Martina Navratilova
Die gebürtige Tschechoslowakin errang die meisten Turniersiege im Einzel und im Doppel und führte beide Weltranglisten lange an.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
23.12.2012, 09:41 Uhr
Vom 1. bis 24. Dezember präsentierttennisnet.comeine redaktionelle Bestenliste und kürt die Top 12 der besten Damen und Herren aller Zeiten. In unseremtennisnet.com-Adventskalenderwerden wir bis Heiligabend abwechselnd ein Türchen bei den Damen und Herren öffnen. Wir wollen euch damit die tennisfreie Weihnachtszeit etwas versüßen. Getreu dem Motto „Ladies first“ haben die Damen immer den Vorrang. Die Herren ziehen dann nach.
Die besten Spielerinnen aller Zeiten – Platz 1: Martina Navratilova
Es war ein knappes Rennen um Platz 1 in unserer Bestenliste der Damen. Aber es kann nur Eine geben. Die tennisnet.com-Jury hat entschieden: Die „Grande Dame“ im Damentennis ist Martina Navratilova. Auch für unsere Zweitplatzierte, Steffi Graf, ist Navratilova die beste Spielerin aller Zeiten. „Für mich ist sie die unangefochtene Nummer eins. Sie hat dem Sport einen Stempel aufgedrückt wie keine andere“, lobte Graf ihre langjährige Rivalin kurz nach ihrem Karriereende. Navratilova kann auf ein bewegtes Leben und eine herausragende Tenniskarriere zurückschauen. Die gebürtige Tschechoslowakin hat sowohl im Einzel (167) als auch im Doppel (177) die meisten Turniersiege vorzuweisen und führte mehrere Jahre lang beide Weltranglisten an; im Einzel für 332 Wochen, im Doppel waren es 237 Wochen. Ihre 59 Grand-Slam-Titel (18 im Einzel, 31 im Doppel, 10 im Mixed) werden nur von Margaret Court übertroffen. Navratilova gewann neunmal im Einzel beim prestigeträchtigsten Grand-Slam-Turnier in Wimbledon und ist damit Rekordhalterin. Ihre 74 Einzelsiege in Serie zwischen 1983 und 1984 sind bislang unübertroffen in der Open Era, genauso wie ihre 1442 Einzelsiege auf der WTA-Tour. Zudem ist sie mit acht Titeln Rekordweltmeisterin bei den WTA Championships.
„Ich habe das Spiel in der Weise gespielt, wie es gespielt werden sollte“, sagte Navratilova, die bei jeder bietenden Möglichkeit ans Netz stürmte. Damit sie aber auch so spielen konnte, musste sie ihr damaliges Heimatland, die kommunistische Tschechoslowakei, verlassen. Im Alter von 18 Jahren bat Navratilova um politisches Asyl in den USA. „Mein Ziel ist es, die Nummer eins der Welt zu werden, und ich bekam nicht die Chance dazu. Ich wollte meine Freiheit“, kommentierte Navratilova damals. Fortan lebte sie fünf Jahre als Staatenlose, spielte aber weiterhin für die Tschechoslowakei, die aber ihre Erfolge und den Namen Navratilova totschwieg. Nach zwei abgelehnten Anträgen erhielt sie am 21. Juli 1981 schließlich die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Seit 2008 ist Navratilova auch wieder tschechische Staatsbürgerin.
Ihre Erfolgsliste im Doppel ist noch etwas länger als im Einzel. Gemeinsam mit Pam Shriver bildete Navratilova das beste Damendoppel in der Tennisgeschichte. Mit Shriver gewann sie 20 ihrer insgesamt 31 Grand-Slam-Titel. Das Duo blieb zwischen 1983 und 1985 109 Spiele lang ungeschlagen und sicherte sich 1984 den Grand Slam. Zehn Titel bei den WTA Championships unterstreichen Navratilovas Dominanz im Doppel. „Ich habe das Doppel immer geliebt. Ich habe es geliebt, im Team zu spielen. Ich habe es geliebt, mit einer Partnerin zu arbeiten und Sachen herauszufinden. Ich habe die Plauderei geliebt. Du brauchst viel mehr Fähigkeiten, um herausragend im Doppel zu sein“, erklärte sie. Navratilova beendete 1994 zunächst ihre Karriere und wurde im Jahr 2000 in die Hall of Fame aufgenommen.
Doch Navratilova konnte vom Tennis nicht genug bekommen und startete im gleichen Jahr im Alter von 43 Jahren ein sehr erfolgreiches Comeback im Doppel und im Mixed. Zwischen 2000 und 2006 gewann sie zwölf Doppeltitel und erreichte 2003 das Finale der US Open. Im Mixed stand sie in fünf Grand-Slam-Finals, von denen sie drei gewann. „Martina ist eine Legende in jeder Stadt und in jedem Dorf auf dem gesamten Globus. Sie steht nicht nur für unseren Sport, sie steht für die Menschheit. Ihre Athletik, ihr menschliches Wesen, ihr Charakter Dinge zu tun, wie sie es möchte, sind einfach fantastisch“, sagte Navratilovas Mixed-Partner Leander Paes. Und auch im Einzel wagte Navratilova jenseits der 40 eine kurze Rückkehr. Beim Rasenturnier in Eastbourne im Jahr 2002 gewann sie in der ersten Runde gegen die Weltranglisten-22. Tatiana Panova. Beim Wimbledonturnier 2004 siegte sie in der ersten Runde mit 6:0, 6:1 und wurde mit 47 Jahren und acht Monaten die älteste siegreiche Spielerin im Einzel in der Open Era. Navratilova beendete nach dem Mixed-Titel bei den US Open im Jahr 2006 kurz vor ihrem 50. Geburtstag endgültig ihre Karriere. Navratilova gab 2010 bekannt, dass sie an Brustkrebs erkrankt sei. Ein halbes Jahr nach der Diagnose vermeldete sie, dass sie vollständig geheilt sei. Möge Martina Navratilova – die Nummer 1 der tennisnet.com-Bestenliste – dem Tennissport noch viele Jahre erhalten bleiben!
Steckbrief:
Martina Navratilova
Geburtstag: 18. Oktober 1956 in Prag (Tschechoslowakei)
Nationalität: USA / Tschechien
Größe: 173 cm
Profikarriere: 1973 bis 2006, Auszeit zwischen 1994 und 2000
Spielhand: Links, einhändige Rückhand
Preisgeld: 21.626.089 US-Dollar
Grand-Slam-Titel im Einzel: 18
Grand-Slam-Finals im Einzel: 32
Titel bei WTA Championships: 8
Turniersiege im Einzel: 167
Höchste Platzierung im Einzel: 1
Wochen als Nummer eins: 332
Grand-Slam-Titel im Doppel: 31
Grand-Slam-Finals im Doppel: 37
Grand-Slam-Siege im Mixed: 10
Turniersiege im Doppel: 177
Höchste Platzierung im Doppel: 1
Wochen als Nummer eins: 237
Fed-Cup-Titel: 4
Das sagt die Jury über Martina Navratilova:
Jörg Allmeroth (Tennis-Journalist seit mehr als 20 Jahren)
„Die vielseitigste und einflussreichste Spielerin, die das Tennis kannte. Sie war noch bis ins höhere Alter erfolgreich. Rekordsiegerin beim jährlichen Saisonhöhepunkt in Wimbledon. Meinungsstark, kontrovers, engagiert in jeder Debatte – ob nun bei Themen um Tennis, Politik oder Gesellschaft. Eine Frau, die etwas zu sagen hat.“
Alexander Antonitsch (Ex-Profi und Herausgeber von tennisnet.com)
„Sie hat das Damentennis geprägt wie keine andere, vor allem in Sachen Fitness. Sie war im Einzel, Doppel und Mixed über Jahrzehnte erfolgreich und hat etliche Rekorde für die Ewigkeit aufgestellt.“
Christian Albrecht Barschel (Redaktionsleiter tennisnet.com Deutschland)
„Für mich ist zwar Steffi Graf die beste Tennisspielerin aller Zeiten, aber mit Martina Navratilova steht dennoch eine mehr als würdige Nummer eins ganz oben in unserer Bestenliste. Navratilova ist eine Tennisverrückte und eine überragende Botschafterin für unseren Sport. Wer in vier Jahrzehnten Grand-Slam-Turniere gewinnt, hat definitiv sehr viel Gefühl in den Händen. Ich wünsche mir, dass Navratilova der heutigen Generation im Damentennis zeigt, wie man einen vernünftigen Volley spielt. Es gibt keine andere Spielerin, die solch ein überragendes Ballgefühl hat wie Navratilova.“
Christopher Kas (Profi seit 2001, Doppelspezialist)
„167 Einzeltitel!! Karriere-Grand-Slam, 332 Wochen Nummer eins. Martina Navratilova war unglaublich professionell, sie hat neue Standards in Ernährung, Training und daraus resultierend in der Fitness gesetzt.“
Manuel Wachta (Redaktionsleiter tennisnet.com Österreich)
„18 Grand-Slam-Titel im Einzel, 31 im Doppel, 10 im Mixed, insgesamt 167 Turniersiege im Einzel und 177 im Doppel – ihr macht wahrlich niemand etwas vor. Martina Navratilova ist die wahre „Grande Dame“ des Tennissports und hat etliche Bestmarken für die Ewigkeit aufgestellt. Im Einzel gewann sie sechs Majors in Folge (Rekord), im Doppel mit Pam Shriver schaffte sie 1984 gar den Grand Slam. 332 Wochen stand sie an der Spitze der WTA-Rankings, länger als Herren-Rekordhalter Roger Federer, unfassbare 20 Jahre lang zählte sie zu den Top 5. Sogar ein Comeback im Jahr 2000 im Doppel und Mixed war erfolgreich, mit fast 50 Jahren beendete sie 2006 mit einem US-Open-Mixed-Titel ihre fantastische Karriere.“
So lief die Wertung ab:
Eine Jury aus fünf Personen bestimmte dietennisnet.com-Bestenlisteder Damen und Herren. Jedes Jurymitglied erstellte seine persönliche Top-15-Liste bei den Damen und Herren. Platz 1 in der jeweiligen Bestenliste erhielt 15 Punkte, Platz 15 bekam einen Punkt. Aus den fünf Bestenlisten der Jury errechnete sich dann eine gemeinsame Top-12-Bestenliste, die wir vom 1. bis 24. Dezember in unseremtennisnet.com-Adventskalenderpräsentieren. Jeden Tag wird abwechselnd ein Türchen bei den Damen und Herren geöffnet.
So stimmten die einzelnen Jury-Mitglieder ab:
Jörg Allmeroth
Platz 1: Martina Navratilova
Platz 2: Steffi Graf
Platz 3: Billie Jean King
Platz 4: Suzanne Lenglen
Platz 5: Margaret Court
Platz 6: Helen Wills Moody
Platz 7: Chris Evert
Platz 8: Serena Williams
Platz 9: Monica Seles
Platz 10: Venus Williams
Platz 11: Evonne Goolagong
Platz 12: Althea Gibson
Platz 13: Martina Hingis
Platz 14: Justine Henin
Platz 15: Lindsay Davenport
Alexander Antonitsch
Platz 1: Martina Navratilova
Platz 2: Steffi Graf
Platz 3: Billie Jean King
Platz 4: Justine Henin
Platz 5: Chris Evert
Platz 6: Martina Hingis
Platz 7: Serena Williams
Platz 8: Monica Seles
Platz 9: Margaret Court
Platz 10: Maria Sharapova
Platz 11: Kim Clijsters
Platz 12: Venus Williams
Platz 13: Jennifer Capriati
Platz 14: Suzanne Lenglen
Platz 15: Lindsay Davenport
Christian Albrecht Barschel
Platz 1: Steffi Graf
Platz 2: Martina Navratilova
Platz 3: Margaret Court
Platz 4: Chris Evert
Platz 5: Serena Williams
Platz 6: Billie Jean King
Platz 7: Monica Seles
Platz 8: Justine Hein
Platz 9: Venus Williams
Platz 10: Martina Hingis
Platz 11: Suzanne Lenglen
Platz 12: Helen Wills Moody
Platz 13: Lindsay Davenport
Platz 14: Arantxa Sanchez Vicario
Platz 15: Maria Sharapova
Christopher Kas
Platz 1: Steffi Graf
Platz 2: Martina Navratilova
Platz 3: Margaret Court
Platz 4: Chris Evert
Platz 5: Serena Williams
Platz 6: Billie Jean King
Platz 7: Monica Seles
Platz 8: Venus Williams
Platz 9: Suzanne Lenglen
Platz 10: Justine Henin
Platz 11: Helen Wills Moody
Platz 12: Maureen Connolly
Platz 13: Martina Hingis
Platz 14: Maria Sharapova
Platz 15: Lindsay Davenport
Manuel Wachta
Platz 1: Martina Navratilova
Platz 2: Margaret Court
Platz 3: Steffi Graf
Platz 4: Chris Evert
Platz 5: Billie Jean King
Platz 6: Serena Williams
Platz 7: Helen Wills Moody
Platz 8: Monica Seles
Platz 9: Suzanne Lenglen
Platz 10: Margaret Osborne duPont
Platz 11: Venus Williams
Platz 12: Doris Hart
Platz 13: Justine Henin
Platz 14: Martina Hingis
Platz 15: Evonne Goolagong
(Foto: Getty Images)