Die unmasterliche Halbwertszeit der „One-Slam-Wonder“
Einen überraschenden Erfolg bei einem Major gilt es auch auf WTA-Ebene zu bestätigen. Die Statistik zeigt aber, dass dies gerade einmaligen Triumphatorinnen auf höchster Ebene alles andere als leichtfällt.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
16.03.2025, 11:34 Uhr

Eine glorreiche Zukunft bescheinigt man jeder Spielerin, die erstmals eine Grand-Slam-Trophäe in den Himmel recken darf. Neben einem erfolgreichen Abschneiden auf der WTA-Tour geht die Erwartungshaltung der Tennis-Community schnell in Richtung weiterer Major-Trophäen. Beim Blick auf die Grand-Slam-Siegerinnen seit 2009 mit den niedrigsten Siegesquoten bei WTA-1000-Events zeigt sich aber, dass es sich bei diesen Spielerinnen in den Top 5 allesamt um sogenannte „One-Slam-Wonder“ handelt.
Jelena Ostapenko – 1000er-Siegesquote: 54,7%
Verwundert rieben sich die Zuschauer 2017 in Roland Garros die Augen, als die damals 20-jährige Jelena Ostapenko ihren Gegnerinnen mit ihrer furchtlosen Art die Bälle um die Ohren donnerte. Selbst die ehemalige Weltranglistenerste Simona Halep konnte die Lettin damals im Endspiel nicht stoppen. Mit einer Siegesquote von 54,7% blieb der Weltranglisten-26. aber bislang ein Triumph bei einem 1000er-Turnier ebenso verwehrt wie ein weiterer Major-Titel im Einzel. Immerhin konnte die 27-jährige im vergangenen Jahr dank ihrer Return-Stärke bei den US Open im Doppel triumphieren.
Sloane Stephens – 1000er-Siegesquote: 53,8%
Das Überraschendste beim Titelgewinn von Sloane Stephens bei den US Open 2017 war eindeutig der Zeitpunkt. Nach einer Operation zu Beginn der damaligen Spielzeit fiel die 31-jährige bis auf Platz 954 in der Weltrangliste zurück, ehe sie fünf Wochen später im Big Apple gegen ihre Landsfrau Madison Keys im Endspiel triumphieren sollte. Zwar führte die US-Amerikanerin ihre damalige Aussage, nach diesem Erfolg eigentlich aufhören zu müssen, mit dem Einzug ins Finale der French Open und dem Klettern auf Platz 3 im Ranking im Folgejahr ad absurdum. Zudem spielte sich sie sich 2018 trotz ihrer Siegesquote von 53,8% in Florida auf heimischem Boden zum 1000er-Titel. Dennoch könnte der aktuelle Negativlauf in den letzten 11 Monaten bei nur zwei gewonnenen Matches in den letzten 19 Begegnungen die Gedanken an ein baldiges Karriereende wieder aufflammen lassen.
Sofia Kenin – 1000er-Siegesquote 51,3%
Die beinahe logische Folge ihres Aufstiegs war der Triumph von Sofia Kenin bei den Australian Open 2020. Schon in der Saison davor erspielte sich die US-Amerikanerin insgesamt drei WTA-Titel in den Kategorien 250 und 500. Auch nach dem Erfolg in Melbourne legte die gebürtige Moskauerin im gleichen Jahr einen WTA-Titel in Lyon und den Einzug ins Endspiel der French Open nach. Seitdem scheint jedoch der Titelhunger der 26-jährigen komplett erloschen und die 1000er-Siegssquote von 51,3% prädestinierte sie bislang auch zu keinem Triumph auf dieser Ebene.
Francesca Schiavone – 1000er Siegesquote 42,4%
Eher als etwas vorweggenommene Belohnung ihrer Karriere ist der French-Open-Triumph 2010 von Francesca Schiavone einzuordnen. Zwar ließ die damals 29-jährige Italienerin bis zu ihrem Karriereende 2018 auf ihrem Lieblingsbelag Sand noch drei weitere Titel auf WTA-250-Ebene folgen, dennoch blieb die Hürde für einen Titel auf 1000er-Ebene bei einer Erfolgsquote von 42,4% stets zu hoch.
Emma Raducanu – 1000er-Siegesquote 42,3%
Für Emma Raducanu schien die Tennis-Welt nach ihrem sensationellen Triumphzug bei den US Open 2021, als sie sich aus der Qualifikation heraus ohne Satzverlust zum Titelgewinn spielen konnte, komplett offenzustehen. Doch die zahlreichen Störgeräusche abseits des Courts hemmten bislang die Bestätigung des Husarenritts. Zahlreiche Trainerwechsel und die kürzlich bekannt gewordene Stalker-Affäre lenkten den Fokus der 22-jährigen meist weg vom Tennis. Auch wenn die Britin bislang keinen weiteren Titel nachlegen und auf 1000er-Ebene gerade einmal eine Siegesbilanz von 42,3% abliefern konnte, sollte man die in Toronto geborene Raducanu für die großen Titel noch nicht abschreiben.