Die sieben größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 5: Andre Agassi vs. Pete Sampras
Wir blicken zurück auf Rivalitäten, die den Tennissport geprägt haben. Teil fünf unserer, natürlich extrem subjektiven, Rückschau: die beiden US-Legenden Pete Sampras und Andre Agassi.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
24.03.2020, 09:37 Uhr
In gewisser Weise hat Pete Sampras im September 2002 genau das gemacht, wovon viele Sportler träumen: Abzutreten, wenn es am schönsten ist. Denn jener Rückhandvolley, der Sampras seinen 14. Grand-Slam-Titel einbringen sollte, war der letzte in der brillanten Karriere des US-Amerikaners. Und dass auf der anderen Seite des Netzes auch noch Andre Agassi stand, machte die Sache aus Sicht von Sampras nur umso süßer.
Denn die Rivalität der beiden Landsleute hatte den Tennissport auch in Sachen Matchqualität in neue Höhen geschraubt, zumal sich zwei komplett unterschiedliche Spielideen gegenüberstanden: Hier Pete Sampras, trotz Kontrahenten wie Goran Ivanisevic oder auch Boris Becker der beste Aufschläger seiner Zeit. Und ein Mann, der sich dennoch auch an der Grundlinie zu helfen wusste, vor allem mit seiner Vorhand. Dort aber, apropos Vorhand, Andre Agassi, der die Bälle von hinten gnadenlos ins Feld zimmerte, als einer der ersten Profis den durchgeschwungenen Volley bis zur Perfektion zelebrierte - und mit seinem Return einer der wenigen Gegner war, der Sampras´ größte Waffe einigermaßen gut entschärfen konnten.
Sampras gewinnt erstes Major-Finale
Zu den spielerischen kamen die persönlichen Gegensätze - also jene, die der interessierten Öffentlichkeit verkauft wurden. Agassi als flamboyanter Entertainer, der schon früh in seiner Karriere mit dem Slogan „Image is everything“ für ein Kamera-Unternehmen warb. Sampras dagegen gestand in einem Spot für Pizza mit Käserand sein angeblich größtes Problem ein: „I´m kind of boring.“ Was, auf den Center Courts dieser Welt betrachtet, Blödsinn war. Und in den meisten der 34 Matches zwischen Andre Agassi und Pete Sampras auch widerlegt wurde.
Zum allerersten Mal standen sich die beiden auf der ATP-Tour 1989 in Rom gegenüber, Agassi gewann glatt. Der Sand sollte übrigens die große Achillesferse von Sampras bleiben, der in Roland Garros nicht einmal in die Nähe eines Triumphes kam. Der erste richtig große Vergleich kam dann 1990 im Endspiel der US Open, in das Agassi, damals auch noch ohne Erfolg bei einem Major, als klarer Favorit ging. 6:4, 6:3, 6:2 dann aber das Ergebnis zugunsten von Sampras, der eine von mehreren fast perfekten Leistungen im National Tennis Center in New York City ablegte.
Agassi holt Karriere-Grand-Slam
Das nächste Grand-Slam-Finale gegeneinander gab es 1995 in Melbourne, Agassi gewann in vier Sätzen. Sampras revanchierte sich im selben Jahr, fast möchte man sagen: natürlich, im Endspiel bei den US Open. Auch in Wimbledon blieb Sampras der Hausherr, gewann das Finale 1999 glatt in drei Sätzen. Am Ende seiner Karriere hatte Sampras 64 Titel in der Tasche, einen Rekord von 14 Erfolgen bei Grand-Slam-Turnieren aufgestellt, der erst von Roger Federer übertroffen werden sollte.
Andre Agassi dagegen hatte in Sachen Quantität das Nachsehen - schaffte aber als erster Spieler nach Rod Laver zumindest den Karriere-Grand-Slam. Beginnend mit dem Triumph 1992 in Wimbledon, abgerundet durch den Sieg bei den French Open 1999. Nach seiner Karriere gönnte sich Agassi immer wieder mal kurze Episoden als Coach von Spitzenspielern - wie etwa bei Novak Djokovic oder zuletzt Grigor Dimitrov. Pete Sampras dagegen hat seinen Frieden außerhalb des Tennisplatzes schon früh gefunden. Und sich von der Szene weitgehend zurück gezogen.
Hier die Fakten
Pete Sampras | Andre Agassi | |
Geboren | 1971 | 1970 |
Titel | 64 (davon 14 Grand-Slam-Titel) | 60 (davon acht Grand-Slam-Titel) |
Head-to-Head | 20 | 14 |
Hier die Begegnungen auf der ATP-Tour
Jahr | Turnier (Belag) | Sieger | Ergebnis |
2002 | US Open (Hartplatz) | Sampras | 6:3, 6:4, 5:7, 6:4 |
2002 | Houston (Sand) | Sampras | 6:1, 7:5 |
2001 | US Open (Hartplatz) | Sampras | 6:7, 7:6, 7:6, 7:6 |
2001 | Los Angeles (Hartplatz) | Agassi | 6:4, 6:2 |
2001 | Indian Wells (Hartplatz) | Agassi | 7:6, 7:5, 6:1 |
2000 | Australian Open (Hartplatz) | Agassi | 6:4, 3:6, 6:7, 7:6, 6:1 |
1999 | Masters, Hannover (Halle, Hartplatz, Finale) | Sampras | 6:1, 7:5, 6:4 |
1999 | Masters, Hannover (Halle, Hartplatz, Gruppenphase) | Agassi | 6:2, 6:2 |
1999 | Cincinnati (Hartplatz) | Sampras | 7:6, 6:4 |
1999 | Los Angeles (Hartplatz) | Sampras | 7:6, 7:6 |
1999 | Wimbledon (Rasen) | Sampras | 6:3, 6:4, 7:5 |
1998 | Montreal (Hartplatz) | Agassi | 6:7, 6:1, 6:2 |
1998 | Monte Carlo (Sand) | Sampras | 6:4, 7:5 |
1998 | San Jose (Halle/Hartplatz) | Agassi | 6:2, 6:4 |
1996 | Masters, Hannover (Halle, Teppich, Gruppe) | Sampras | 6:2, 6:1 |
1996 | Stuttgart (Halle/Teppich) | Sampras | 6:4, 6:1 |
1996 | San Jose (Halle/Hartplatz) | Sampras | 6:2, 6:3 |
1995 | US Open (Hartplatz) | Sampras | 6:4, 6:3, 4:6, 7:5 |
1995 | Toronto (Hartplatz) | Agassi | 3:6, 6:2, 6:3 |
1995 | Key Biscayne (Hartplatz) | Agassi | 3:6, 6:2, 7:6 |
1995 | Indian Wells (Hartplatz) | Sampras | 7:5, 6:3, 7:5 |
1995 | Australian Open (Hartplatz) | Agassi | 4:6, 6:1, 7:6, 6:4 |
1994 | Masters, Frankfurt (Halle, Teppich, Gruppe) | Sampras | 4:6, 7:6, 6:3 |
1994 | Paris-Bercy (Halle/Teppich) | Agassi | 7:6, 7:5 |
1994 | Osaka (Hartplatz) | Sampras | 6:3, 6:1 |
1994 | Key Biscayne (Hartplatz) | Sampras | 5:7, 6:3, 6:3 |
1993 | Wimbledon (Rasen) | Sampras | 6:2, 6:2, 3:6, 3:6, 6:4 |
1992 | Roland Garros (Sand) | Agassi | 7:6, 6:2, 6:1 |
1992 | Atlanta (Sand) | Agassi | 7:5, 6:4 |
1991 | Masters, Frankfurt (Halle, Teppich, Gruppe) | Sampras | 6:3, 1:6, 6:3 |
1990 | Masters, Frankfurt (Halle, Teppich, Gruppe) | Agassi | 6:4, 6:2 |
1990 | US Open (Hartplatz) | Sampras | 6:4, 6:3, 6:2 |
1990 | Philadelphia (Halle/Teppich) | Sampras | 5:7, 7:5, Aufgabe |
1989 | Rom (Sand) | Agassi | 6:2, 6:1 |
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