
Alexander Zverev bleibt die große Unbekannte
Und so stellt sich unweigerlich die Frage: Was wäre drin gewesen mit Zverev, der nach einer extrem zehrenden Saison auf seine Teilname am Finalturnier verzichtete? "Müßig" sei es darüber zu diskutieren, hatte Kohlmann vor Turnierbeginn gesagt: "Aber es würde natürlich nochmal einen Unterschied machen, wenn man die Nummer zwei der Welt in seinen Reihen hätte."
Vor allem beim bestehenden Modus der Endrunde. Der wird Deutschland auch in den kommenden Jahren in die Karten spielen. Lediglich zwei Match-Gewinne sind nötig für den Sieg - und das DTB-Team verfügt mit Kevin Krawietz und Tim Pütz über ein Spezialisten-Duo, das in jedes mögliche Entscheidungsdoppel favorisiert gehen würde. Wenn es denn, anders als in diesem Jahr, seine Chance bekommt. Beim 2:0 im Viertelfinale gegen Kanada und beim 0:2 im Halbfinale gegen die Niederlande schauten die ATP-Champions tatenlos zu.
Vielleicht also liegt der Schlüssel zum ersten deutschen Titel seit 1993 für Kohlmann in den kommenden Jahren darin, Zverev nach einer langen Saison für das Nationen-Event zu begeistern. Und gleichzeitig den Teamgeist zu bewahren, den Kohlmanns Auswahl in den vergangenen Jahren kultiviert hat.
Kein Limit für die deutsche Mannschaft
Nach einem guten Davis-Cup-Jahr mit konstanten Leistungen in den Quali-Matches, nach einem überzeugenden Sieg zum Start in die Endrunde gegen Kanada, verpasste das DTB-Team in Malaga tatsächlich nur die Krönung. Der erste Einzug ins Finale seit 31 Jahren blieb Deutschland verwehrt. Weil Daniel Altmaier und Struff gegen die Niederlande jeweils knapp ihr Einzel verloren.
Die Hoffnung darauf, bald mal wieder um das über 100 Kilogramm schwere Monstrum namens Davis Cup spielen zu können, sie lebt beim DTB-Team trotzdem weiter. Ob mit oder ohne Zverev. "Das Jahr hat uns gezeigt, dass wir gut sind. Wir hatten eine Chance aufs Finale", sagte Kohlmann: "Dass wir dort nicht Favorit gewesen wären, ist klar, aber ein Limit sehe ich für uns jetzt nicht."