Denis Shapovalov (diesmal) mit „forced“ Schiri-Treffer
Beim ATP-Turnier in Basel lag für Denis Shapovalov kurz die Bezeichnung als „Wiederholungstäter“ in der Luft. Zum zweiten Mal in seiner Karriere traf der Kanadier den Stuhlschiedsrichter am Kopf – diesmal jedoch unbeabsichtigt und ohne schwere Folgen.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
28.10.2024, 21:27 Uhr
„Spektakulär“ – ist eine Begrifflichkeit, die im Zusammenhang mit dem Tennisprofi Denis Shapovalov häufig fällt. Anders konnte man 2017 den sensationellen Erfolg gegen Rafael Nadal im Dreisatz-Krimi beim Masters-Turnier in Montreal kaum beschreiben. Auch die variable und offensiv ausgerichtete Spielweise des Linkshänders, die ihn bis auf sein Karrierehoch mit Weltranglisten-Position 10 im Jahr 2020 führen sollte, wird oft mit diesem Ausdruck geadelt.
Dass es bei Shapovalov auch spektakulär im negativen Sinne zur Sache gehen kann, mussten die Tennisfans leider auch schon mehrfach erleben. Wenige Monate vor seinem Durchbruchs-Coup in Montreal machte der bis dahin nur in Fachkreisen als Wimbledon-Juniorensieger bekannte Kanadier mit einer furchterregenden Aktion weltweit auf sich aufmerksam. Aus Frust nach einer verschlagenen Rückhand im Davis-Cup-Match gegen den Briten Kyle Edmund wollte der aktuelle Weltranglisten-95. den Ball mit Wucht gegen die Decke knallen, traf den Ball dabei aber so unglücklich, dass er den französischen Stuhlschiedsrichter Arnaud Gabas geradewegs am Auge traf und diesem dabei eine Augenhöhlenfraktur zufügte. Es folgte die alternativlose Disqualifikation. Immerhin konnte er sich später mit Gabas aussöhnen und sich sogar mit ihm anfreunden.
2022 im Viertelfinale der Australian Open gegen Rafael Nadal brannten bei Shapovalov auf dem Platz ebenfalls die Sicherungen durch. Aus Ärger, dass Nadal sich zwischen den Ballwechseln zu viel Zeit lässt, beschimpfte er den Stuhlschiedsrichter Carlos Bernardes heftig und bezeichnete den Brasilianer sogar als korrupt. Nach etwas Abkühlung ruderte der Kanadier nach der Begegnung in Sachen Wortwahl deutlich zurück. Auch in dieser Saison schoss der 25-jährige bereits deutlich über das Ziel hinaus. Im Viertelfinale beim ATP-Turnier in Washington gegen Ben Shelton wurde er vom Schiedsrichter im Tiebreak des zweiten Satzes disqualifiziert, da er einen Zuschauer verbal beleidigt haben soll. Zunächst wurde er mit dem Abzug der Weltranglistenpunkte und des Preisgelds sanktioniert, was aber später seitens der ATP revidiert und in eine Geldstrafe umgewandelt wurde.
Im Viertelfinale des ATP-Turniers in Basel, in dem er sich dem späteren Turniersieger Giovanni Mpetshi Perricard denkbar knapp im Tiebreak des dritten Durchgangs geschlagen geben musste, kam es zu einem erneuten Zwischenfall, bei dem Shapovalov entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Diesmal aber traf den Davis-Cup-Sieger keine Schuld. Nach einem starken Aufschlag des Franzosen blockte der einfache ATP-Titelträger die Vorhand aus der Defensive und traf dabei den Stuhlschiedsrichter Mohamed Lahyani ungewollt seitlich am Kopf. Jedoch entschärfte der schwedische Referee die Situation sofort mit einem Lächeln und erwiderte den Handshake des erleichterten Shapovalov.
Zumindest sportlich scheint es bei dem Kanadier wieder aufwärts zu gehen. Nach einer enttäuschenden Vorsaison, als 13 Siegen auch 13 Niederlagen gegenüberstanden und die Spielzeit nach Wimbledon aufgrund einer langwierigen Knieverletzung vorzeitig beendet war, erreichte er in Basel das zweite Viertelfinale der Saison. Auftrieb sollten ihm auch seine drei Erfolge bei der Davis-Cup-Gruppenphase in Manchester geben, die er beim Final-8 in Malaga gerne veredeln möchte. Dabei trifft das kanadische Team im Viertelfinale auf die deutsche Auswahl. Es bleibt zu hoffen, dass dort der Begriff „Spektakulär“ in seinem Zusammenhang nur aufgrund seiner sportlichen Leistung anzuwenden ist.