Ein wütender Michael Stich und andere Geschichten aus dem Leben eines Tennis-Fotografen
Seit über 50 Jahren ist Juergen Hasenkopf als Tennis-Fotograf tätig. In dieser Zeit erlebte der Deutsch-Australier so einiges.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
24.01.2025, 17:29 Uhr
Wer kann schon auf eine über 50-jährige Karriere als Tennis-Fotograf zurückblicken? Juergen Hasenkopf kann. Der Deutsch-Australier überraschte einst als 18-jähriger Jungspund, der gerade die Fotografenlehre beendet hatte, seine Eltern damit, als Gastarbeiter nach Australien auszuwandern. (Die Anzeige mit "Immigranten für Australien gesucht“ hat er davor zwei Jahre heimlich aufbewahrt).
So begann nach einer sechswöchigen Schiffsüberfahrt sein elfjähriges Kapitel in Australien, wo er anfangs als "Dunkelkammer-Assistent“, später als Fotograf bei der Polizei sein Geld verdient und nebenher im Melbourner Tennisclub Kooyong bei ihm um die Ecke und bei Fußballvereinen seine ersten Bilder geschossen hat. Zufälligerweise war der Tennisclub der Ort, in dem die Australian Open bis 1987 stattgefunden haben. Die Bilder, die er frühmorgens in der Polizei-Dunkelkammer heimlich entwickelte, schenkte er den SpielerInnen und einem Freund, der sie bei einer Zeitung unter seinem Namen veröffentlichte (so bescheiden ist Juergen übrigens bis heute noch). Exkurs für junge LeserInnen: Früher mussten bei der analogen Fotografie Bilder in einer Dunkelkammer entwickelt werden.
Zurück nach Europa
Hasenkopf hat die Bilder später an deutsche und englische Zeitungen verkauft. Die mussten noch mit der Post von Australien nach England und Deutschland verschickt werden. Das dauerte dann gerne mal zwei Wochen, bis sie ankamen und letztendlich auch veröffentlicht wurden. Unvorstellbar für heutige Verhältnisse.
Um Sportfotograf zu werden, musste er allerdings nach Europa zurück. Der Markt in Australien war zu klein. Zuerst England, über die Schweiz, dann nach München. Dort arbeitete er ein paar Jahre für eine Münchner Sport-Foto-Agentur, bis er eines Tages einen wütenden "Brüll-Anruf“ von Michael Stich bekam, der ein Foto mit nacktem Oberkörper in der Bild-Zeitung entdeckte. Entgegen der Absprache zwischen der Agentur und Stich. Der Agenturchef hat das Bild von Hasenkopf an die Bild-Zeitung verkauft, obwohl es eigentlich nur für Charity-Zwecke und zur Promotion eines Turniers gedacht war.
Daraufhin hat Juergen spontan gekündigt und ab diesem Moment war er als freiberuflicher Fotograf unterwegs, hat viel für die Zeitschrift “Bunte“ geknipst und damit auch sehr viel Geld verdient. Zunächst als Fotografen-”Allzweckwaffe“, später ausschließlich als Tennis Fotograf, auch für viele Tennismagazine.
Zoff mit Steffi Graf
Das Karriereende von Becker und Graf bedeutete auch das Ende des Tennisbooms in Deutschland. Er war einer der Wenigen, die weiter ihrem Traumberuf Tennis-Fotograf auf den weltweiten Tennisturnieren nachgehen konnten.
Mit Steffi Graf hat er es sich übrigens zu US-Open-Zeiten verscherzt und wurde von ihr als die Personifizierung der deutschen Presse verbannt, die ihr zu schmutzig über ihre Liaison mit dem Rennfahrer Michael Bartels berichtete. (Dabei hat er sie nur mit zwei Einkaufstüten und ohne Fotoapparat vor ihrer New Yorker Haustür getroffen. Das musste mal klargestellt werden).
Andere schöne Erfahrungen mit Martina Hingis, Philipp Kohlschreiber oder Boris Becker sind ihm aber geblieben und wenn man Juergen Hasenkopf ließe, könnte er weiter stundenlang über seine über 50-jährige Leidenschaft für das Tennis berichten.