Den „echten“ Davis Cup gibt es nur jeden zweiten Tag
Die Problemlage ist nicht neu. Die Frage lediglich, ob sich etwas ändern wird: Denn wenn die Heimteams in Bologna, Manchester und Valencia aufschlagen, dann funktioniert der Davis Cup in der Version des Jahres 2024 ja doch einigermaßen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
10.09.2024, 17:51 Uhr
Die Tribünen in Manchester waren am Dienstag wohl nicht nur aus dramaturgischen Gründen über die meiste Zeit abgedunkelt. Sondern eher deshalb, weil es sich im World Feed, das die ITF in aller Herren Länder versendet, nicht ganz so gut macht, wenn auf den Tribünen riesige Lücken klaffen. Wobei man den Zuschauern, die nicht gekommen sind, keinen Vorwurf machen kann: Kanada gegen Argentinien, Nordamerika gegen Südamerika also - und das in Großbritannien. Wen soll das jucken?
Dagegen ja schon fast euphorisch die Stimmung in Zhuhai. Wo in diesen Tagen eine Premiere stattfindet: Die erste Davis-Cup-Zwischenrunde, bei der es keine Heimmannschaft gibt. Zhizhen Zhang und der von Verletzungen geplagte Yibing Wu hätten zwar das Potenzial, im traditionsreichsten Mannschafts-Wettbewerb im Tennis eine größere Rolle zu spielen. Tatsächlich schlagen aber die Teams aus Deutschland, Chile, der Slowakei und den USA in Zhuhai auf.
Der Deutsche Tennis Bund verzichtet auf die Austragung
Was mehrere Fragen aufwirft: Zunächst einmal, warum der US-amerikanische Verband, der in Geld schwimmt, nicht die Ausrichtung dieser Viererrunde übernommen hat. Die meisten Spieler waren ja eh noch bei den US Open versammelt, wären sicherlich gerne noch ein paar Tage länger geblieben als nun nach China zu fliegen.
Andererseits auch verwunderlich, dass der Deutsche Tennis Bund schon unmittelbar nach dem Sieg gegen Ungarn in Tatabanya im Frühjahr erklärt hatte, nicht als Veranstalter in Frage zu kommen. Hätte man wirklich keine geeignete Halle in Deutschland finden können, die den Ansprüchen der ITF genügt? Zumal Alexander Zverev ja kommende Woche beim Laver Cup involviert sein wird. Und sich einer Einladung zum Heimspiel nur schwer hätte verweigern können. Aber die nicht sehr erbaulichen Erfahrungen der Zwischenrunde am Hamburger Rothenbaum vor zwei Jahren sitzen wohl noch tief.
Volle Hallen in Bologna, Valencia und Manchester?
Nun hört man ja oft, dass das aktuelle Format ab dem kommenden Jahr nicht mehr zur Austragung kommt. Was man nicht hört: Alternativen. Geht man wieder zurück zum alten Modus, also zu einem Heimspiel für eine Nation auch im Endspiel? Wird der Davis Cup vielleicht nur alle zwei Jahre ausgetragen? Werden die Spieler in die Planung des „neuen“ Formats miteinbezogen?
Wovon man ausgehen kann: Dass die ITF in den kommenden Tagen dann doch Bilder von vollen Tribünen in die Tenniswelt schicken kann - nur halt nicht aus Zhuhai. Aber wenn die Italiener in Bologna, die Spanier in Valencia und die Briten in Manchester einlaufen, dann hat das was von echtem Davis Cup. Aber eben nur dann.