Der Mann hinter Kim Clijsters

Wim Fissette, Trainer der in New York eindrucksvoll aufspielenden Titelverteidigerin, ist Belgier - mit starken deutschen Wurzeln.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 11.09.2010, 09:05 Uhr

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Von Erik Trümpler

Sechs Matches, sechs Siege, dabei nur zwei Sätze abgegeben: Titelverteidigerin Kim Clijsters zeigt sich bei den US Open eindrucksvoll stark. Und in ihrer Box sitzt einer, der sich in Deutschland bestens auskennt. Wim Fissette, Ex-Spieler des Breakpoint Teams und langjähriger Topspieler des TC Rödinghausen (Wiehen-Gebirge). Der 30-Jährige coacht die Nummer drei der Tenniswelt seit Anfang des vergangenen Jahres. Mit großem Erfolg.

Zwei Jahre versuchte sich Fissette auf der Future-Tour, lebte zu der Zeit in Rödinghausen und trainierte bis zu fünf Stunden am Tag im dortigen Wiehen-Park. 1999 schaffte er es in die Weltrangliste auf Rang 1291. Der Durchbruch bis zu den finanziellen Fleischtöpfen der Profiszene aber blieb ihm verwehrt. Fissette zog zurück in seine belgische Heimat, begann ein Studium, gab zwischendurch Trainerstunden und bildete sich fort. Unter anderem arbeitete er auch mit jungen Talenten aus Belgien. Dabei aber sollte es nicht bleiben.

„Kenne Kim seit ihrem zehnten Lebensjahr“

Auf einem WTA-Turnier in Belgien begann die Liaison mit seiner Jugendfreundin Kim Clijsters. „Ich kenne Kim seit ihrem zehnten Lebensjahr. In der Jugend haben wir drei Jahre lang jeden Tag zusammen trainiert.“ Der Kontakt brach nie so recht ab.SMSsei Dank. 2006 feierte die Trainingsgruppe Clijsters – Fissette schließlich ihr Comeback. „Ich bin mit ihr zu verschiedenen Turnieren als Sparrings-Partner gefahren. Dann kam die Babypause. Anfang 2009 hat sie mich wieder angerufen und gesagt, dass sie zurück auf die Tour will und ob ich nicht ihr Trainer werden wolle“, erinnert sich Fissette.

Ein Traumangebot – der mit einer gefürchteten Vorhand und brachialem Kick-Aufschlag ausgestattete Belgier sagte sofort zu. Der Auftakt einer Erfolgsgeschichte. Schon vor den US Open 2009 sprach Fissette vom möglichen Titelgewinn. „Im Training war mir klar, dass sie besser spielen wird, als vor der Pause. Da war sie oft verletzt und jetzt hatte sie mal sechs bis sieben Monate Zeit, um zu trainieren. Sie hat die Zeit genutzt, sich zu verbessern. Dazu kommt: Kim ist eine Spielerin, die sehr wenig Matches braucht, um ihr bestes Tennis zu spielen. Deshalb habe ich immer geglaubt, dass sie in Flushing Meadows gewinnen kann.“ Zu Recht, wie sich herausstellen sollte.

„Es macht sehr viel Spaß, mit Kim zu arbeiten“

Wim Fissette lebte sich auf den großen Events problemlos ein. „Die Erfahrungen, die ich als Spieler gemacht habe, finde ich schon sehr wichtig“, sagt er. Kim Clijsters machte es ihm aber auch leicht. Star-Gehabe ist ihr fremd. „Es macht sehr viel Spaß, mit ihr zu arbeiten. Wenn wir auf bestimmte Dinge hin trainieren, lernt sie sehr schnell und ist auch bereit, sich zu verbessern.“ Ein Full-Time-Job, der sich aber nicht über das komplette Jahr zieht. „Kim spielt nur 15 Turniere. 30 Wochen sind wir unterwegs. Sie wohnt immer im Sommer in New Jersey – nach Wimbledon sind wir dort direkt hingeflogen“, sagt Fissette.

Für die US Open hatte sich das belgische „Doppel“ wieder einiges vorgenommen. Die Verletzung der an Position zwei gesetzten Ausnahmespielerin war auskuriert. „Sie ist topfit“, sagte der 30-Jährige im Vorfeld des Turniers. Das große Ziel: Titelverteidigung - und davon ist die Belgierin nur noch einen Schritt entfernt. Als „eine von mehreren Favoritinnen“ hatte Fissette seinen Schützling bezeichnet, Sharapova und Wozniacki als weitere Kandidatinnen genannt. Beide sind schon raus, nur noch Vera Zvonereva könnte im Endspiel zur Hürde für Clijsters werden. Die 27-jährige habe auch noch immer das Zeug zur Nummer eins, glaubt Fissette: „Kim ist physisch stark, hat sehr viel Kraft und kann mit Vorhand und Rückhand Winner schlagen. Aber mit nur 15 Turnieren wird es trotzdem schwer.“

Sehnsucht nach Rödinghausen


Wim Fissette und sein steiler Aufstieg vom Future-Spieler zum Weltklasse-Coach. Seine sportlichen Wurzeln in Ostwestfalen aber lässt er deshalb nicht außer Acht. Der Kontakt zum Breakpoint Team ist noch immer eng. Ende vergangenen Jahres reiste er mit Kim Clijsters nach Halle, um dort zu trainieren. Aus einem einfachen Grund: „Für eine Spielerin wie Kim ist es schwierig, gute Trainingspartner zu finden und die gibt es dort.“ Für das eigene Tennis bleibt Fissette jedoch kaum noch Zeit. In diesem Jahr musste er Rödinghausen für die Punktspiele absagen. Zum ersten Mal seit 2002. „Vielleicht kann ich im nächsten Jahr wieder auflaufen. Selber Matches zu spielen macht immer noch am meisten Spaß.“(Foto: J. Hasenkopf)


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