Erste Bank Open: In Wien ließ man wieder alle Spieler hochleben
Ein Lokalmatador, der sich bis ins Finalwochenende kämpft? Das würde man in Wien natürlich immer nehmen. Aber auch nach dem Anschein von Dominic Thiem war die Stimmung in der Stadthalle durchgehend grandios.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
29.10.2024, 09:02 Uhr
Alles gründet natürlich auf subjektivem Empfinden. Aber dass gerade Brad Gilbert um die Ecke kommt. um die Stimmung in Paris-Bercy zu loben - und nicht jene in Wien - das ist dann schon nah an einer Frechheit dran. Gut, Gilbert schränkte beim Kurznachrichtendienst X zwar ein, dass es ganz besonders brodelt, wenn ein französischer Spieler in Bercy aufschlägt. Aber das ist ja keine Kunst! Und, Brad, hat man Dir in Wien nicht auch zugejubelt, als Du mit Deinem Sieg gegen Karel Novacek im Jahr 1986 das Konzept von „Winning Ugly“ erstmals vor vollbesetzten Zuschauerrängen zur Aufführung gebracht hast?
Natürlich bebt in Paris-Bercy die Halle bei einem Match von (wie am gestrigen Montag) Ugo Humbert genauso wie jene in Turin, wenn Jannik Sinner dort in wenigen Tagen nach dem Titel bei den ATP Finals greift. Aber: Würden die Franzosen oder Italiener bei einem Halbfinale zwischen Karen Khachanov und Alex de Minaur ebenso viel Stimmung machen, wie das in Wien am Samstag der Fall war? Zweifel sind angebracht.
Sinner und Medvedev 2025 wieder in Wien dabei?
Herwig Straka, der Turnierchef der Erste Bank Open, hat bei der Abschluss-Pressekonferenz ja auch angemerkt, dass der Erfolg des nunmehr 50 Jahre alten Events nicht mehr von einem guten Abschneiden eines Lokalmatadors abhängig ist. Was nicht heißt, dass sich Straka nicht an einem Erfolgslauf von, sagen wir, Joel Schwärzler erwärmen könnte.
Aber die Wiener Fans haben im Adoptieren von Lieblingen mittlerweile eine große Meisterschaft entwickelt: Alexander Zverev kommt in der österreichischen Bundeshauptstadt exzellent an, vor ein paar Jahren spielte sich Frances Tiafoe in die Herzen der Zuschauer, im Vorjahr war es der spätere Champion Jannik Sinner. Dass dieser bei der aktuellen Ausgabe fehlen würde, wusste Herwig Straka schon früh. Die Hoffnung ist da, dass der Weltranglisten-Erste im kommenden Jahr wieder nach Wien kommt. Bei Daniil Medvedev gibt es dazu sogar schon eine mündliche Zusage.
Gut so. Denn für die großen Stars der Szene kann sich das Wiener Publikum natürlich erst recht begeistern.