Dominic Thiem vor Wimbledon: „Feld rutscht enger zusammen“
Dominic Thiem hat sich nach dem zweiten French-Open-Finale seiner Karriere eine Verschnaufpause gegönnt. Gut drei Wochen nach dem Endspiel gegen Rafael Nadal schlägt er in Hurlingham bei einer Rasen-Exhibtion auf. Für Wimbledon erwartet er viele enge Matches.
von Lukas Zahrer
zuletzt bearbeitet:
28.06.2019, 11:32 Uhr
Zwei Wochen lang hat Thiem kaum einen Schläger in die Hand genommen. Bei einem Kurzurlaub in Griechenland lud er seine Akkus wieder auf, ehe er mit Bruder Moritz erste Trainingseinheiten ohne Racket absolvierte. „Die Sandplatzsaison war lang. Es ist wichtig, dem Körper Ruhe zu geben, um im Hinblick auf die zweite Saisonhälfte Kraft zu sparen“, erklärte Thiem seine Herangehensweise. „Ich will voll frisch, hungrig und körperlich topfit nach Wimbledon reisen. Das war im letzten Jahr nicht der Fall.“
Erstmals in seiner Karriere verzichtete er im Vorfeld von Wimbledon auf ein Vorbereitungsturnier. Im vergangenen Jahr wurde ihm sein fleißiger Turnierplan zum Verhängnis, als er eine Woche nach Roland Garros in Halle antrat. Zu früh und ein Fehler, wie Thiem später in der Saison zugab: Er verletzte sich in der Vorbereitung leicht, die Wehwehchen zwangen ihn an der Church Road zu einer Aufgabe im Erstrundenmatch gegen Marcos Baghdatis.
„Das Turnier im vergangenen Jahr ist komplett in die Hose gegangen. Es hat mich sehr geärgert, dass ich w.o. geben musste. Aktiv mache ich daher nichts. Passiv werde ich aber Tennis konsumieren, um ein bisschen die Gegner für Wimbledon zu scouten“, gab Thiem wenige Tage nach dem French-Open-Finale seine Agenda für den Juni bekannt.
Dominic Thiem: Training mit Nadal & Wawrinka
Dass Thiem beim Aspall Tennis Classic in seinem Match gegen Nick Kyrgios am Freitag viel Spielrhythmus bekommen wird, darf bezweifelt werden. Doch Thiem reiste bereits zu Beginn der Woche nach England, trainierte dort auf den Plätzen von Roehampton, dem Austragungsort der Qualifikation für Wimbledon, unter anderen mit Rafael Nadal und Stan Wawrinka.
„Es macht Riesenspaß, auf Rasen zu spielen, vor allem weil dieser Abschnitt in der Saison nur so kurz ist“, wischt Thiem die Theorie beiseite, ihm würde das Spiel auf Gras nicht behagen. 2016 bereits gewann er das Turnier von Stuttgart; auf dem Weg zum Titel schlug er im Halbfinale Roger Federer - trotz Satzrückstand. Im Jahr darauf erreichte er in Wimbledon sein bis dato bestes Ergebnis: Im Achtelfinale scheiterte er in fünf Sätzen an Tomas Berdych.
„Das Wichtigste ist die ganze Beinarbeit. Das Rutschen fällt weg, der Körperschwerpunkt liegt viel tiefer“, beschreibt Thiem, worauf es auf Rasen ankommt.
Und weiter: „Auf Rasen ist es viel schwieriger zu breaken. Ein blöder Aufschlagverlust kann dir den Satz kosten. Das gesamte Feld rutscht daher enger zusammen.“
Dennoch sieht Thiem die üblichen Verdächtigen in der Favoritenrolle. Die Unterschiede zu den anderen Belägen werden immer geringer, meinte Thiem, weshalb sich auch in Wimbledon die Top-Spieler immer durchsetzen würden.
Für „das prestigeträchtigste Turnier im Tennis“, wie Thiem das dritte Grand Slam des Jahres nennt, setzt er sich keine konkreten Ziele. Die körperliche Fitness stehe im Vordergrund. „Spiele ich mein normales Tennis, habe ich gute Chancen, relativ weit zu kommen“, sagte er.