DTB-Kapitän Michael Kohlmann: "Sinner wird vor Paris auf seine Matches kommen"

Michael Kohlmann ist nach Ende der BMW Open zum ATP-Masters-1000-Turnier nach Madrid gereist. Im Interview mit tennisnet spricht der deutsche Davis-Cup-Kapitän über seine Erfahrungen in der Caja Magica, die Serie des Rafael Nadal und die beiden Youngster Justin Engel und Diego Dedura.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 23.04.2025, 21:25 Uhr

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Michael Kohlmann betreut in Madrid 2025 in erster Linie Jan-Lennard Struff
© Getty Images
Michael Kohlmann betreut in Madrid 2025 in erster Linie Jan-Lennard Struff

Michael Kohlmann ist seit dem Sonntagabend in Madrid, hat darob die Qualifikationspartien der deutschen Spieler allesamt beobachtet. Und ist in der laufenden Woche auch in der Rolle als Betreuer von Jan-Lennard Struff unterwegs. Während des Gesprächs mit tennisnet läuft gerade das Match von Sebastian Ofner gegen Hugo Gaston - bei dem Kohlmann mit seinem Tipp eines Zwei-Satz-Erfolges des Österreichers richtig lag.

Tennisnet: Herr Kohlmann. Wie gefällt Ihnen die Caja Magica im Sommer?

Michael Kohlmann: Die Anlage ist echt was Besonderes. Als Tennis-Fan kommt man hier voll auf seine Kosten. Die Stadien haben wir ja schon im Davis Cup erlebt.

Tennisnet: Wie sind Ihre Erinnerungen an die Partien gegen Chile, Argentinien und Großbritannien? Die große Stimmung gab es ja eigentlich in erster Linie bei den Spaniern in der ganz großen Halle …

Kohlmann: Ich glaube sogar, wenn wir gegen England gewonnen hätten, hätten wir gegen Spanien gespielt. Unsere Matches waren damals jetzt nicht sonderlich gut besucht. Es waren viele aus England, viele Chilenen und viele Argentinier da, aber sehr, sehr wenige Deutsche. Insofern war die Stimmung damals sehr dürftig. Wir haben auch einmal ganz, ganz spät gespielt, weil ein Spiel vor uns ganz lange gedauert hat. Also das waren ganz komische Bedingungen damals noch, weil zwei Spiele an einem Tag stattfanden pro Platz. Und ja, das ist jetzt eine Erfahrung gewesen, die man gemacht hat, aber nicht unbedingt machen muss.

Tennisnet: Es ist die erste Veranstaltung hier, bei der Rafael Nadal offiziell im Ruhestand ist.Nadal hat unfassbar oft hintereinander in Monte-Carlo, Barcelona, Madrid und im Zweifel auch Rom gewonnen.Schätzt man seine Leistung jetzt umso mehr, wenn man sieht, dass sich etwa Carlos Alcaraz, der Sieger in Monte-Carlo, eben nicht auch den Titel in Barcelona holen konnte?

“Einfach andere Bedingungen als bei Nadal”

Kohlmann: Nadal hat es ja sogar Woche an Woche an Woche hintereinander weggewonnen. Das ist ja noch mal viel außergewöhnlicher, weil er fast gar keinen Tag Pause hatte. Mittlerweile haben wir in Madrid und Rom zweiwöchige Events und immer mal einen Tag Pause. Das macht es eigentlich ein bisschen leichter macht, weil man besser regenerieren kann. Alcaraz zum Beispiel hat jetzt eigentlich nach dem Finale von Barcelona sogar bis Samstag, also sprich hat fünf Tage Pause - oder zumindest kein Match. Das sind einfach andere Bedingungen als bei Rafael Nadal. 

Tennisnet: In Rom wird dann auch Jannik Sinner zurückkehren. Was trauen Sie ihm zu?

Kohlmann: Mein persönliches Gefühl ist, dass ihn die lange Pause vielleicht kurzfristig nicht dazu bringen wird, Rom zu gewinnen. Aber ich glaube, langfristig für das Jahr wird es ihm eher helfen, dass er vielleicht mal wirklich 30 Tage abschalten konnte und ja, auch nicht dieses Gefühl, diesen Druck hatte, jeden Tag zu trainieren und ready zu sein. Ich glaube schon, dass er da ganz gut zurückkommen wird. Und es wird wohl nicht so leicht sein wird, ihn in Rom vor heimischem Publikum dann auch zu schlagen. Aber er hat ja auch in Hamburg gemeldet, also er wird auf seine Matches definitiv kommen vor Paris. Und in Paris sollte man Jannik Sinner definitiv auf der Liste haben. 

“Justin Engel und Diego Dedura brauchen diese Erfahrungen”

Tennisnet: In der vergangenen Woche waren Sie täglich bei den BMW Open. Wie hat Ihnen die erste Ausgabe als 500er-Turnier gefallen?

Kohlmann: Erstmal kann man nur Patrik Kühnen und seinem gesamten Team gratulieren, auch Michael Mronz für die Organisation. Man muss ehrlicherweise sagen: Es ist ein komplett neues Turnier. Dadurch, dass sie die Plätze teilweise anders angeordnet haben, die Stände, die Zelte. Der neue Center Court hat mir sehr gut gefallen. Sascha Zverev hat das Turnier gewonnen, Kevin Kraiwetz und Tim Pütz sind im Finale gewesen. Ich glaube nach Australien und einer relativ langen Durststrecke der deutschen Spieler, gab es jetzt mal wieder positive Nachrichten zu vermelden. Ich fand es sehr positiv auch, wie sich die Jungen geschlagen haben. 

Tennisnet: Diego Dedura und Justin Engel. Unterschiedliche Spieler, die den Fans dennoch viel Freude gemacht haben. 

Kohlmann: Diego hat in München gegen Mackenzie McDonald ein extrem gutes Match gespielt. Das war, mit das Beste, was ich von ihm auf dem Level gesehen habe. Man muss ja auch immer die Umstände ein bisschen berücksichtigen. Ich fand ihn auch hier in Madrid in der Qualifikation extrem gut. Es war ein über zwei Sätze lang sehr, sehr gutes Match gegen Daniel Galan, einen Top-100-Spieler. würde ich sagen, nein. Justin hatte ja schon letztes Jahr, damals in Kasachstan, seine erste Wildcard bekommen auf diesem Level. Und er hat in München gegen Fabian Marozsan sehr gut gespielt, wird Hamburg spielen. Und diese Erfahrungen sind einfach super wichtig. Man kann nur hoffen, dass sie dann die richtigen Schlüsse ziehen und die richtigen Sachen dann auch mitnehmen und trainieren - weil fleißig sind sie beide. Aber diese Erfahrung brauchen sie, auch Niederlagen brauchen sie, um wirklich dann die nächsten Schritte machen zu können.

von Jens Huiber

Donnerstag
24.04.2025, 07:59 Uhr
zuletzt bearbeitet: 23.04.2025, 21:25 Uhr