Der kleine wichtige Schritt beim Return

Warum es so wichtig ist, beim Return einen Schritt nach vorn zu tun.

von Marco Kühn / Tennis-Insider.de
zuletzt bearbeitet: 19.11.2017, 12:01 Uhr

Andy Murray

Du stehst an der Grundlinie zum Return bereit. Du weißt, dass dein Gegner zumeist auf deine Rückhand serviert. Deswegen bist du clever und verschiebst deine Position ein wenig in deine Rückhand-Ecke. Dein Gegner beginnt den Ball aufzutippen. Du fixierst den Ball, nimmst den Schläger hoch und verlagerst dein Körpergewicht nach unten, indem du leicht in die Knie gehst. Dein Oberkörper geht mit dieser Bewegung ein Stück weit nach vorn. Du bist nun bereit für deinen Return, während dein Gegner mit seiner Aufschlagbewegung beginnt. Der Ball kommt auf dich zu, du holst aus - und triffst den Ball zu spät. Dein Return fliegt von deiner Bespannung zwei Meter seitlich ins Aus und du weißt nicht, was du bei deinem Return falsch gemacht hast.

Dem Sturm entgegengehen

Wenn du einem extremen Gegenwind ausgesetzt bist, fällt es dir im geraden Stand schwer, die Balance zu halten. Du wirst dann vielleicht noch die Arme zur Hilfe nehmen, um deine Balance im Sturm besser halten zu können. Einen wesentlich besseren und stabileren Stand erhältst du, wenn du dein Gewicht nach vorn verlagerst und dabei noch ein bis zwei kleine Schritte nach vorn machst. Du bekommst eine bessere Balance und kannst dich dem Sturm mit nur einer kleinen Bewegung stellen.

Gehen wir nun zurück zu deinem Return. Wenn der Aufschlag deines Gegners der Sturm ist, bekommst du ein besseres Gefühl für den Return, wenn du dich diesem Aufschlag offensiv stellst und diesem mit einem oder zwei kleinen Schritten entgegengehst. Diese Methode wenden Alexander Zverev und Andy Murray in Perfektion an. Beobachtet man beide Spieler beim Return, kann man sie anhand der Bewegungen kaum voneinander unterscheiden. Beide Spieler gehen dem Aufschlag des Gegners beim Return ein bis zwei Meter entgegen.

Deine Vorteile

Wenn du dem Ball beim Return entgegengehst, spielst du den Return aus der Bewegung heraus. Stehst du entspannt an der Grundlinie und spielst einen Ball, ohne dich vorher großartig bewegt zu haben, fehlt dir die Körperspannung und die Bewegung zum Ball hin. Entscheidest du dich stattdessen für eine Vorbereitung zum Schlag, indem du dem Ball entgegengehst und dich gut bewegst, wird dir der Schlag leichter fallen. Dies gilt auch für deinen Return. Wenn du beispielsweise in einem Match größere Probleme damit hast den Return kontrolliert und sicher zurückzuspielen, kann dir das Entgegengehen helfen. Du musst dazu nicht wie Zverev oder Murray große, aufwendige Schritte nach vorn machen. Es reicht, wenn du dich nur ein kleines Stück nach vorn bewegst.

Wann aber ist der beste Zeitpunkt, um dem Aufschlag deines Gegners entgegenzugehen? Timing ist alles. Und das beste Timing bekommst du, wenn du die Aufschlagbewegung deines Gegners in Gedanken mitgehst. Dazu hilft dir deine Beobachtungsgabe. Präge dir den gegnerischen Bewegungsablauf, so gut es dir möglich ist, ein. Du wirst nach einigen Aufschlägen wissen, wie lang der Zeitraum zwischen Beginn der Aufschlagbewegung und dem Treffpunkt des Balles beim Aufschlag deines Gegners ist. Sobald dein Gegner mit dem Ballwurf beginnt, solltest du dich für deinen Return vorbereiten und damit beginnen dich nach vorn zu orientieren.

Keine Scheu vor großen Aufschlägen

Wenn du dich nach vorn orientiert hast, ist es wichtig, dass du den Return aus einer fließenden Bewegung heraus spielst. Wenn du nach dem Entgegengehen erst wieder zum absoluten Stillstand kommst, ist dein Vorteil verpufft. Zögere also nicht, sondern sei bei der Bewegung nach vorn selbstbewusst. Diese Methode beim Return erlaubt es dir, den Aufschlag des Gegners früher zu nehmen und das Tempo des gegnerischen Aufschlags für dich zu nutzen. Der Meister des Returns, Novak Djokovic, hat zu seinen besten Zeiten mit genau dieser Taktik jedem seiner Gegner den Zahn gezogen. Auch wenn dein Gegner stark serviert, solltest du diese Taktik versuchen für dich anzuwenden. Vieles steht und fällt, wie so oft beim Tennis, mit deinem Selbstvertrauen in der jeweiligen Spielsituation. Aber auch wenn dein Selbstvertrauen sich zwischenzeitlich in den Keller verirrt hat, kannst du mit dieser taktischen Variante mit zwei oder drei guten Returns das Momentum wieder zurück auf deine Seite ziehen. Hab also keine Angst vor großen Aufschlägen und teste diese Methode beim Return für dein Spiel.

von Marco Kühn / Tennis-Insider.de

Sonntag
19.11.2017, 12:01 Uhr