Dominic Thiem im Interview: Ein Doppel mit David Alaba ist immer drin!
Dominic Thiem wurde gestern Abend im Rahmen der ATP Finals in Turin verabschiedet. Nach der Zeremonie fand der US-Open-Champion von 2020 auch ein paar Minuten Zeit, um mit tennisnet zu sprechen.
von Von Jens Huiber aus Turin
zuletzt bearbeitet:
15.11.2024, 21:34 Uhr
Der Freitag in Turin war lang für Dominic Thiem - aber auf eine gute Art und Weise. Thiem ist ja auf Einladung der ATP zu den ATP Finals gekommen, hat schon am Donnerstag ein paar Bälle mit Jugendlichen geschlagen. Und stand dann am Freitag im Mittelpunkt des Abschieds (no offense gegenüber John Millman, Ivo Karlovic und Joao Sousa) jener Profis, die in dieser Saison endgültig ihre Karriere beendet haben.
Thiem hat am Nachmittag als Zuschauer den Sieg seines alten Kumpels Alexander Zverev gegen Carlos Alcaraz begleitet, auch die Abendpartie zwischen Casper Ruud und Andrey Rublev wollte er sich in aller Ruhe anschauen. Davor galt es allerdings noch einen kleinen Medienmarathon zu absolvieren. Die letzte Etappe dabei: das Gespräch mit tennisnet.com.
Tennisnet: Dominic. Wer genau hingehört hat: Sie haben von allen den meisten Applaus bekommen, die Leute haben sich schon gestern um Sie geschart. Was macht das mit Ihnen?
Dominic Thiem: Das ist schon schön, aber das ganze Event ist einfach geil. Jetzt bin ich fast ein bisserl traurig, dass ich fünf mal in London gespielt habe. Ich hätte lieber 3:2 oder 4:1 dort und hier in Turin gespielt. Es fühlt sich aber auch entspannt an, mit einer völlig anderen Perspektive hierher zu kommen. Fast schon als Fan. Sascha und Carlos habe ich mir schon angeschaut, Ruud und Rublev nehme ich auch noch mit. Es macht Spaß, alle hier wiederzusehen. Wenn man als Spieler hier ist, dreht sich alles nur ums Match, Regeneration, Vorbereitung. Man gar keine Zeit, mit den vielen Leuten zu plaudern.
Tennisnet: Fünf Mal für die ATP Finals qualifiziert - das ist für die österreichischen Fans ja schon fast eine Selbstverständlichkeit geworden. Für Sie damals auch? Können Sie Ihre Leistung jetzt vielleicht sogar noch mehr schätzen?
Thiem: Absolut. Das erste Mal im Jahr 2016 war das eine Riesensache. Da habe ich mich unglaublich gefreut. Da wusste ich es auch echt zu schätzen. Und danach wäre es eine Enttäuschung gewesen, wenn ich es nicht geschafft hätte. Das war im Nachhinein richtig dumm, so dazu denken. Weil wenn ich mir jetzt die Matches in Wien, Paris-Bercy und auch hier angeschaut habe, wie hoch das Level ist, weiß ich eh nicht, wie ich das fünf Mal geschafft habe. Absolut unrealistisch. Es war ein Privileg, so oft bei den Finals dabei zu sein.
Tennisnet: Vier Jahre später auch immer noch besonders: Die Umstände, unter denen Sie das letzte Mal dabei waren. In London 2020, mitten in der Corona-Pandemie …
Thiem: “Ich habe London vier Mal voll erlebt”
Thiem: Das kommt einem völlig absurd vor. Als Jannik gestern gespielt hat, war in der Halle eine unglaubliche Atmosphäre. 2020 war die ganz Welt in einer extrem schwierigen Situation. Der Sport war damals definitiv nicht das Wichtigste. Auch wenn es für viele Leute wohl cool war, dass sie wenigstens ein bisschen Ablenkung durch uns bekommen haben. Ich habe London vier Mal erlebt, wenn es voll war. Das passt schon.
Tennisnet: 2019 haben Sie ihr legendäres Match gegen Novak Djokovic gewonnen, auf allerhöchstem Level. Mit Blick auf das Match etwa zwischen Zverev und Alcaraz - ist das Niveau seitdem vielleicht noch ein bisschen besser geworden?
Thiem: Das lässt sich schwer sagen. Das Tempo war heute natürlich enorm. Was mich beeindruckt hat, weil es auch nie meine größte Stärke war: Wie viele Returns beide reinspielen. Und es servieren hier alle acht Spieler konstant über 215 km/h. Das ist schon Wahnsinn.Und trotzdem kommen so viele Returns zurück.
Tennisnet: Sie haben ausdrücklich gesagt, dass es kein Comeback geben wird. Aber: mit Blick auf Diego Forlan, der vor ein paar Tagen sein Debüt auf der Challenger-Tour gegeben hat - welcher Fußballer müsste sich bei Ihnen melden, damit sie mit ihm bei einem Turnier aufschlagen?
Thiem: Wenn jetzt der David Alaba herkommt und sagt, er will es unbedingt in Kitzbühel oder Bad Waltersdorf 2025 probieren, dann würde ich mir das schon überlegen.
“Do & Co steht über allem”
Tennisnet: Ihr Leben nach der Karriere hat ja extrem schnell Konturen angenommen. Sie treten als Keynote-Speaker bei Events auf, auch Anfang kommenden Jahres bei einem Kongress des Deutschen Tennis Bundes. Ist das halten von Vorträgen auch ein Lernprozess, in dem Sie gerade drinstecken?
Thiem: Absolut. Ich habe vorgestern meine zweite Keynote zu Thiem Energy gehabt. Wenn ich über die Tenniskarriere spreche, ist das natürlich überhaupt kein Problem. Da habe ich immer irgendwas zu erzählen. Bei Thiem Energy spreche ich ja zu Leuten, die im Thema noch viel tiefer drin sind als ich. Denen muss ich nicht erklären, wie das Projekt funktioniert. Ich muss da eher meine Motivation darlegen, warum ich da so dahinter stehe.
Tennisnet: Zum Abschluss: Sie kommen hierher als Grand-Slam-Champion, als zweimaliger Finalist der ATP Finals. Was bietet einem die ATP da als Programm und Goodies?
Thiem: Wir können zum Beispiel im Players´ Bereich essen, was sensationell ist …
Tennisnet: Moment! Besser als in Wien?
Thiem: Ok, das nicht. Der Willi Hohenwarte macht das unvergleichlich gut. Do & Co steht immer über allem. Und dann können wir die Matches von den besten Plätzen aus sehen. Das habe ich davor noch nie.