Steffi Graf
Die Deutsche schaffte als bislang einzige Spielerin den Golden Slam und war für 377 Wochen die Nummer eins.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
21.12.2012, 09:46 Uhr

Vom 1. bis 24. Dezember präsentierttennisnet.comeine redaktionelle Bestenliste und kürt die Top 12 der besten Damen und Herren aller Zeiten. In unseremtennisnet.com-Adventskalenderwerden wir bis Heiligabend abwechselnd ein Türchen bei den Damen und Herren öffnen. Wir wollen euch damit die tennisfreie Weihnachtszeit etwas versüßen. Getreu dem Motto „Ladies first“ haben die Damen immer den Vorrang. Die Herren ziehen dann nach.
Die besten Spielerinnen aller Zeiten – Platz 2: Steffi Graf
Auf Platz 2 unserer Bestenliste der Damen steht die Spielerin, die für die Wortschöpfung Golden Slam verantwortlich ist: Steffi Graf. Eine Spielerin wie Graf wird es in Deutschland und wohl auch weltweit nie wieder geben. Die Deutsche gewann im Damentennis im Einzel alles, was es zu gewinnen gibt. Graf trug sich im Einzel bei insgesamt 22 Grand-Slam-Turnieren in die Siegerliste ein und ist damit die Rekordhalterin in der Open Era. 1988 siegte sie nicht nur bei allen vier Grand-Slam-Turnieren, sondern gewann auch die olympische Goldmedaille. Ein neuer Tennisbegriff war damit geboren: der Golden Slam. „Ich will absolute Perfektion erreichen. Und ich denke, dass ich das erreichen kann“, sagte Graf zu ihrer aktiven Zeit. Und "die Gräfin“ kam auch nah heran an die Perfektion. Mit ihrer Vorhand-Peitsche, ihrem starken Aufschlag und der gefürchteten Slice-Rückhand dominierte sie phasenweise das Damentennis nach Belieben, unvergessen ist unter anderem ihr 6:0,-6:0-Sieg im Finale der French Open 1988.
Die Deutsche beendete achtmal ein Jahr als Nummer eins und war für insgesamt 377 Wochen Weltranglisten-Erste, was bis heute unangefochtener Rekord ist. Zudem stellte Graf zahlreiche weitere Rekorde auf, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde. Graf wurde früh von ihrem Vater Peter, der in den 90ern wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis musste, auf eine Tenniskarriere programmiert. Auf und neben dem Platz wirkte die Deutsche immer etwas unterkühlt. „Was willst du, dass ich tue, Mutter? Lächeln oder gewinnen?“, sagte Graf im Teenager-Alter zu ihrer Mutter, die bemängelte, dass es kein Foto von ihr gebe, wo sie lächelt. Seit ihrem Einstieg ins Profigeschäft war Graf eine öffentliche Person, deren Privatsphäre ständig durchleuchtet wurde. „Ich habe nie gewünscht, dieses Leben zu führen. Ich wollte einfach nur Tennis spielen, ich wollte keine öffentliche Person werden. Das ist der Grund, warum ich gelegentlich etwas zickig sein kann“, sagte die Deutsche, die sehr unter ihrer Popularität zu leiden hatte.
Viele Leute sahen in Graf nur die klassische Einzelspielerin, die um das Doppel einen großen Bogen machte. Doch die Deutsche war auch im Doppel sehr erfolgreich, zumindest in den Anfängen ihrer Karriere. In ihrem besten Jahr 1988 gewann sie auch noch die Doppelkonkurrenz in Wimbledon mit Gabriela Sabatini. Mit der Argentinierin stand sie zudem dreimal im Finale der French Open. 1999 überraschte Graf die Öffentlichkeit mit der Bekanntgabe der Liaison mit Andre Agassi. Das Tennis-Traumpaar heiratete im Oktober 2001 und hat zwei Kinder. „Ich habe das Glück, meine große Liebe gefunden zu haben. Unser Geheimnis: Wir haben Verständnis und viel Respekt füreinander und nehmen uns, wie wir sind“, sagte die Deutsche kürzlich in einem Interview über ihre Liebe zu Agassi. Graf beendete im August 1999 als Weltranglisten-Dritte ohne große Vorankündigung ihre Karriere. Die Deutsche wurde 2004 in die Hall of Fame aufgenommen.
Steckbrief:
Steffi Graf
Geburtstag: 14. Juni 1969 in Mannheim
Nationalität: Deutschland
Größe: 178 cm
Profikarriere: 1982 bis 1999
Spielhand: Rechts, einhändige Rückhand
Preisgeld: 21.891.306 US-Dollar
Grand-Slam-Titel im Einzel: 22
Grand-Slam-Finals im Einzel: 31
Titel bei WTA Championships: 5
Turniersiege im Einzel: 107
Höchste Platzierung im Einzel: 1
Wochen als Nummer eins: 377
Grand-Slam-Titel im Doppel: 1
Grand-Slam-Finals im Doppel: 4
Turniersiege im Doppel: 11
Höchste Platzierung im Doppel: 5
Olympia: Gold und Silber im Einzel (1988 und 1992), Bronze im Doppel (1988)
Fed-Cup-Titel: 2
Das sagt die Jury über Steffi Graf:
Jörg Allmeroth (Tennis-Journalist seit mehr als 20 Jahren)
„Über ein Jahrzehnt lang war sie die beherrschende Spielerin im Tennis, brach Rekorde wie nach Belieben. 22 Grand-Slam-Einzeltitel. Sie gewann nach persönlichen Schicksalsschlägen und Verletzungspech auch außerhalb des Platzes an Statur. Sie war und ist die beliebteste Deutsche weltweit, weit vor allen anderen Sportlern, Politikern oder Filmstars. Sie lebt heute als Ehefrau von Andre Agassi in Las Vegas und ist Mutter zweier Kinder.“
Alexander Antonitsch (Ex-Profi und Herausgeber von tennisnet.com)
„Sie hat den echten Grand Slam gewonnen und war ewig die Nummer eins. Sie war eine der Ersten, die bereits in ganz jungen Jahren nur auf Tennis setzte. Ihr Vater gab sogar seinen Beruf auf und war mehr als umstritten.“
Christian Albrecht Barschel (Redaktionsleiter tennisnet.com Deutschland)
„Golden Slam! Dieser Begriff wird auf ewig mit Steffi Graf verbunden sein. Für mich ist ’die Gräfin’ die beste Tennisspielerin, die bislang gespielt hat. Was mir besonders gefallen hat: Sie hat sich als Person nie allzu wichtig genommen und wollte nicht nur auf ihre Erfolge im Tennis reduziert werden. 377 Wochen als Nummer eins (das sind über sieben Jahre) ist eine eindrucksvolle Statistik. Graf ist die größte deutsche Sportlerin, die wir in Deutschland bislang hatten – und je haben werden.“
Christopher Kas (Profi seit 2001, Doppelspezialist)
„Golden Slam, jedes Major mindestens viermal gewonnen, 377 Wochen Nummer eins. Für mich gibt es keine Diskussion, Steffi Graf ist die beste Tennisspielerin aller Zeiten. Sie hat ein sympathisches Auftreten ähnlich wie bei Roger Federer. Aus jedem Betrachtungswinkel die Nummer eins - und ohne Makel.“
Manuel Wachta (Redaktionsleiter tennisnet.com Österreich)
„Selbst mir als stolzem Österreicher fällt es extrem schwer, die Deutsche mit ihren Erfolgen nicht auf Platz 1 einzureihen, gewann Graf doch 22 Grand Slams sowie 1988 als einzige Spielerin den Golden Slam – alle vier Grand-Slam-Turniere und die Olympischen Spiele. Und wer weiß, was noch alles so passiert wäre, wenn sie nicht mit erst 29 Jahren als Weltranglisten-Dritte abgetreten wäre.“
So lief die Wertung ab:
Eine Jury aus fünf Personen bestimmte dietennisnet.com-Bestenlisteder Damen und Herren. Jedes Jurymitglied erstellte seine persönliche Top-15-Liste bei den Damen und Herren. Platz 1 in der jeweiligen Bestenliste erhielt 15 Punkte, Platz 15 bekam einen Punkt. Aus den fünf Bestenlisten der Jury errechnete sich dann eine gemeinsame Top-12-Bestenliste, die wir vom 1. bis 24. Dezember in unseremtennisnet.com-Adventskalenderpräsentieren. Jeden Tag wird abwechselnd ein Türchen bei den Damen und Herren geöffnet.
Foto: GEPA pictures