Dominic Stricker nach Challenger-Sieg: "Leichte Runden gibt's bei den Erwachsenen nicht mehr"
Dominic Stephan Stricker. Diesen Namen dürfen sich Tennisfans merken. Im Alter von 18 Jahren und sieben Monaten konnte der Schweizer bei seiner erst zweiten Teilnahme auf der ATP-Challenger-Tour seinen Premieren-Titel erringen. Im Finale am vergangenen Sonntag in Lugano besiegte Stricker den ukrainischen Qualifikanten Vitaliy Sachko 6:4, 6:2.
von Florian Heer
zuletzt bearbeitet:
29.03.2021, 11:21 Uhr
Mit Siegen über Jay Clarke aus Großbritannien, Tim van Rijthoven aus den Niederlanden, dem Deutschen Daniel Masur und dem topgesetzten Yuichi Sugita aus Japan (Nummer 109 der ATP-Weltrangliste) kämpfte sich Stricker in das Endspiel des mit 44.820 Euro dotierten Indoor-Hartplatz-Turniers.
Der gebürtige Münsinger aus dem Kanton Bern, der bereits im vergangenen Jahr auf Junioren-Ebene mit seinem Grand-Slam-Erfolg im Stade Roland-Garros für Furore gesorgt hatte und in der Schweiz zum Nachwuchssportler 2020 ausgezeichnet wurde, dominierte das Finale auf heimischem Geläuf. Stricker nahm seinem Gegenspieler drei Mal den Aufschlag ab und servierte mit seinem fünften Ass das Match nach 70 Minuten Spielzeit aus. 6.190 Euro an Preisgeld und 80 Punkte für die ATP-Weltrangliste standen am Ende als Lohn zu Buche.
Wir haben mit dem Teenager nach seinem Turniersieg beim Challenger Città di Lugano gesprochen.
tennisnet: Herzlichen Glückwunsch zum ersten Erfolg auf der Challenger-Tour! Was hat im Endspiel den Unterschied ausgemacht?
Dominic Stricker: Vielen Dank. Ich habe die ganze Woche über sehr gut serviert und heute fühlte ich mich auch gut auf den Beinen und war solide von der Baseline. Gefühlt habe ich fast keine Fehler gemacht. Mein Gegner hat dann begonnen, etwas zu hadern, und ich konnte es sehr gut ausnutzen.
Sie sind mit einer Wildcard ins Turnier gestartet. Sind Sie über Ihre eigene Performance in den letzten sieben Tagen etwas erstaunt?
Ja, schon ein bisschen. Ich hätte gedacht, dass ich vielleicht ein oder zwei Runden gewinnen kann. Am Ende als Sieger dazustehen, ist natürlich der Hammer. Das bedeutet mir sehr viel und ich werde diese Woche nie vergessen. Wir sind alle sehr stolz, werden aber weiter hart arbeiten, damit es so schnell wie möglich einen zweiten Titel gibt.
Es galt in dieser Woche, einige toughe Matches zu überstehen. Was waren die entscheidenden Momente?
Es war bestimmt von Vorteil, dass ich durch die erste Runde relativ locker durchkam. In der zweiten Runde musste ich allerdings zwei Matchbälle abwehren. Dies hat mir geholfen. Auch der Halbfinalsieg gegen Yuichi Sugita hat mir gutgetan. Insgesamt habe ich mich die gesamte Woche sehr wohl gefühlt.
Es waren in Lugano keine Zuschauer vor Ort. Empfanden Sie dies als schade oder hat es vielleicht sogar geholfen befreiter aufspielen zu können?
Mittlerweile ist es normal, dass nicht so viele Leute da sind. Einige waren jedoch hier und es kam dadurch ein wenig Stimmung auf.
Sie sind als Nummer 874 der ATP-Weltrangliste in das Turnier gestartet. Laut Live-Ranking wird dies durch den Titelgewinn fast halbiert werden. Im ATP Race to Turin sind Sie aktuell vor Ihren namhaften Landsleuten Stan Wawrinka und Roger Federer platziert. Wohin soll die Reise gehen?
(lacht) Das ist natürlich toll, dass es jetzt so schnell nach vorne ging und ich werde weiter hart daran arbeiten, dass es auch so weiter geht. Ich freue mich, weiter Punkte sammeln zu können. Vor der Saison haben mein Team und ich uns das Ziel gesetzt, am Ende des Jahres in die Top 500 zu kommen. Das werden wir jetzt wohl etwas anpassen dürfen (lacht). Aber mal schauen, ich werde weiter versuchen, so weit wie möglich nach vorne zu kommen.
Wer ist Teil Ihres Teams?
Mein Coach ist Sven Swinnen, mein Konditionstrainer heißt Beni Linder. Dazu gehören aber auch Michael Lammer und das ganze Team von Swiss Tennis sowie natürlich meine Eltern. Wenn ich in der Schweiz spiele, begleiten sie mich auch gerne zu den Turnieren. Da ich allerdings in letzter Zeit auch öfter im Ausland unterwegs bin, geht sich das nicht immer aus.
Sie haben im vergangenen Jahr die Juniorenkonkurrenz im Einzel und im Doppel bei den French Open gewonnen. Was sind die größten Unterschiede zwischen der Junioren-Tour und dem Pro Circuit?
Bei den Junioren gibt es noch die ein oder andere „leichte Runde“. Dies existiert im Erwachsenenbereich nicht mehr. Hier gilt es in jedem Match alles zu geben. Man muss sich jeden Punktgewinn hart erarbeiten. Es wird einem nichts mehr geschenkt. Auch im Kopf ist es eine andere Geschichte, da man sich keinen Patzer mehr erlauben darf. Es ist toll, auf der Challenger-Tour unterwegs sein zu können. Es wird auf den Spieler geschaut, auch die Organisation vor Ort ist sehr gut.
Wie ist Dominic Stricker abseits des Platzes? Gibt es bestimmte Hobbys, denen Sie nachgehen?
Neben dem Tennis spiele ich sehr gerne Golf. Das hilft mir auch, mal den Kopf abschalten zu können. Außerdem unterstütze ich den Fußball-Club Young Boys Bern.
Vielen Dank für die Eindrücke und weiterhin viel Erfolg.