Davis Cup: Peya erwartet "absolut ernstzunehmenden Gegner"
Alexander Peya gibt als Ersatz für den erkrankten Jürgen Melzer seine Premiere als österreichischer Davis-Cup-Kapitän. Und mahnt sein Team vor dem Treffen mit der Türkei zur Vorsicht.
von PM
zuletzt bearbeitet:
10.09.2024, 18:06 Uhr
In drei Tagen geht’s schon los: Am 13./14. September fordert das Generali Austria Davis Cup Team in der Weltgruppe I im Sportaktivpark Bad Waltersdorf die Türkei. Die letzten Vorbereitungen sind in vollem Gange. Parallel dazu fanden am Dienstag auf der Anlage die obligatorischen Pre-Draw-Pressekonferenzen mit den beiden Teamkapitänen statt. Auf Seiten von Österreich dabei mit einem neuen Gesicht: Denn nach dem kurzfristigen, gesundheitsbedingten Ausfall des ÖTV-Sportdirektors und -Davis-Cup-Kapitäns Jürgen Melzer, der mit einer Nierenkolik am Montag operiert wurde und sich noch erholen muss, wird wie berichtet Alexander Peya die rot-weiß-rote Betreuerbank hüten.
Der Wiener, so wie Melzer selbst ein Ex-Weltklassespieler, weilte am Sonntag gerade auf der Hochzeit seines besten Freunds in Italien, als ihn der um Hilfe bittende Anruf seines langjährigen
Weggefährten auf der Profitour und im Davis-Cup-Team ereilte. „Für mich war es keine Überlegung. Es war in dieser Ausnahmesituation sofort klar, von Sekunde eins an, dass ich das machen möchte, dass ich ihn hier ersetzen und unterstützen will“, zögerte Peya keine Sekunde, fürs Amt als Ersatzcaptain für den Länderkampf zuzusagen. „Wenn man meine persönliche Einstellung zum Davis Cup kennt und verfolgt hat, auch über meine Spielerkarriere, dann weiß man, wie wichtig mir dieser Teambewerb ist. Für das eigene Land zu spielen, das eigene Land zu repräsentieren, war für mich immer besonders und eine Selbstverständlichkeit, dafür zur Verfügung zu stehen.“
Kein Platz fürs Ego
Das Interimsamt sei für Peya „natürlich noch in gewisser Weise gewöhnungsbedürftig – bis jetzt war ich ja nur auf der anderen Seite. Als Spieler habe ich mich nicht um so viel kümmern müssen. Aber Jürgen und Tamara (Schandl, ÖTV-Teammanagerin; Anmerkung) haben alles vorbereitet.“ Auf der Betreuerbank werde für ihn kein Platz fürs eigene Ego sein: „Es geht einfach darum, den Spielern ein gutes Gefühl zu geben, sie bestmöglich zu unterstützen mit all dem, was der jeweilige Spieler individuell braucht, damit er sich auf dem Platz auch wohlfühlt und seine beste Leistung bringen kann.“ Der Startschuss zum Finden dieses Wohlfühlgefühls ist indes bereits gefallen: Am Montagmorgen traf sich der 44-Jährige mit dem nominierten Trio Filip Misolic (ATP 225), Lucas Miedler (ATP-Doppel 58) und Alexander Erler (ATP-Doppel 46), Sparringpartner Neil Oberleitner (ATP 470) und Joel Schwärzler (ATP 378), der sich noch Chancen auf einen Platz im Team ausrechnen kann, sowie mit dem restlichen Betreuerstab um Assistant Coach Gerald Melzer zu den ersten gemeinsamen Aktivitäten. Der frischgebackene Finalist des ATP-100-Challengers in Tulln, Lukas Neumayer (ATP 262), stieß am Montagnachmittag dann auch hinzu. Jurij Rodionov (ATP 170), der erst Montag zu Mittag beim ATP-75-Challenger in Cassis ebenso im Endspiel gestoppt wurde, wird am Dienstagnachmittag erwartet.
Besser spät und mit Selbstvertrauen im Gepäck
Das verspätete Eintreffen bewertete Peya als Luxusproblem, geschah dieses schließlich erfolgsbedingt: „Das ist sehr erfreulich. Wenn man Spieler hat, die zum Davis Cup später anreisen, heißt das meist, dass sie in der Vorwoche gut gespielt haben – und das nimmt man als Kapitän natürlich gerne.“ Bei Rodionov sei es in Sachen Vorbereitung allerdings „sicher nicht optimal. Zum einen, weil für ihn der Belagswechsel hinzukommt (in Cassis wurde auf Hardcourt gespielt, in Bad Waltersdorf ist Sand der Spielbelag; Anmerkung), und weil das Finale dann auch noch verschoben wurde. Aber wir sind alle lang genug im Tennis dabei, dass wir wissen, dass solche Sachen passieren können. Gerade wenn man ein bisschen Erfahrung mitbringt – und das tut Jurij mittlerweile, er ist doch auch schon länger dabei –, geht man dabei auch mit dem richtigen Mindset daran und kommt damit zurecht. Mir ist es lieber, es reist einer später mit Selbstvertrauen im Gepäck an als wir sind alle so früh da, weil alle in der Woche davor frühe Niederlagen kassiert haben.“
Am Montag war rasch absehbar, dass die Freilufttrainings witterungsbedingt entfallen: „Wir haben dann eine Bewegungseinheit hier in der Halle gemacht – bisschen Fußballtennis, was, glaube ich, auch für die Stimmung recht gut und entspannend war. Am Nachmittag sind wir dann nach Graz gefahren und haben am TC Pokorny zwei gute Trainingsstunden gehabt. Auch heute haben wir ein bisschen umstellen müssen, wir haben jetzt die erste Einheit auf einer anderen Anlage gespielt. Aber es sieht gut aus, dass wir nachmittags die erste Einheit hier auf der Anlage spielen können, hoffentlich auch mit der einen oder anderen Minute auf dem Centercourt“, so Peya. Dessen Hoffnung sich erfüllen sollte.
Man darf die Türken auf gar keinen Fall unterschätzen“
So wie bereits von Melzer geplant, wird sich Peya bei den Trainings noch einen genauen Eindruck von seinen Schützlingen verschaffen, ehe die Entscheidungen zur endgültigen Nominierung und zur Aufstellung an den beiden Spieltagen fallen sollen. „Das wird dann in Rücksprache mit Jürgen geschehen. Aber klar macht man sich schon Gedanken.“ Wie auch immer das Aufgebot letztlich aussehen wird: „Wenn man aufs Papier schaut, sind wir natürlich Favorit. Wir haben den Heimvorteil, was im Davis Cup natürlich auch immer eine Rolle spielt, weil du dir die Rahmenbedingungen auch aussuchen kannst. Trotzdem glaube ich, dass man die Türken auf gar keinen Fall unterschätzen darf“, warnte Peya.
„Wenn man im Ranking noch ein halbes Jahr oder Jahr zurückgeht: Cem Ilkel und Altug Celikbilek waren beide schon um Rang 150, auch Yanki Erel war am Anfang des Jahres noch um 300. Das ist alles nicht so weit weg von unseren Rankings. Dadurch, dass wir leider ja den Ausfall von Sebastian Ofner verkraften müssen, den momentan glasklaren Topspieler von Österreich, heben wir uns auch nicht so großartig ab. Das ist ein absolut ernstzunehmender Gegner, die Türken haben ein sehr kompaktes Team, auch mit einiger Erfahrung. Aber ich bin trotzdem sehr zuversichtlich.“ Auch wenn die heimischen Spieler schon einige Erfahrungswerte mit den Türken mitbringen, werde man den Gegnern noch genau auf die Beine blicken: „Wir werden uns sicher von den Trainings vor Ort so einiges anschauen. Gerald (Melzer; Anmerkung) ist als Co-Trainer ja auch zur Unterstützung da. Wir werden gut vorbereitet in das Wochenende hineingehen.“ Immerhin geht es um den heißbegehrten Platz in der Qualifikationsrunde zu den Davis Cup Finals 2025.
Der Zeitplan zum Davis Cup Österreich – Türkei
Donnerstag, 12. September, 13:00 Uhr: Official Draw (live auf ORF SPORT+)
Freitag, 13. September, 13:00 Uhr: Eröffnungszeremonie
Im Anschluss: 1. Einzel (live auf ORF SPORT+ und ÖTV TV unter www.oetv.tv)
Im Anschluss: 2. Einzel (live auf ORF SPORT+ und ÖTV TV unter www.oetv.tv)
Samstag, 14. September, 11:00 Uhr: Doppel (live auf ORF SPORT+ und ÖTV TV unter
www.oetv.tv)
Im Anschluss: 3. Einzel (live auf ORF SPORT+ und ÖTV TV unter www.oetv.tv)
Im Anschluss: 4. Einzel, falls nötig (live auf ORF SPORT+ und ÖTV TV unter www.oetv.tv)