Doppel-Legende Bob Bryan im Interview: „Tommy Haas hat noch nie einen Ruhetag eingelegt“

Bob Bryan hat in seiner Karriere unfassbare 119 Titel auf der ATP-Tour gewonnen, drei davon in Wimbledon und allesamt mit seinem Zwillingsbruder Mike. Ein kurzes Gespräch vor dem Start des Legendenturniers in Wimbledon.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 06.07.2022, 11:04 Uhr

Bob und Mike Bryan bei ihrem letzten gemeinsamen Wimbledon-Sieg 2013
© Getty Images
Bob und Mike Bryan bei ihrem letzten gemeinsamen Wimbledon-Sieg 2013

Von Jens Huiber aus London

Die Veranstalter des Legendenturniers in Wimbledon mögen die Paarungen mixen und matchen, wie es ihnen beliebt, eines ist aber in Stein gemeißelt: Die Bryan Brothers Bob und Bryan treten Seite an Seite an. In diesem Jahr in einer Gruppe mit Jürgen Melzer/Gilles Muller, Fernando Gonzalez/Sebastian Grosjean und Jonathan Marray/Frederik Nielsen.

Vor Beginn der Veranstaltung hat sich Bob Bryan in der Media Row ein paar Minuten Zeit für ein Gespräch genommen.

tennisnet: Mr. Bryan. Wie halten sie sich derzeit in Form?

Bob Bryan: Nur damit, indem ich meinen Kindern hinterherrenne. Ich habe drei Kinder - zehn, acht und sechs Jahre alt - sie spielen alle Tennis. Wir haben hier einfach eine schöne Zeit in Wimbledon, fast wie Urlaub. Und meine Kinder laufen ihren Lieblingsspielern nach.

tennisnet: Die da wären?

Bryan: Mein Sohn Bobby liebt Carlos Alcaraz. Er ist erst acht Jahre alt und er versucht schon ständig diesen Stoppball. Und ich sage ihm ständige, dass er das noch nicht kann. Niemand kann diesen Ball so gut schlagen wie Carlos. Aber er hört nicht auf mich. Er möchte so sein wie Alcaraz. Oder wie Nick Kyrgios.

tennisnet: Irgendwelche Ambitionen?

Bryan: Es ist ein ganz harter Weg an die Spitze. Ich würde es toll finden, wenn sie im College spielen würden. Den meisten Spaß im Tennis hatten Mike und ich, als wir für die Stanford University gespielt haben.

tennisnet: Wenn man sich ein wenig bei den Profis hier umhört, heißt es oft: Jack Sock ist der beste Doppelspieler. Sind Sie damit einverstanden?

Bryan: Jack Sock und egal wer ist ein schwierig zu schlagendes Team. er hat einfach so viele Waffen. Er hat eine Vorhand, die die Doppelspieler normalerweise nicht kennen. Der Ball kommt extrem schnell von seinem Schläger. Er hat einen großartigen Aufschlag. Und auch der Return ist für einen Doppelspieler sehr gut. Wer weiß, wie gut er sich hier mit Denis Kudla schlägt - sie könnten sogar den Titel holen (mittlerweile mussten Kudla und Sock verletzungsbedingt aussteigen - Anm. d. Red.).

"Der Sieg von Kokkinakis und Kyrgios war cool für das Doppel"

tennisnet: Wen sehen Sie sonst noch unter den Favoriten?

Bryan: Ram und Salisbury haben ein Spiel, das wie gemacht für den Rasen ist. Beide haben hier noch nicht gewonnen und sind richtig hungrig. Mektic und Pavic haben hier letztes Jahr zugeschlagen und gerade einen Lauf, die haben, glaube ich, vier ihrer letzten fünf Turniere gewonnen.

tennisnet: Wie hat Ihnen die Entwicklung bei den Australian Open gefallen, als plötzlich Nick Kyrgios und Thanasi Kokkinakis den Titel geholt haben? Eigentlich ja zwei Einzelspieler …

Bryan: Ich glaube, das war sehr cool für den Doppel-Wettbewerb. Sie haben eine komplett neue Zuschauerschicht zu unserem Sport gebracht. Die Leute im Publikum: Das waren keine Tennisspieler. Sondern Kids von der Straße. Ein sehr urbanes Publikum. Alle haben gerufen, es war laut. Es war pure Unterhaltung. Kyrgios und Kokkinakis haben von der Grundlinie gespielt. So kann man im Doppel manchmal auch gewinnen. Nicht immer.

tennisnet: Wie ernst nehmen Sie das Legenden-Turnier hier?

Bryan: Mein Bruder nimmt auf jeden Fall alles sehr ernst. Wir wissen aber nicht, wie sich das Turnier hier entwickeln wird. Alle sind zurückgetreten. Ich spiele nicht viel, Mike spielt nicht viel. Aber jeder hier sagt, dass er nicht viel spielt. Ich glaube aber, dass es keine ganz klaren Ergebnisse geben wird. Jeder kann ja noch spielen. Wir sind ja schon am älteren Ende des Legendenturniers. Baghdatis und Malisse sind noch in ihren 30ern, Melzer hat seine Karriere erst vor einem Jahr beendet, Nielsen erst vor einem Monat. Und Tommy Haas hat in seinem ganzen Leben noch keinen Ruhetag vom Tennis eingelegt.

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von Jens Huiber

Mittwoch
06.07.2022, 14:03 Uhr
zuletzt bearbeitet: 06.07.2022, 11:04 Uhr

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